Essen. Das Präsidium kündigt verstärkte Verkehrskontrollen an. Polizei will vorbeugend signalisieren: Essen ist kein gutes Pflaster für Poser und Raser.

Kurz vor Ostern macht sich die Polizei in Essen auf die Suche - nach PS-Protzern und Autoposern, die alle Jahre wieder aus dem Karfreitag ihren „Car-Freitag“ machen wollen. Auch wenn die Szene den Ordnungshütern zwischen Karnap und Kettwig in der Vergangenheit noch nicht allzu viele Eier ins Nest gelegt hat, werden an diesem Feiertag mehr Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein, sagt Polizeisprecherin Vivien Volkmann.

Da in Essen nach wie vor keine größeren aktiven Gruppen aus Tunern, Posern oder auch Rasern existierten, setze man vor allem auf Vorsorge, „damit das auch so bleibt“. Denn seit Jahresbeginn registriere man in den sozialen Medien verstärkt Verabredungen zu solchen Treffen.

Neben Geschwindigkeits- und Schwerpunktkontrollen im Stadtgebiet will die Polizei verstärkt dort präsent sein, wo junge Männer mit ihren Boliden erfahrungsgemäß am häufigsten unterwegs sind. „Die Kräfte auf den Straßen werden der Lage angepasst und flexibel reagieren können“, so Volkmann.

Das Klientel mit den Karossen im Blick behalten

Bislang sei man gut gefahren mit der Strategie, bekannte Treffpunkte vor allem präventiv anzufahren, um etwa an der Zeche Zollverein, auf der Rüttenscheider Straße, auf dem Berthold-Beitz-Boulevard oder auch am Niederfeldsee zu signalisieren, dass die Polizei die Klientel mit den Karossen sehr wohl im Blick hat, weil sie unangenehm auffällt, für Beschwerden, aber auch gefährliche Situationen sorgt.

Mitte Februar kam es zuletzt zu einem schweren Verkehrsunfall im Zusammenhang mit der Tuner-Szene. Durch zivile Polizeibeamte sollte ein Audi RS3 am Sulterkamp in Bergeborbeck nach Verkehrsverstößen angehalten und kontrolliert werden. Doch der Fahrer gab Gas und flüchtete mit über 100 Stundenkilometern durch die Stadt, bevor er in eine Baustelle krachte. Die Ermittlungen ergaben, dass er nicht im Besitz eines Führerscheins war.

„Ohne Benehmen und eigenes Auto“

Oder Fahrer neigen mit kurzen Beschleunigungsrennen und durchdrehenden Reifen zu einem ordnungswidrigen und teilweise delinquenten Fahrverhalten, so die Polizei. „Das sind vor allem junge Männer, die mit meist geliehenen Boliden die Straßen unsicher machen“, sagte Ulrich Sievers, Chef der Verkehrsdirektion bei der Essener Polizei, als im vergangenen Jahr die Besondere Aufbauorganisation (BAO) „Szenebildung“ ins Leben gerufen wurde.

Denn man hegte da durchaus eine Befürchtung: Dass die Poser-Szene „ohne Benehmen und ohne eigenes Auto“ zur Raser-Szene mutieren könnte, wenn man sie nur gewähren ließe. Mit ihrer Präsenz-Strategie und auch punktuellen Großkontrollen wie zum Beispiel in Rüttenscheid verhinderte die Polizei womöglich, dass Essen in den Sommermonaten als neues heißes Pflaster entdeckt wird, während die Behörden in Dortmund und Gelsenkirchen der Szene das Leben auf den vier breiten Rädern gleichsam schwer machten. Doch die nicht auszuschließenden Verdrängungseffekte über Stadtgrenzen hinweg stellten sich nicht ein.

Hinweise auf Treffen der Dortmunder Szene in Essen

„Vielleicht auch coronabedingt“, so Vivien Volkmann, sei es relativ ruhig geblieben.

Dabei hatte die Polizei durchaus deutliche Hinweise darauf, dass sich die sogenannte „Wallszene“ in Richtung Essen mit dem Ziel Zollverein aufmachte, um dem Kontrolldruck in „ihrem“ Dortmunder Revier zu entgehen. Doch als Beamten am Weltkulturerbe eintrafen, hatte sich das Treffen bereits erledigt. Der hauseigene Sicherheitsdienst konnte das Feld bereinigen.

Nach Erfahrungen der Behörde sei bei solchen Treffen in der Regel nicht die klassische Tunerszene das eigentliche Problem, sondern es seien meist arabischstämmige Fahrer, die sich mit ihren Boliden dazu gesellten und regelmäßig aus der Reihe tanzten.

Sie sind es, die den polizeilichen Handlungsbedarf auf den Straßen beschleunigten: Junge Männer, seltener auch Frauen, die grob verkehrswidrig und rücksichtslos Gas auch im Stand geben, mit quietschenden Reifen und ausbrechendem Heck von einer Ampel zur nächsten rasen, auch ohne sich mit einem zweiten Beteiligten zu messen.

Auch Beschleunigungsrennen können als Straftaten gelten

Beschleunigungsrennen heißt das im Fachjargon und das kann unter bestimmten Umständen genauso als Straftat auf der Straße gewertet werden wie ein Duell zwischen zwei Autofahrern, was in Essen laut Polizei glücklicherweise nicht so häufig vorkommt.