Essen. Polizei geht aktuell 37 Verdachtsfällen verbotener Rennen nach. Das sind schon jetzt mehr als im gesamten ersten Jahr nach der Gesetzesnovelle.

Die Zahl der verbotenen Kraftfahrzeugrennen steuert auf eine neue Höchstmarke zu: Seit Jahresbeginn hat die Polizei Essen 37 Strafanzeigen nach einem entsprechenden Verdacht eingeleitet, berichtete deren Sprecher Pascal Schwarz-Pettinato auf Anfrage. Das sind schon jetzt drei Verfahren mehr als im gesamten Jahr 2018, nachdem der sogenannte Raser-Paragraf eingeführt worden war. Seitdem haben die Fälle kontinuierlich zugelegt, auch weil die Gesetzeslage den Beamten auf der Straße mehr Handlungssicherheit gibt.

Zudem registriert die Behörde seit Jahresbeginn mehr Verabredungen der PS-Szene in den sozialen Medien. Die Einsatzkräfte sind verstärkt an den Hotspots in der Stadt präsent und bereits bei 19 Treffen vorstellig geworden.

Bislang sei man gut gefahren mit der Strategie, bekannten Treffpunkten vor allem präventive Besuche abzustatten, um etwa an der Zeche Zollverein, auf der Rüttenscheider Straße, auf dem Berthold-Beitz-Boulevard oder auch am Niederfeldsee zu signalisieren, dass man die Klientel mit den Karossen im Blick hat.

Über Platzverweise hinaus seien bislang aber „keine herausragenden Maßnahmen notwendig gewesen“, sagt Schwarz-Pettinato. Regelmäßig werden die Fahrzeuge bei solchen Zusammenkünften auf ihren technischen und zulassungsrechtlichen Zustand hin kontrolliert.

Duelle auf der Straße sind eher die Ausnahme

Dabei stößt die Polizei immer wieder auf jene Regelbrecher, die den behördlichen Handlungsbedarf forcieren: Junge Männer meist, die grob verkehrswidrig und rücksichtslos Gas auch im Stand geben, mit quietschenden Reifen und ausbrechendem Heck von einer Ampel zur nächsten rasen, auch ohne sich mit einem zweiten Beteiligten zu messen.

Beschleunigungsrennen heißt das im Fachjargon und das kann unter bestimmten Umständen genauso als Straftat auf der Straße gewertet werden wie eine Verfolgungsfahrt mit der Polizei oder ein direktes Duell zwischen zwei Autofahrern, was in Essen glücklicherweise nicht so häufig vorkommt.

Auch wenn es im laufenden Jahr bereits 37 Verfahren sind, spricht die Polizei nach wie vor davon, dass es in Essen nach wie vor keine größeren aktiven Gruppen aus Tunern, Posern oder auch Rasern gebe.

Damit die Sanktionen die Szene nicht vom Rhein an die Ruhr lenken

Damit dies so bleibt, will man den Druck beibehalten - auch um Verdrängungseffekten vorzubeugen, wenn die Behörden in anderen Städten einen Kontrollgang hochschalten. Wie etwa in Dortmund oder in Düsseldorf, wo Autoposer im Wiederholungsfall neuerdings mit extrem hohen Geldstrafen sanktioniert werden sollen. Fallen sie binnen drei Jahren ein zweites Mal auf, wird ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro fällig. Gefährden sie durch ihr unverbesserliches Verhalten Menschen, droht sogar die Zahlung von 10.000 Euro.

Auch die Stadt Essen will sich mit diesem bundesweit einmaligen Vorstoß auseinandersetzen - schon deshalb, damit die drastischen Sanktionen am Rhein die Szene nicht in Richtung Ruhr lenken.