Essen. Essen hat wieder den Integrationspreis vergeben: Statt einem Preisträger gab es drei. Wie sie Migranten helfen, qualifizierte Jobs zu finden.

Zum zweiten Mal hat die Stadt Essen am Montag (25. April) den Integrationspreis an Essener vergeben, die Migranten helfen, sich in Deutschland, in der Stadt einzufinden, einzuleben. Und diesmal nahm man gleichsam Stufe zwei des Integrationsprozesses in den Blick: Jetzt ging es um Menschen, die dazu beitragen, andere in Arbeit zu bringen – trotz pandemiebedingter Hürden. Am Ende habe man mehr Preisträger ausgewählt als ursprünglich geplant, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen, der die Jury leitete. „Ich bin stolz, dass wir so viele Bürger und Bürgerinnen haben, die sich hier so engagieren.“

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Etwa beim Projekt „PerMenti“, das sich ausdrücklich an geflüchtete Frauen mit höherem Bildungsabschluss richtet. In den Sprachkursen sei aufgefallen, „dass zwischen vielen Männern wenige Frauen saßen“, erzählt eine der Mitorganisatorinnen. Darunter Hochqualifizierte wie Architektinnen und Ingenieurinnen. Hierzulande werde dieses Potenzial noch zu wenig gesehen, gebe es zum Teil das Vorurteil, dass geflüchtete Frauen in ihrem Heimatland nichtberufstätig waren, oder arabische Frauen – besonders die mit Kopftuch – konservativ seien und die Arbeitswelt mieden. „PerMenti“ hat den Gegenbeweis angetreten und schon 300 qualifizierte Frauen beraten, von denen weit über 40 Prozent schon eine Arbeit haben.

Autowerkstatt hat Flüchtlinge ausgebildet, getröstet, aufgebaut

Wie „PerMenti“ bekommt auch die Autowerkstatt Fank aus Kettwig einen ersten Preis, sieht doch auch sie das Potenzial der Zuwanderer, stellt sie ein, bildet sie aus. „Wir machen das seit Jahren. Wir brauchen die Leute.“ Dafür ist das Unternehmen auch zu Extraeinsatz bereit: „Wir müssen die Leute ein wenig adoptieren, auch mal trösten, aufbauen.“ Mit dem Erfolg, dass sie ihre Prüfungen bestehen.

Schließlich solle es nicht bloß darum gehen, „dass sich die Leute mit Minijobs über Wasser halten können“, betont Oberbürgermeister Kufen bei der Preisverleihung am Montag (25. 4.) in der 22. Etage des Rathauses. „Es ist unendlich wichtig, morgens aus dem Haus zur Arbeit zu gehen. Ich weiß, welche Freude man daraus zieht, wenn das, was man macht, gebraucht wird.“

Preis würdigt Integration in Arbeit

Der Integrationspreis „Zusammenleben in Essen“ wurde vom Integrationsrat der Stadt gemeinsam mit dem Oberbürgermeister ins Leben gerufen und erstmals 2019 vergeben. Diesmal ehrt der Preis ein besonderes Engagement für die Integration von Migranten und Migrantinnen in Arbeit und Beschäftigung – trotz der pandemiebedingt schwierigen Lage. Über die Preisträger hat eine Jury unter Vorsitz von OB Thomas Kufen entschieden. Die für Dezember 2021 geplante Preisverleihung wurde wegen der Coronabeschränkungen auf den 25. April 2022 verschoben.

Der OB, dem viele der eingereichten Projekte, Initiativen und Arbeitgeber bereits bekannt waren, erzählt, dass er zweimal bei der Abschlussfeier in der Kraftwerksschule (KWS) im Deilbachtal war, wo Flüchtlinge zu Industrieelektrikern Betriebstechnik in der Windenergie ausgebildet werden. Es habe ihn berührt, wie stolz die Absolventen und ihre Familien im Saal gewesen seien, so Kufen. Technisch versiert müssen sie sein, schwindelfrei – und mobil, da sie in ganz Deutschland arbeiten. Es sei schwer, Fachkräfte mit diesem Profil zu finden, im Rahmen von „Empower Refugees“ haben schon zwölf Flüchtlinge die IHK-Prüfung bestanden – und eine Stelle. „Die bauen jetzt mit an der Energiewende in Deutschland.“ Und so bekommt die Kraftwerkschule an diesem Abend einen Ehrenpreis für ihren Einsatz

2022 sind schon mehr Flüchtlinge nach Essen gekommen als im ganzen Jahr 2015

So gibt es drei statt nur einen Preisträger und dazu die Aussage von Jurymitglied Miguel González Kliefken, dass alle Bewerber „preiswürdig“ seien. „In der Regel findet diese wichtige Hilfe für Zuwanderer im Verborgenen statt und keiner geht hin und applaudiert.“ Applaus aber erhalten bei der Feier im Rathaus alle Beteiligten, von der kleinen Nachbarschaftsinitiative bis zum etablierten Träger. Angesichts von 5000 Ukrainern, die schon jetzt nach Essen gekommen sind – „mehr Flüchtlinge als im ganzen Jahr 2015“ – werde ihr Einsatz weiter gebraucht, betont Thomas Kufen. Und auch wer keinen Preis erhalten habe, „hat anderen Menschen aufs Treppchen verholfen“.