Essen. Polizei Essen mobilisiert Personal und Technik für den Kampf gegen notorische Temposünder. Schon nach wenigen Tagen werden 200 Verstöße verfolgt.

Rücksichtslosigkeit soll auf Essener Straßen nicht das Rennen machen: Einen ganzen Monat rüstet die Polizei deshalb auf, um die Raser auszubremsen.

Mit Unterstützung der Einsatzhundertschaft, Zivilwagen mit Kameras und Blitzern am Straßenrand wird bis Ende Januar verstärkt zu wechselnden Tages- und Nachtzeiten gemessen und kontrolliert, um der Unfallursache Nummer Eins etwas entgegensetzen zu können: Das sind „immer wieder festgestellte deutliche Geschwindigkeitsüberschreitungen sowie Kraftfahrzeugrennen, die mitunter zu folgenschweren Verkehrsunfällen führen“, so Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato.

Kurz vor dem Jahreswechsel startete die von der polizeilichen Direktion Verkehr initiierte Aktion „Guter Vorsatz“, der bei zu vielen Autofahrern wohl nicht allzu verbreitet zu sein scheint, wenn es um ihr Verhalten auf der Straße geht: 142 Verwarngelder, 39 Anzeigen plus sieben Fahrverbote, bei denen die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um mehr als 31 Stundenkilometer innerorts überschritten wurde, kamen bereits in den ersten Tagen der verschärften Kontrollen zusammen, so Schwarz-Pettinato. Eine komplette Bleifuß-Bilanz will die Behörde Anfang Februar veröffentlichen.

Anlass für die Aktion ist vor allem das „Raser-Phänomen“

Anlass für die personal- und stundenintensive Überwachung ist für die Polizei vor allem das „Raser-Phänomen“, so ihr Sprecher. Immer wieder werden junge Männer am Steuer von PS-Boliden aus dem Verkehr gezogen, die mit teils aberwitzigem Tempo auf innerstädtischen Straßen unterwegs sind. Spitzengeschwindigkeiten selbst von 130 km/h sind da längst nicht mehr die Ausnahme.

Zwar existiert in Essen nach wie vor keine Szene, die sich gezielt verabredet, um den Schnellsten unter sich auszumachen. Aber Beschleunigungsrennen, bei denen Fahrer sich ohne Gegner aber mit zu hohem Tempo über kurze Strecken und von Ampel zu Ampel protzen, sind durchaus ein zunehmendes Vergehen auf den Straßen. Die beliebtesten Strecken sind bekannt: der Berthold-Beitz-Boulevard, die Altendorfer Straße, die B224, die Grillo-, die Friedrich-Ebert- und die Bottroper Straße.

Die Delikte, die von der Polizei als verbotene Kraftfahrzeugrennen im Sinne des sogenannten Raser-Paragrafen 315d des Strafgesetzbuches verfolgt werden, haben binnen eines Jahres deutlich von 75 auf 130 zugelegt.

24-Jähriger wollte in Altenessen vor der Polizei flüchten

Den größten Anteil daran hatten mit 77 Fällen die sogenannten Einzelrennen. 37 Mal legten sich die Fahrer mit der Polizei an, gaben Gas, um sich einer Kontrolle zu entziehen. Solche Verfolgungsfahrten werden inzwischen auch als 315d-Verdachtsfälle an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Post von der Behörde an der Zweigertstraße wird deshalb wohl auch 24-Jähriger bekommen, der sich am Mittwochmorgen mit seinem Mercedes C180 aus dem Staub machte, als er auf der Twentmannstraße in Altenessen überprüft werden sollte. Trotz Anhaltezeichen und Blaulicht raste er davon, bis er auf der Straße Im Schollbrauk auf einen Citroen krachte. Dass er sich nach dem Crash in einem Garten versteckte, half dem Sünder nicht. Die Polizisten gabelten ihn auf und stellten fest, dass er ohne Führerschein sowie vermutlich unter dem Einfluss von Drogen Auto gefahren ist. Der Mercedes wurde erst einmal sichergestellt.

Die „Intensivtäter Verkehr“ sollen von den Straßen geholt werden

Ob der junge Mann womöglich ein weiterer Fall für die Kartei „Intensivtäter Verkehr“ ist, dürfte von seinem weiteren Verhalten abhängen. Vier notorische Regelbrecher, die wiederholt nicht nur durch Ordnungswidrigkeiten, sondern auch durch Straftaten auf meist vier Rädern auffallen, hat die Behörde bereits dort einsortiert. Erklärtes Ziel ist es, die verkappten Rennfahrer in Zusammenarbeit mit einem speziellen Staatsanwalt möglichst vor Gericht zu bringen.

So soll das gemeingefährliche Treiben derjenigen ausgebremst werden, die sich sonst um keinerlei Sanktion zu scheren scheinen. Denn manche, das lehrt die Erfahrung, sind dauerresistent selbst gegen Fahrverbote und setzen sich immer wieder ans Steuer - selbst dann noch, wenn sie ihren Führerschein längst los sind, heißt es bei der Polizei.