Essen. Die Polizei hat die Stadt über das Vorgehen Düsseldorfs gegen die PS-Szene informiert. Es drohen Zwangsgelder in noch nicht dagewesener Höhe.

Sie lassen die Motoren ihrer Boliden aufheulen, beschleunigen, was der Pneu hält, gehen vor roten Ampeln abrupt in die Eisen und erregen so nicht nur die Gemüter, sondern auch die erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei. Da auch die Essener Behörde die Erfahrung gemacht hat, dass sich eine gewisse Rowdy-Klientel auf den Straßen durch die üblichen nicht mal dreistelligen Bußgelder, die für Auto-Poser und PS-Protzer fällig werden, kaum beeindrucken lässt, soll nun geprüft werden, ob die Stadt nicht einen Ordnungsgang höher schalten kann. Durch drastische Zwangsgelder könnte Essen für die Szene zu einem sehr teuren Pflaster werden.

Nach Informationen dieser Zeitung ist Essens Polizeichef Detlef Köbbel auf das Ordnungsamt zugegangen, um für ein bislang bundesweit einzigartiges Vorgehen der Behörden in Düsseldorf zu werben: In der Landeshauptstadt werden Autoposer im Wiederholungsfall neuerdings mit hohen Geldstrafen sanktioniert. Sollten sie binnen drei Jahren zum zweiten Mal auffällig werden, wird ein Bußgeld in Höhe von 5000 Euro fällig. Gefährden sie durch ihr unverbesserliches Verhalten Menschen, droht sogar die Zahlung von 10.000 Euro.

Zum Vergleich: Der allgemein gültige Bußgeldkatalog sieht seit November 2021 gerade einmal 80 Euro für solche Regelverstöße im Straßenverkehr vor.

„Wir werden uns mit diesem Thema auseinandersetzen“

Der Vorstoß des Leitenden Polizeidirektors scheint jedenfalls auf einigermaßen fruchtbaren Boden gefallen zu sein: „Wir werden uns mit dem Thema auseinandersetzen“, sagte Ordnungsdezernent Christian Kromberg auf Nachfrage. Man beobachte die Vorgehensweise am Rhein mit großem Interesse. „Sollte Düsseldorf damit erfolgreich sein, könnte ich mir das auch für Essen vorstellen“, so Kromberg. Auch schon deshalb, weil die drastischen Strafen für Verdrängungseffekte sorgen könnten, auf die man dann eine Antwort finden müsse.

Spannend sei nun, wie die Gerichte mit solchen Sanktionen, die in Höhe und Schärfe einmalig sind, umgehen. Da werde Essen den Ausgang möglicher Verfahren erst einmal abwarten. Das erste vorsichtige Fazit aus Düsseldorf fällt jedenfalls vorsichtig positiv aus: 15 Poser stehen dort bereits auf der Liste der Stadt. Und keiner von denen, an die seit Jahresbeginn eine der neuen Ordnungsverfügungen ging, sei bis heute rückfällig geworden, heißt es. Schon die Androhung, 5000 Euro zahlen zu müssen, könnte Wirkung gezeigt haben.

Die Polizei registriert verstärkt Verabredungen zu Szene-Treffen

Die Essener Polizei registriert nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn verstärkt Verabredungen zu Szenetreffen in den sozialen Medien. Neben Geschwindigkeits- und Schwerpunktkontrollen im Stadtgebiet sind die Einsatzkräfte deshalb verstärkt dort präsent, wo die meist jungen Männer mit ihren oft gemieteten hochmotorisierten Autos unterwegs sind.

Bislang sei man gut gefahren mit der Strategie, bekannte Treffpunkte vor allem präventiv anzufahren, um etwa an der Zeche Zollverein, auf der Rüttenscheider Straße, auf dem Berthold-Beitz-Boulevard oder auch am Niederfeldsee zu signalisieren, dass man die die Klientel mit den Karossen sehr wohl im Blick hat, weil sie unangenehm auffällt, für Beschwerden, aber auch gefährliche Situationen sorgt, sagt Polizeisprecherin Vivien Volkmann.

Zuletzt war es Mitte Februar zu einem schweren Verkehrsunfall im Zusammenhang mit der Tuner-Szene gekommen Durch zivile Polizeibeamte sollte ein Audi RS3 am Sulterkamp in Bergeborbeck nach Verkehrsverstößen angehalten und kontrolliert werden. Doch der Fahrer gab Gas und flüchtete mit über 100 Stundenkilometern durch die Stadt, bevor er in eine Baustelle krachte. Die Ermittlungen ergaben, dass er nicht im Besitz eines Führerscheins war.