Essen-Haarzopf. Der Bürgerbusverein Haarzopf präsentiert sein neues Fahrzeug mit Platz für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen. Warum das gut in die Zeit passt.
- Seit 2005 ist der Bürgerbus in Haarzopf, auf der Margarethenhöhe und in Rüttenscheid unterwegs.
- Nach dem Corona-Lockdown musste der Betrieb erst wieder anlaufen.
- Jetzt können auch Rollstühle und Rollatoren mitgenommen werden.
Der Essener Bürgerbus Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid ist jetzt barrierefrei unterwegs. Der Bürgerbusverein präsentierte das neue Fahrzeug in der Neuen Mitte Haarzopf. Warum das für die Fahrgäste eine gute Nachricht ist.
Einen barrierefreien Bürgerbus gibt es ab sofort nicht nur in Haarzopf, sondern auch in Kettwig und Mülheim-Styrum. Für Fahrgäste, die das Angebot nutzen, von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern von Haarzopf oder der Margarethenhöhe bis zum Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid gefahren zu werden, ist das eine wichtige Neuerung: Viele von ihnen sind mit Rollator, Rollstuhl oder auch mit einem Kinderwagen unterwegs.
Rollstuhlfahrer müssen im Essener Bürgerbus eine Begleitperson dabeihaben
Während bei den alten Fahrzeugen drei Stufen zu bewältigen waren, können sie den Niederflurbus jetzt problemlos nutzen und ihre Gefährte mitnehmen. „Bei Rollstuhlfahrern muss allerdings eine Begleitperson dabei sein, weil der Rollstuhl festgeschnallt werden muss. Er muss gesichert sein, wenn der Bus scharf bremsen muss“, sagt Hans Zilles, Vorsitzender des Bürgerbusvereins. In den Mercedes Sprinter, der offiziell als Pkw gilt, passen neben dem Fahrer acht Fahrgäste plus ein Rollstuhl oder Kinderwagen oder mehrere Rollatoren, die ebenfalls per Gurt im Fahrzeug gesichert werden.
Der neue Bus wird ab sofort zwischen Haarzopf und Rüttenscheid als Hauptfahrzeug unterwegs sein. Wenn er in die Werkstatt oder zum Tüv muss, wird er kurzzeitig durch den alten, nicht barrierefreien ersetzt. Laut Hans Zilles hat die Ruhrbahn, deren Nahverkehrsangebot der Bürgerbus ergänzt, personell bei den Formalitäten zur Beschaffung des Busses geholfen. Finanziell sei der Kauf des 85.000 Euro teuren Gefährts durch Land, Stadt, Bürgerbusverein und Sponsoren möglich gewesen.
Das Land hat laut Zilles 60.000 Euro dazugetan, die Bezirksvertretungen II und III stellten jeweils 3000 Euro zur Verfügung, die Stadt konnte über die Krupp-Stiftung 15.000 Euro beisteuern. „Wir als Bürgerbusverein haben uns schon mal um ein Darlehen von 15.000 Euro gekümmert, falls irgendwann Reparaturen anfallen“, so Zilles. Die Anschaffung des neuen Fahrzeugs passe politisch gut in die Zeit, in der der öffentliche Nahverkehr barrierefrei gestaltet werde. Es sei ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion.
Bürgerbus möchte seine Strecke verlängern
Der Bürgerbusverein Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid (HMR) will seine Fahrstrecke verlängern und auch die ländlichen Gebiete in Haarzopf und Schuir, das Blumencenter Schley und die Hofmärkte am Schuirweg anfahren.
Erste Überlegungen dazu gab es schon vor Jahren. Stadt und Ruhrbahn müssen dazu grünes Licht geben.
Der Bürgerbusverein besitzt neben den beiden Hauptfahrzeugen noch zwei weitere, die auch für Fahrten und Ausflüge angemietet werden können. Der Verein hatte sich 2003 gegründet, um die Planungen für das Projekt voranzutreiben. Im August 2005 ging der Bürgerbus Haarzopf-Margarethenhöhe-Rüttenscheid nach zwei Jahren Vorlauf auf die Strecke und ist seitdem täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, unterwegs. „Das Besondere ist, dass wir eine innerstädtische Strecke fahren, die meisten Bürgerbusse sind in ländlichen Gegenden unterwegs“, so Zilles.
Sozialdezernent möchte gelegentlich eine Schicht übernehmen
Der Verein habe derzeit 70 Mitglieder und 36 ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer, die den Bus nach dem Motto „Bürger fahren für Bürger“ steuern. Ein weiterer könnte hinzukommen: Sozialdezernent Peter Renzel kündigte bei der Übergabe des neuen Fahrzeugs an, später als Rentner gern Bürgerbus fahren zu wollen und vielleicht schon jetzt samstags gelegentlich eine Schicht zu übernehmen: „Der Bürgerbus ist einfach ein tolles Angebot.“ Was das Ehrenamt ausmacht, schilderten die Fahrer: „Das Wichtigste sind die sozialen Kontakte. Man kommt mit interessanten Menschen zusammen.“
Nach der Corona-Pause würden die Fahrten inzwischen wieder gut angenommen, so der Vorsitzende. Allerdings fehle derzeit rund ein Fünftel der Fahrgäste, weil im Krupp-Krankenhaus wegen Corona weiterhin die Besuchszeiten stark eingeschränkt seien.