Essen. Eine neue App der Uniklinik Essen bietet einen Kurzcheck, ob man als Blutspender geeignet ist. Warum ein Seychellen-Urlaub dagegen sprechen kann.
Die Uniklinik Essen braucht ganzjährig frisches Blut – und perspektivisch frische Blutspender. Mit einer neuen App möchte sie nun Stammspendern und Neukunden helfen, schneller zu einer Blutspende zu gelangen. Das könne auch Jüngere ansprechen, hofft Dr. Christian Temme vom Institut für Transfusionsmedizin der Uniklinik Essen. Aktuell werden besonders Spender mit den beiden Blutgruppen 0+ und A+ gesucht
Uniklinik Essen hofft auf jüngere Blutspender
Die neue App bietet einen Spendercheck, der mit ein paar einfachen Fragen klärt, ob man überhaupt die Kriterien für eine Blutspende erfüllt: „Wiegst Du mit Kleidung weniger als 52,5 kg?“ wird da zum Beispiel gefragt oder: „Hattest Du in den vergangenen vier Wochen Kontakt zu einem Patienten mit gesichertem Covid-19?“, Infekte, Kinderkrankheiten, chronische Leiden und aktuelle Eingriffe werden abgeklopft: Von Autoimmunerkrankung bis Zahn-OP.
Auskunft geben soll man auch über Auslandsaufenthalte und Akupunktur, Piercings, Tattoos, über Drogenkonsum und neue Sexualpartner. Teils recht private bis heikle Informationen. Keine Sorge: Wer hier bejaht, bekommt keinen Anruf von der Uniklinik, sondern einen automatisierten Hinweis des Systems, dass seine Spendenmöglichkeit eingeschränkt sein könnte. Man möge daher mit der Spendenzentrale Kontakt aufnehmen, bevor man zum Blutspenden komme. Es wird auch gezeigt, welche der Aussagen problematisch war: Das kann der Konsum illegaler Drogen ebenso sein wie eine Reise auf die Seychellen – denn die sind Chikungunya-Risikogebiet. Eine Viruserkrankung, die vor allem auf der Südhalbkugel anzutreffen ist.
Spendercheck fragt nach Tattoos, Drogenkonsum und Sexualpartnern
Der Spendercheck lässt sich in einer Minute locker erledigen, wer stets Nein sagen kann, bekommt das Okay, digital einen Termin zu buchen. „Der Check ist eine knappe Zusammenfassung des Bogens, den man vor der Blutspende bei uns vor Ort ausfüllen muss“, sagt Dr. Temme. Er ist gleichzeitig ausführlicher als der Mini-Check auf der „Terminland“-Seite der Uniklinik. Daher gebe er verlässlicher Auskunft, ob eine Blutspende möglich ist.
In der App kann man zudem ein persönliches Profil mit Blutgruppe anlegen und jeden absolvierten Termin mit Blutdruck, Puls und hb-Wert (Eisen) eintragen. Die App ermittelt dann, wann die nächste Blutspende möglich ist. „Die Spender allein können über ihre Daten verfügen, die nur lokal auf ihrem Handy gespeichert sind“, versichert Temme.
Blut der Gruppen A+ und 0+ wird dringend gebraucht
Die Spenden-App, die zusammen mit der Fachhochschule Dortmund entwickelt wurde, ist bislang nur für (neuere) Android-Handys nutzbar. Es soll aber auch eine Version für Apple kommen. Die App informiert ihre Nutzer auch über Blutspendeaktionen – etwa zum Wacken Open Air – und über die Blutspendenziele der Uniklinik. „Wir sind ein Maximalversorger und haben einige medizinische Bereiche, die viel Blut brauchen“, erklärt Temme. Jährlich rund 28.000 Blutkonserven benötige die Uniklinik, die damit auch das St. Josef-Krankenhaus in Werden und die Ruhrlandklinik versorgt. Das eigene Blutspendezentrum deckt nicht mal ein Drittel davon und kauft regelmäßig Blutkonserven zu.
Die App verrät, dass derzeit bei den häufigsten Blutgruppen A+ und 0+ erst 28 bzw. knapp 30 Prozent des jährlichen Spendenziels erreicht wurden. Anfang Mai müssten es eigentlich schon rund 33 Prozent sein. „Das Problem wird durch den demografischen Wandel weiter verschärft“, sagt Temme. Die treuen Spender scheiden mit Ende 60 altersbedingt aus, Jüngere kommen seltener hinzu. Temme möchte das ändern: Es gebe schließlich schon Regionen in Deutschland, in denen der Bedarf an Spenderblut nicht durch die örtliche Bevölkerung gedeckt werden könne.
Die App gibt es noch nicht in den üblichen Stores. Unter folgendem Link finden sich die App und eine Installationsanleitung: https://fh-dortmund.sciebo.de/s/Ujc8iqXtXiVPiSL