Essen. Ukrainische Flüchtlinge haben auch ihre treuen Begleiter mitgenommen: Hunde und Katzen. So helfen Essener Tierärzte und das Veterinäramt

Sie sind Hals über Kopf vor den russischen Angreifern geflüchtet und haben oft das gesamte Hab und Gut in der Ukraine zurücklassen müssen. Aber ihre geliebten Haustiere - zumeist Hunde und Katzen - sind zusammen mit Frauchen und Herrchen in den sicheren Westen geflüchtet. Die Folge: Die Tierarztpraxen in Essen haben zurzeit alle Hände voll zu tun, um die Flüchtlingshunde gegen Tollwut zu impfen und zu registrieren. „Die meisten Essener Tierärztinnen und Tierärzte machen mit und wir tun es ohne Honorar“, sagt der Essener Tierärztesprecher Dr. Thomas Sabel.

Die Hunde werden gechipt und geimpft, später gibt’s den blauen EU-Ausweis

Eigentlich sind die gesetzlichen Hürden sehr hoch, wenn Ukrainer ihren Hund mit nach Deutschland bringen wollen. Denn das Land ist eingestuft als „nicht gelistetes Drittland“, steht also in der Hierarchie ziemlich weit unten. Wer in normalen Zeiten seinen Hund einfach so mit nach Deutschland nimmt, tut sogar etwas Illegales.

Aber jetzt sind die Zeiten alles andere als normal. Deshalb werden Hunde aus Kiew, Lwiw oder Tschernihiw nun mit ausdrücklicher Genehmigung der Behörden nachträglich legalisiert. Das heißt: Sie werden gechipt und gegen Tollwut geimpft, machen einen Antikörpertest und erhalten am Ende den blauen EU-Ausweis. Ein wertvolles Dokument, das dem Halter und seinem Hund gestattet, sich in Zukunft in den 28 EU-Mitgliedsstaaten zwischen Lappland und Sizilien frei zu bewegen.

Besonders lobt der Essener Tierärztesprecher die Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt der Stadt Essen. Dieses gebe dem Hundehalter aus der Ukraine einen Laufzettel mit, den er beim niedergelassenen Tierarzt vorlegen könne. „Die Kolleginnen und Kollegen des Veterinäramtes halten uns Tierärzten den Rücken frei, sie machen alles sehr flott, pragmatisch und unbürokratisch“, betont Sabel. Nach Angaben der Stadt Essen sind bis Mittwoch (13. April) schon 100 Hunde und Katzen registriert und untersucht worden. Sie befänden sich ganz überwiegend in Behandlung.

Die Gefahr, die von ukrainischen Hunden ausgehe, sei recht gering. Vorrangiges Ziel sei es, die heimische Population vor Tollwut zu schützen. Deutschland gilt als tollwutfrei. Ist die Tollwut einmal ausgebrochen, kann sie tödlich sein für Mensch und Tier.

In seiner kleinen Rüttenscheider Praxis würden ihm im Durchschnitt ein bis zwei geflüchtete Hunde am Tag vorgestellt. Allmählich lasse die Frequenz nach.

Auch das Tierheim an der Grillostraße ist Anlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge

Auch das Tierheim an der Grillostraße versteht sich als Anlaufstelle für Flüchtlinge und ihre Hunde und Katzen. Da die Fellnasen in Flüchtlingsunterkünften nicht erlaubt seien, fungiere das Tierheim solange als Provisorium, bis die Familien in Wohnungen kämen und ihre Hunde und Katzen dort wieder in die Arme schließen können.

Dr. Thomas Sabel freut sich, den Flüchtlingen helfen zu können. Sie seien dankbar für die Behandlung ihrer Lieblinge. „Wenn ich in ihre Augen schauen, sehe ich, was sie durchgemacht haben müssen“, so Zabel.

Und wie nennen die Ukrainer ihre Haustiere? Sabel muss schmunzeln und sagt: „Sie haben die gleichen Namen wie hier. Neulich hatte ich Ricky, Puff, Joseph und Kuno in Behandlung.“