Essen. Witzige Dialoge und viel Komik: Essener Rathaus-Theater überzeugt mit „Weiße Turnschuhe“. Es gibt ein Wiedersehen mit „Percy Stuart“ Claus Wilcke

Aus der Feder von René Heinersdorff stammt die neue Boulevard-Komödie, die auf der Bühne im Essener Rathaus-Theater Premiere feierte. „Weiße Turnschuhe“ überzeugt: witzige Dialoge, immer neue Wirrungen, geballte Schauspiel-Komik.

Mit bald 83 Jahren zeigt sich Claus Wilcke, der als Serienheld Percy Stuart von 1969 bis 1972 im Fernsehen kniffelige Fälle löste, dabei fit wie sprichwörtlich ein Turnschuh. Damit ist der Bühnenprofi die ideale Besetzung für die Rolle von Günther Keller. Der ist laut Drehbuch 75 Jahre alt, schlägt aber sportlich viele Jüngere um Längen.

Der Aufstieg zu Günthers „Matterhorn“ im fünften Stock raubt auch Jüngeren den Atem

Im detailverliebten Bühnenbild fehlen sie nicht, die weißen Turnschuhe. Gleich in mehrfacher Ausführung zieren helle Sneaker ein Regal im Rathaus-Theater. Sportskanone Günther joggt, schwimmt und stählt seinen Körper mit Krafttraining. Wie gesund er lebt, verrät sein Glaskühlschrank voller Smoothies in allen Farben und Wasserflaschen. Ansonsten füllen wenige Möbel und hauptsächlich Fitness-Geräte - von der Hantelbank bis zum Sandsack - Günthers Dachwohnung im fünften Stock.

Hier lebt der rührige Rentner seit 40 Jahren. Ohne Aufzug. Den braucht er nicht. Denn der Senior lässt selbst junge Frauen beim Spinning auf den Fahrrädern im Fitnessclub alt aussehen. Aber der Jahrzehnte jüngere Trainingspartner und Nachbar Max Melzer (Florian Odendahl) ringt nach den etlichen Stufen zu Günthers „Matterhorn“ um Luft.

Bitte mal „aaaah“ sagen: Günther (Claus Wilcke, li.) muss plötzlich den Pflegebedürftigen spielen. Pflegerin Sylvia und Sohn Kai sind damit zufrieden.
Bitte mal „aaaah“ sagen: Günther (Claus Wilcke, li.) muss plötzlich den Pflegebedürftigen spielen. Pflegerin Sylvia und Sohn Kai sind damit zufrieden. © Unbekannt | Dennis Haentzschel

Kai Keller (Claus Thull-Emden war kurzfristig für Max Tuveri eingesprungen), sorgt für eine radikale Wende. Günthers Sohn hat das Familienerbe verzockt, vertraute das gesamte Vermögen einem windigen Architekten an. Der hat ihm gleich noch die Frau ausgespannt. Kein Geld mehr da, Günther soll es als Pflegefall verdienen. Kai hat alles eingestielt, ein ärztliches Gutachten gefälscht und die Krankenversicherung informiert. Sein Vater brauche finanzielle Unterstützung, so schwer behindert wie er sei. Stark eingeschränkt im Gehen und Sehen, schwerhörig und obendrein geistig verwirrt. So muss der fitte Alte praktisch von 100 auf null herunterschalten. Und das spielt Wilcke wunderbar lustig.

Die Turnschuhe kommen weg und dafür Windeln ins Regal

Sylvia Weber, die strenge Versicherungsprüferin aus Erfurt (Chapeau für Simone Pfennig), bringt nicht nur ihren sächsischen Akzent, sondern gleich alles für die Pflege mit. Inklusive einer Liege, denn sie will Günther 24 Stunden persönlich betreuen. Die Turnschuhe kommen weg und Windeln ins Regal. Das falsche Spiel unter der Regie von Urs Schleiff nimmt seinen ebenso vertrackten wie unterhaltsamen Lauf und aktiviert dabei auch kräftig die Lachmuskeln des Publikums.

Die Komödie „Weiße Turnschuhe“ ist im Rathaus-Theater bis einschließlich 5. Juni zu sehen. Tickets unter 0201-24555 55 und www.theater-im-rathaus.de http://Mehr_Inhalte_aus_Essen{esc#233146165}[infobox]