Das Veterinäramt prüft, ob die in Essen-Altendorf beschlagnahmten Welpen in Quarantäne müssen. So viel verlangen die Verkäufer für ein Hundebaby.
Der Fall der mutmaßlich illegal gehandelten Welpen aus Altendorf erschüttert nicht nur Tierfreunde. Im Essener Tierheim, das sich seit Samstag um die zehn beschlagnahmten Hunde kümmert, steht das Telefon nicht still. Nun gibt es eine gute Nachricht. „Die Welpen waren in Lebensgefahr, aber inzwischen befinden sie sich schon auf dem Wege der Besserung“, sagt Tierheim-Leiterin Jeanette Gudd.
Es war ein erbärmlicher Anblick: Voller Würmer und Flöhe seien die sichergestellten Hundebabys gewesen, als sie im Tierheim an der Grillostraße eintrafen. Ob im Erbrochenen oder im Kot – überall Spulwürmer. „Wie gekochte Spaghetti“, sagt sie.
Tierheim Essen: Handelt sich wahrscheinlich um Australian Shepherds
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Das schmutzige und kriminelle Geschäft der Welpen-Mafia: Seitdem Corona die Nachfrage hierzulande nach Hundebabys regelrecht hat explodieren lassen, blüht der illegale Import. Im Essener Tierheim sprechen sie deshalb längst von einer neuen Spezies Fellnasen, nämlich von „Corona-Hunden“.
„Seit Ausbruch der Pandemie fühlen sich Menschen allein und sehnen sich nach was Niedlichem zum Kuscheln“, berichtet Jeanette Gudd. Welpen werde deshalb der Vorzug gegeben vor älteren Hunden, die schon längere Zeit im Tierheim verbracht haben.
Die Vermutung liegt nahe, dass die in einer Wohnung in Altendorf sichergestellten Welpen aus dem Ausland stammen. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. „Fest steht, dass es sich um Mischlingshunde handelt, wahrscheinlich Australian Shepherds“, heißt es im Tierheim. Die Tiere seien gerade erst sechs Wochen alt – also viel zu früh, um vom Muttertier getrennt zu werden.
Aufgeschreckt durch die Nachrichten hat sich am Dienstag eine Frau aus dem Münsterland telefonisch beim Essener Tierheim gemeldet – offenbar weil das schlechte Gewissen sie quälte. Sie habe eingeräumt, den mutmaßlich illegalen Hundehändlern in Altendorf einen Welpen abgekauft zu haben. Ihre Identität mochte sie jedoch nicht preisgeben. Gudd: „Bezahlt hat sie für den Welpen lediglich 150 Euro – ein absolutes Schnäppchen.“ Wie berichtet, hatten Zeugen gesehen, dass die Hunde in der Grieperstraße aus dem Auto heraus verkauft wurden.
Müssen die zehn sichergestellten Welpen in Quarantäne? Das Veterinäramt entscheidet
Immer wieder warnen Tierschützer und Polizei inständig davor, Welpen zu vergleichsweise günstigen Preisen über Internetportale, auf Parkplätzen oder an Haustüren zu kaufen. Es sei der denkbar schlechteste Weg sei, sich ein Haustier zuzulegen. Der Kauf solcher Tiere fördere nur den illegalen Handel.
Ob die zehn Fellnasen aus Altendorf jetzt vorsorglich in Quarantäne kommen, ist Sache des Essener Veterinäramtes. Die Entscheidung steht noch aus. Gerade bei illegal importierten Welpen ist die Gefahr sehr groß, dass sie ansteckende Krankheiten einschleppen. Importhunde dürfen daher erst frühestens ab der 16. Woche legal verkauft werden. Bis dahin sollten sie entwurmt und mehrfach geimpft sein. Hierzulande verkaufen seriöse Züchter ihre Welpen ab der zehnten Woche: einmal geimpft und entwurmt.
Für das Team des Essener Tierheims ist das Leid der Welpen die eine Seite der Medaille. Die andere ist das Elend der Elterntiere. „Sie leben in finsteren Verschlägen und kriegen oft nur Müll zu fressen“, berichtet Jeanette Gudd. Ihr einziger Zweck sei es, so oft wie möglich Welpen zu gebären, die dann gewinnbringend verkauft werden. „Am Ende werden sie eingeschläfert, vergiftet oder erschlagen“, so Gudd.
Tierheim bittet Tierfreunde um Welpen-Nassfutter
Angesichts der steigenden Zahl von „Corona-Hunden“, die im Tierheim betreut werden müssen, bittet die Heimleitung Tierfreunde um Futterspenden. Besonders benötigt werde Welpen-Nassfutter. Vor dem Eingang in der Grillostraße sei dafür eigens eine Spendenbox aufgestellt, die regelmäßig geleert werde.