Essen. Polizei ging am Wochenende massiv gegen ausufernde Freiluftpartys in Rüttenscheid vor. Auch Auto-Poser wurden ausgebremst.

Die Ruhestörungen bis in die Morgenstunden dauern an, Vermüllungen als auch Vandalismus nehmen kein Ende, die Beschwerden der Anwohner in Essen-Rüttenscheid über ausufernde Freiluftfeiern und aufheulende Motoren der Autoposer-Boliden reißen nicht ab.

Gründe genug für die Polizei und die städtischen Ordnungskräfte an Wochenenden deutliche Präsenz im Stadtteil zu zeigen, um möglichst eins zu verhindern: „Dass sich an einigen Hotspots dauerhaft eine Party- und PS-Szene etabliert“, sagte Polizeisprecher Marco Ueberbach am Montag nach einem arbeitsreichen Wochenende für die Einsatzkräfte: „Es herrschten teilweise chaotische Zustände.“

Es wird nicht der letzte Großeinsatz gewesen sein, solange sich die Situation im Viertel nicht entspannt: „Wir werden nicht lockerlassen, um für Verkehrssicherheit und die Einhaltung der Nachtruhe zu sorgen.“ Ueberbach kündigte einen „massiven Fahndungs- und Kontrolldruck“ auch für die kommenden Sommerwochenenden an.

Unter den Augen der Polizei an Hauswände uriniert

Mit welchen Dimensionen es die Beamten es auf den Straßen Rüttenscheids und teils auch des Südviertels mittlerweile zu tun haben, nachdem die Coronaschutzverordnung gelockert wurde, lässt allein schon ein Blick auf die Bilanz vom Wochenende ahnen.

In den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag mussten die Einsatzkräfte allein über 200 Platzverweise gegen Feierwütige erteilen, die sich partout nicht an die Spielregeln halten wollten, in großen Gruppen Coronaschutzvorschriften missachteten, herumgrölten, die Straßen mit überlauter Musik aus mitgebrachten Ghettoblastern beschallten, sich dabei gegenseitig und mit Alkohol anheizten oder unter den Augen der Polizei an Hauswände oder in -eingänge urinierten.

Zu den Platzverweisen, die der Polizeisprecher als „schon ordentliche Größenordnung“ bezeichnete, kamen ein Dutzend Anzeigen nach Ordnungswidrigkeiten. Zudem wurden einige Strafverfahren wegen Beleidigung, Körperverletzung und Drogenverstoßes eingeleitet.

PS-Poser stehen im besonderen Fokus der Polizei

Dieser Lamborghini eines rücksichtslosen Autoposers wurde in Essen-Rüttenscheid sichergestellt.
Dieser Lamborghini eines rücksichtslosen Autoposers wurde in Essen-Rüttenscheid sichergestellt. © Unbekannt | Polizei

Dazu gesellten sich einmal mehr die, die bewusst ein großes Publikum suchen, um vor aller Augen und Ohren mit ihren Autos die Welle zu machen. Die Klientel der PS-Poser steht seit geraumer Zeit im besonderen Fokus der Polizei, weil sie regelmäßig für Beschwerden über Lärm und manch gefährliche Situation sorgen: „Junge Männer, die mit meist geliehenen Boliden die Straßen unsicher machen“, formuliert es Ulrich Sievers, Chef der Verkehrsdirektion bei der Essener Polizei. Und auch hier gilt: „Wir erkennen die Gefahr, dass sich auf lange Sicht in der Stadt eine Szene etablieren könnte.“

Kurz nach Mitternacht am Samstag stoppte die Polizei gleich mehrere Fahrzeuge auf der „Rü“, die mit aufheulenden Motoren und augenscheinlich zu schnell unterwegs waren. Es blieb bei Ordnungsgeldern. Härter traf es einen 31-Jährigen, der mit seinem Lamborghini auf der Rüttenscheider Straße mehrfach stark beschleunigte, einen anderen Wagen ohne Rücksicht auf Verluste überholte und an der Manfredstraße zwei Fußgänger gefährdete. „Sie konnten glücklicherweise noch zurückweichen und so vermutlich einen Unfall verhindern“, sagte Marco Ueberbach: „Manchen ist es offenbar wichtiger zu protzen, als auf Menschen aufzupassen.“

Luxuskarosse und Führerschein sichergestellt

Die Luxus-Karosse als auch der Führerschein des 31-Jährigen wurden konsequent sichergestellt, Ermittlungen wegen Gefährdung des Straßenverkehrs eingeleitet. Dass der Tunichtgut aus Düsseldorf und viele andere Verkehrssünder auch aus anderen Städten am Wochenende nach Rüttenscheid kamen, ist für die Polizei nur ein weiteres Indiz dafür, dass die Meile sich zunehmend einen Namen über die Grenzen Essens hinaus gemacht hat. Deshalb gilt für die Polizei Essen jetzt umso mehr: „Wehret den Anfängen.“ Dabei ist man mittendrin.