Essen. . Ellen und Rainer Hehn haben ihren Wohnwagen dauerhaft auf dem Campingplatz Cammerzell stehen. Warum sie dort so gerne ihre Freizeit verbringen.

Ellen und Rainer Hehn sind tiefenentspannt. Sie liest im Liegestuhl einen Krimi, er schaut versonnen auf die ruhig dahinfließende Ruhr. „Die Natur ist mein Wohnzimmer“, sagt er lächelnd und weist auf das umliegende Grün vor dem Wohnwagen. Seit nunmehr 24 Jahren ist das so und die beiden lieben es. Das Ehepaar gehört zu den Dauercampern auf dem Kettwiger Campingplatz Cammerzell.

Sie kommen aus dem nahen Mülheim. „Mal eben nach der Arbeit hier vorbei und ausspannen, das ist sehr praktisch“, berichtet der 57-jährige Werkstattleiter. Selbst bei Regenwetter biete der Wohnwagen plus Vorzelt jede Menge Komfort.

Wie eine zweite Heimat

„Ich habe im Wohnwagen eine Küche mit Backofen und Herd. Draußen haben wird den Grill. Hier ist alles, was ich brauche“, bestätigt Ellen Hehn. Die 54-Jährige arbeitet bei der Mülheimer Stadtverwaltung, der Campingplatz ist ihre zweite Heimat.

Seit 1963 betreibt Karl-Joachim Cammerzell den gleichnamigen Campingplatz am Kettwiger Ruhr-Stausee. Zum Platz gehören auch einige Anlegestellen.
Seit 1963 betreibt Karl-Joachim Cammerzell den gleichnamigen Campingplatz am Kettwiger Ruhr-Stausee. Zum Platz gehören auch einige Anlegestellen. © Kai Kitschenberg

„Früher waren wir mit den Kindern im Wohnmobil von Ort zu Ort unterwegs. Meistens in Spanien und Italien. Man sieht viel und lernt Menschen kennen“, beschreibt sie diese Art des Verreisens, die für sie eine größtmögliche Flexibilität bietet. „Die Kinder sind nicht nur inmitten der Natur aufgewachsen, sondern konnten sich auch frei bewegen. Ohne Regeln, dass sie sich zum Beispiel extra fürs Essen umziehen mussten wie im Hotel.“ Das sei ihnen wichtig gewesen damals.

Bootssteg direkt am Campingplatz

Tochter (24) und Sohn (30) sind nun schon länger aus dem Haus, das Reisen hat sich schon ein wenig verändert. In ferne Länder geht es im Spätherbst nun zumeist mit dem Flugzeug. Von April bis Oktober verbringen die beiden ihre Freizeit als Dauercamper. Eine Entscheidung, die sie bisher nicht bereut haben.

Auch interessant

„Das ist hier ein harter Kern von Leuten. Man kennt sich und verbringt auch spontan die Abende miteinander“, erklärt Rainer Hehn. „Das ist hier wie eine zweite große Familie“, findet seine Frau. Gegenseitige Hilfe bei den anstehenden Arbeiten auf dem gemieteten Areal inbegriffen.

Wollen die Hehns kleinere Touren unternehmen, schippern sie mit dem Boot über die Ruhr und durch die Kanäle. Der Bootsliegeplatz befindet sich direkt auf dem Gelände des Campingplatzes – besser geht’s nicht. „Wir sind schon bis nach Osnabrück gefahren“, erzählt Rainer Hehn. Und seine Frau findet es toll, dass auch auf dem Wasser kein Komfort eingebüßt werden muss. „Wenn es bei der Hitze im Wohnwagen nicht mehr auszuhalten ist, übernachten wir einfach auf Deck“, berichtet Ellen Hehn lachend.

Und ihr Fazit? „Wir lieben Camping und solange es geht, wollen wir hier unsere Zeit verbringen“, sind sich die beiden einig.

21 000 Quadratmeter an der Ruhr

Das freut natürlich Karl-Joachim Cammerzell. Seit seinem 19. Lebensjahr betreibt er den Campingplatz an der Werdener Straße. Auf dem 21 000 Quadratmeter großen Areal hat er 60 (Doppel-)Plätze für Wohnwagen und Zelte anzubieten. Eine Reihe von Campern sind wie die Hehns dauerhaft auf dem Platz. „Andere kommen zum Beispiel mit dem Kanu über die Ruhr und zelten hier“. So habe er immer ein ganz internationales Publikum.

>>> HINTERGRUND: Der atomstromfreie Naturcampingplatz

Eine Mischung aus Camping in der Natur und Wassersport – das ist der Campingplatz Cammerzell an der Werdener Straße. Die Gäste wüssten es zu schätzen, ihre Boote direkt am Platz „parken“ zu können, sagt der Betreiber. „Das wird gut angenommen – und das ist es auch, was den Platz hier an der Ruhr so besonders macht.“

  • Die Camping-Gäste kommen nicht nur aus Kettwig, sondern auch aus der Umgebung. Mitbringen müssen sie aber ihre eigene Stromversorgung, sprich Solaranlage, denn der Campingplatz hat selbst keine. „Als mein Vater das Gelände von einem Bauern gepachtet hat, das war 1933, wurden keine Stromleitungen verlegt. Dabei ist es geblieben.“

  • Deshalb wirbt Cammerzell auch mit dem Label „atomstromfreier Naturcampingplatz“.