Essen-Kettwig/Werden. Campingplätze an der Ruhr in Essen sind stark nachgefragt. Wann noch Buchungen möglich sind und wie es auf den Plätzen nach der Flut aussieht.

Die inhabergeführten Campingplätze an der Ruhr sind in die Saison gestartet. Nach der von der Flut geprägten Sommersaison 2021 macht ihnen die Nachfrage für die kommenden Monate Hoffnung. Sie sei ungewöhnlich beobachten die Betreiber und führen das unter anderem auf die gestiegenen Energie- und sonstigen Lebenshaltungskosten zurück.

„Das A und O ist das Wetter, ich habe aber jetzt schon Anfragen für August, das passiert sehr selten“, sagt Karl-Joachim Cammerzell, Betreiber des Campingplatzes Cammerzell in Kettwig. Auf seinem Naturcampingplatz mit Bootssteg seien aktuell rund 80 Parzellen belegt, etwa 15 seien noch frei. Für die Plätze direkt am Wasser gibt es eine lange Warteliste. „Es kommen immer mehr Wohnmobile“, beobachtet der 76-Jährige.

Viele Camper kommen aus Essen und dem weiteren Ruhrgebiet

Viele der Camper kommen für die gesamte Saison, einige für ein langes Wochenende oder auch nur für eine Nacht. Dabei sei der Ruhrtalradweg ein wichtiger Magnet, sagt Cammerzell, sowie die Tatsache, dass auf seinem Platz im Gegensatz zu vielen anderen auch gezeltet werden dürfe. Die meisten Gäste kämen aus dem Ruhrgebiet, etliche sogar aus Essen selbst. Sie wollten ihre freie Zeit in der Natur verbringen, kämen mit Paddelbooten, um auf der Ruhr entweder flussabwärts Richtung Mülheim oder flussaufwärts Richtung Werden und Baldeneysee unterwegs zu sein.

Karl-Joachim Cammerzell freut sich über die hohe Nachfrage auf seinem Naturcampingplatz an der Ruhr in Essen-Kettwig. Viele Gäste bringen hier auch ihre Boote mit.
Karl-Joachim Cammerzell freut sich über die hohe Nachfrage auf seinem Naturcampingplatz an der Ruhr in Essen-Kettwig. Viele Gäste bringen hier auch ihre Boote mit. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Im Moment ist die Nachfrage hoch“, bestätigt auch Brigitte Brach vom Campingplatz Deichklause in Werden. Alle der 60 Dauerstellplätze seien belegt und es gebe eine lange Warteliste. Und auch für die bis zu 15 Durchgangsplätze, die für kürzere Zeiten gemietet werden können, gebe es viele Buchungen. „Ich bin für Mai und August schon ausgebucht.“ Darüber ist sie genauso wie Cammerzell in Kettwig sehr froh.

Erinnerungen an die Flut im Juli 2021

Denn hinter ihnen liegt eine harte Sommersaison 2021, die sie wohl niemals vergessen werden. Im Juli überspülte die Jahrhundertflut über Nacht ihre Campingplätze. „In den 38 Jahren, in denen ich den Platz führe, habe ich so etwas noch nicht erlebt“, sagt Brach. „Und ich möchte es nicht noch einmal erleben.“ Es habe keinerlei Warnung gegeben, doch nach vielen Jahren an der Ruhr schätzten sie und ihre Helfer die Lage früh genug als gefährlich ein. „Wir haben alle Wohnwagen rechtzeitig rausziehen können“, erinnert sie sich. „Aber mein Campingplatz stand total unter Wasser.“

Brigitte Brach zeigt, wie hoch das Wasser während der Jahrhundertflut im Juli 2021 auf dem Campingplatz Deichklause in Essen-Werden stand.
Brigitte Brach zeigt, wie hoch das Wasser während der Jahrhundertflut im Juli 2021 auf dem Campingplatz Deichklause in Essen-Werden stand. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

20.000 Euro Schaden, vor allem für die defekte Elektroanlage, habe sie aus eigener Tasche begleichen müssen, die Versicherung kam dafür nicht auf. Doch der Zusammenhalt auf dem Platz sei stark und dementsprechend blickten alle positiv auf die neue Saison. „Wir sind hier wie eine große Familie“, sagt Brach.

Auf dem Naturcampingplatz in Kettwig hatten die Wohnwagen zahlreicher Gäste im vergangenen Juli nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden können. Gemeinsam mit Bauern konnte Cammerzell noch etwa 30 Wagen hoch auf die Straße ziehen, doch erstens hätten Kräfte und Zeit nicht für alle ausgereicht, zweitens seien die Deichseln vieler Wagen mit Schlössern verriegelt gewesen, um sie vor Diebstahl zu schützen. „Etliche Wohnwagen waren unter Wasser“, sagt Cammerzell. Wirkliche Sorge vor einer erneuten Flut des Ausmaßes wie 2021 hat er nicht: „Ich bin da ganz locker, das wird hoffentlich nicht noch einmal passieren.“