Essen-Kettwig. Der seit Jahren geplante Durchstich vom S-Bahnhof Kettwig zur Ruhr verzögert sich erneut. Woran das liegt und wann es nun so weit sein soll.

Ein Tunnel als Verbindung zwischen dem Bahnhof Kettwig und der Ruhr: Die Idee gibt es seit vielen Jahren, die Umsetzung fehlt. Der frühest mögliche Baubeginn soll nun 2026 sein, obwohl er zuletzt für 2024 in Aussicht gestellt worden war. Das bemängeln unter anderem die Grünen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).

Rolf Fliß, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im VRR, erklärt: „Seit weit über 15 Jahren schon versuchen wir den Tunneldurchstich vom S-Bahnhof Kettwig zur Ruhr auf den Weg zu bringen. Mal pocht die Deutsche Bahn auf Erhalt des dritten Gleises, mal lehnt diese einen ebenerdigen Übergang mit Schrankenanlage ab, mal fehlt die Zustimmung der Kleingärtner, mal gibt es Schwierigkeiten mit dem Grunderwerb, mal verfällt eine VRR-Förderung wegen eines nicht fristgerechten Zuschussantrages.“ Nun mangele es an Fachpersonal und es würden Ausfälle im Bahnverkehr durch den Baubetrieb als Gegenargumente angeführt.

Durchstich zwischen S-Bahnhof Kettwig und Ruhr wird seit Jahren verschoben

Ludger Hicking-Göbels, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung IX, teilt diese Ansichten: „Ein Paradebeispiel, leider im negativen Sinne, wie schnell nichts passiert über Jahre, wenn sich offensichtlich niemand dieser Sache verantwortlich annehmen will. Kaum zu verstehen, den Bürgern im Ergebnis kaum zu vermitteln.“ Das „Pingpong der Nichtzuständigkeiten“ müsse ein Ende haben, fordert Fliß. Ein Tunnel habe aus seiner Sicht Vorteile für alle, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs seien, auch der Alte Bahnhof Kettwig würde profitieren.

Der Bahnhof Kettwig ist nicht nur ein S-Bahnhaltepunkt: Das historische Bahnhofsgebäude dient als Bürger-, Sport- und Kulturzentrum.
Der Bahnhof Kettwig ist nicht nur ein S-Bahnhaltepunkt: Das historische Bahnhofsgebäude dient als Bürger-, Sport- und Kulturzentrum. © FUNKE Foto Services | Fotograf Kerstin Kokoska

Wolfgang Lettow, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Bahnhof Kettwig, glaubt allerdings schon fast nicht mehr daran, dass es zum Bau des Tunnels kommt. „Der Durchstich wird jetzt schon 14 Jahre vor sich her geschoben“, sagt er. „Und wir werden auch gar nicht einbezogen.“ Die letzte offizielle Information, die der Verein erhalten habe, stamme aus dem Jahr 2010 – damals sei die Interessengemeinschaft über Gespräche zwischen Deutscher Bahn und Stadt Essen informiert worden. Doch aus der Idee, den Tunnel im Zuge der Modernisierung des S-Bahnhofs zu bauen, wurde nichts.

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„Wir würden uns unwahrscheinlich über den Durchstich freuen, vor allem für diejenigen, die in der Nähe wohnen und dann kürzere Wege hätten“, sagt Lettow. Zudem erhoffe er sich eine Entspannung der Parkplatzsituation, wenn mehr Menschen zu Fuß oder mit dem Rad zum Alten Bahnhof kommen würden. „Es gibt zu wenig Parkplätze hier“, erklärt er. Oft würden die wenigen, die für Besucherinnen und Besucher des Alten Bahnhofs reserviert seien, anderweitig genutzt, es komme zu Auseinandersetzungen, auch das Abschleppfahrzeug sei schon oft im Einsatz gewesen.

Die geplante Parkpalette am Bahnhof Kettwig lässt ebenfalls auf sich warten – Ende 2023 soll sie gebaut werden. Die Parkpalette in Modulbauweise soll in Zukunft 120 Fahrzeugen Platz bieten, aktuell stehen nur 32 zur Verfügung. Zusätzlicher Parkraum ist in Kettwig ebenso erwünscht wie kürzere Wegeverbindungen durch den Durchstich zum Ruhrufer. „Doch es scheint, dass wir darauf weitere Jahre warten müssen“, ärgert sich Fliß.