Essen. In Essen-Werden mehren sich Klagen über Hochwasser-Touristen nach der Jahrhundertflut. Es gibt aber auch Menschen, die wollen nicht „nur gucken“.
Die Jahrhundertflut hat neben den Wassermassen an sich weitere unschöne Begleiterscheinungen. In Essen-Werden berichten Anwohner der Laupendahler Landstraße von ungebetenem Besuch, eine Campingplatz-Betreiberin beklagt sich zudem über Hochwasser-Touristen.
„Hier sind viele mit dem Fahrrad vorbeikommen“, berichtet Brigitte Brach, Inhaberin des Campingplatzes Deichklause in unmittelbarer Nähe zum dortigen EBE-Recyclinghof. „Die fragen dann: Dürfen wir mal gucken?“ Das halte die Aufräumarbeiten auf dem in Mitleidenschaft gezogenen Gelände auf, viele Dauercamper und andere packen dort nach dem Hochwasser mit an.
Etwas weiter in Richtung Werden, wo während der Flut Menschen von der Feuerwehr in Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet worden waren, macht man ähnliche Beobachtungen. „Drei Porsche mit Düsseldorfer Kennzeichen sind ganz langsam hier vorbeigefahren“, berichtet ein Anwohner zum Beispiel. Wohl ebenfalls nur „zum Gucken“ seien diese in Werden unterwegs gewesen.
Nicht alle wollen „nur gucken“
Es gibt allerdings nicht nur Menschen, die „nur gucken“ wollen. Der Anwohner berichtet außerdem von „Lieferwagen mit weiter entfernten Kennzeichen“, die an der Laupendahler Landstraße unterwegs sind, um sich mit Dingen einzudecken. „Da wurden Säcke aufgerissen und durchwühlt – das war nicht sehr schön.“ Er selbst sei in einem Fall gefragt worden, ob es okay wäre, einmal zu schauen, ob etwas zu gebrauchen sei. „Die meisten fragen aber nicht“, sagt der Anwohner verärgert.
Bei der Polizei weiß man von den Sorgen der Anwohner vor Dieben, heißt es auf Anfrage. „Um den Anwohnern ein gutes Gefühl zu geben“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kochem, „fahren wir in vom Hochwasser betroffenen Bereichen Streife.“ Zudem stehe man im Austausch mit Anwohnern. Gleichwohl seien bei der Polizei Essen noch keine Anzeigen eingegangen.
Campingplatz-Betreiberin: „Wir haben sehr viel Hilfe bekommen“
Campingplatz-Betreiberin Brigitte Brach berichtet aber von Warnungen seitens der Behörde. Im Zuge des Hochwassers hatten Dauercamper ihre Wohnwagen von dem Gelände gefahren und an der Laupendahler Straße aufstellen müssen. Mittlerweile – und nach großen Aufräumarbeiten – stehen diese wieder auf dem Gelände. Als sie aber aufgereiht außerhalb des Campingplatzes Deichklause geparkt waren, habe die Polizei appelliert, wachsam zu sein. „Zwei haben dann in der Nacht im Wohnwagen an der Straße geschlafen“, sagt Brach, um dort aufzupassen.
Die 73-Jährige berichtet zudem von einem Fahrradfahrer, der in den vergangenen Tagen einfach in einen der Wohnwagen hineingeschaut habe, der nicht abgeschlossen war. „Das muss man sich mal vorstellen.“ Brach selbst, die so etwas wie das jüngste Hochwasser „noch nie erlebt“ hat, ärgert sich zwar gerade über neugierige Fluttouristen, versucht sich aber auf das Positive zu konzentrieren.
„Wir haben sehr viel Hilfe bekommen“, sagt die Frau, die den Campingplatz 1984 von ihrem Vater übernommen hatte. Besonders gefreut habe sie sich über einen Anruf aus Oldenburg. Einem jungen Pärchen hätte sie aufgrund des Hochwassers absagen müssen, einen Tag später riefen diese an, um ihre Hilfe anzubieten. „Die wären sogar gekommen“, sagt Brigitte Brach, die den beiden aber sagte, dass sie die weite Strecke nicht extra auf sich nehmen müssten.