Dortmund. Deutlich weniger Raser, Tuner und Posierer sind an diesem Wochenende wohl in Dortmund gefahren. Die Polizei hat 498 Autos überprüft.

Wer ein Rennen fahren will, sieht überall nur Boxenstopps. Auch deshalb ist die Dortmunder Rennstre . . . der Wallring ja so beliebt dafür: Der Rundkurs um die Innenstadt ist sechsspurig in der Regel, und die direkt angrenzenden Parkplätze sind auch samstagsabends gerade frei. Läuft ja nichts, coronahalber.

Und so fahren in der Nacht auf Samstag und in der Nacht auf Sonntag abermals hunderte Menschen in Dortmund, die die Polizei der Raser-, Tuner- und Posiererszene zuzählt. Aus Dortmund selbst die meisten, aus dem Ruhrgebiet, aus Kleinstädten des Sauerlands und des Münsterlands. Lassen die Motoren aufheulen, fahren Rennen oder kurze Stechen zwischen den manchmal direkt aufeinander folgenden Ampeln.

"Der Wall hat die Form einer Carrera-Bahn"

Und da sie da die grüne Welle locker überholt haben, ist es Zeit für ein Ampelgespräch. Fenster runter: Wie geht's weiter? Das Problem ist nicht neu in Dortmund, das Phänomen der Wallraser seit Jahrzehnten bekannt. In den letzten Monaten sei es aber schlimmer geworden, sagt die Polizei. Weil die Leute sich auch langweilen, weil man nirgendwo hin gehen kann - und jetzt sind auch Frauen in der Szene, ein Anreiz mehr. Wer ein Rennen fahren will, sieht überall nur Boxenluder.

Auch interessant

Aber warum immer Dortmund? Die Stadt ist groß und von überall her gut zu erreichen, schon klar. Aber da ist noch mehr: "Der Wall hat die Form einer Carrera-Bahn", sagt Polizeisprecher Peter Bandermann, "er hat Geraden und Kurven, man kann in Kurvenlage geraten". Und außerdem gebe es "in jeder Himmelsrichtung McDonald's."

Statt Rennen zu fahren, steht man 45 Minuten im künstlichen Stau

An den beiden Abenden jedenfalls dreht auch das Ordnungsamt der Stadt seine motorisierten Runden, und die Polizei ist ebenfalls präsent. Sperrt den Wall an drei Stellen, leitet den Verkehr in die großen Ausfallstraßen und dort nicht sehr zügig durch drei Kontrollstellen. Am Freitag hatte ein Polizeisprecher bereits angekündigt, man habe "Lösungsvorschläge" erarbeitet: Und so kommt es, dass die verhinderten Rennfahrer vor den Kontrollstellen bis zu 45 Minuten im künstlichen Stau stehen.

Als die Polizei am Sonntag die Bilanz zieht der zwei Nächte, nennt sie folgende Zahlen: 823 Menschen seien überprüft worden und 498 Fahrzeuge. Neun davon wurden sichergestellt, 108 Platzverweise ausgesprochen. 41 Verstöße gegen die Corona-Regeln hat sie aufgeschrieben und 181 Tempo-Verstöße, da ist aber der normale Verkehr mit drin.

Innenminister: "Mit vielen Nadelstichen am Ball bleiben"

Es sei "deutlich sichtbar, dass wesentlich weniger Szene-Angehörige nach Dortmund gekommen sind", sagt Polizeipräsident Gregor Lange. Man wolle weiter auf die Szene einwirken. Es kämen aber bereits nicht mehr so viele Beschwerden und Anrufe von Anliegern.

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) steht am Samstagabend an einer der Kontrollstellen, offenbar verbringt er seine Abende ganz gern mit Razzien und Polizeikontrollen. "Konsequent dranbleiben, kontinuierlich arbeiten und mit vielen Nadelstichen am Ball bleiben, um denen das Leben schwer zu machen, die sich hier so danebenbenehmen", so sieht er das.

Auch Duisburg und Gelsenkirchen haben ihre Probleme mit Rasern

Auch andere Ruhrgebietsstädte haben ihre Last mit der Szene, wenn auch nicht so schwere wie Dortmund. Die Polizei Duisburg listet für das letzte Jahr 25 einschlägige Schwerpunkt-Einsätze auf, vor allem auf einer beliebten Rennstrecke im Stadtteil Hamborn.

Und in Gelsenkirchen droht seit dem vorletzten Wochenende 26 Fahrern ein Fahrverbot wegen übergroßer Schnelligkeit: In einem Tempo-30 Abschnitt wurde einer gemessen mit 97 Stundenkilometern, ein anderer mit 101. Da sollte man mal, danke für das schiefe Bild, mit Nadelstichen am Ball bleiben.