Essen-Werden. Die Bezirkspolitiker im Essener Süden kritisieren, dass es für das Grillen in Parks keine Regeln gibt. Warum sich die Stadt damit Zeit lässt.

Draußen regnet und stürmt es – der April zeigt sich derzeit von seiner besten Seite. Den Grill unter den Arm nehmen und im Grünen ein Familienpicknick veranstalten, daran denkt wohl gerade niemand. Doch die Zeit wird kommen – und das bereitet der Bezirksvertretung für den Essener Süden Kopfschmerzen. Denn geregelt ist in puncto Grillen auch 2022 wieder nichts.

Insbesondere die Brehminsel und das Löwental sind in Werden Anziehungspunkte für die Ausflügler. Doch die Besucher hinterlassen oft viel Müll abseits der vorhandenen Abfallkörbe – und fallen den umliegenden Anwohnern immer wieder durch Lärm und Geruchsbelästigungen, wenn eben der Platz im Grünen zum Grillplatz wird, auf.

Einführung von Grillzonen war 2021 ein großes Thema

Die Einführung von Grillzonen war 2021 das große Thema in allen Bezirksvertretungen. Die Stadt hatte Vorschläge für Grillplätze erarbeitet. Im Werdener Löwental sollte etwa auf 3000 Quadratmetern eine Fläche mit sieben Grillplätzen, Toiletten, Grillkohlebehältern und Hinweisschildern entstehen. Die BV blieb skeptisch, verwies auf das Landschaftsschutzgebiet – und eben massive Anwohnerklagen.

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Von Iris Müller, Dominika Sagan, Daniel Henschke, Elli Schulz und Theo Körner

Die Einführung von stadtweiten Grillzonen ist allerdings erst einmal von der Verwaltung verschoben worden. Man plane zunächst ein Pilotprojekt dazu, voraussichtlich im Stadtbezirk I, heißt es. Die Politik solle noch vor den Sommerferien darüber entscheiden. Der Projektstart ist noch unbekannt, das im Jahr 2020 vom Rat der Stadt beschlossene stadtweite Grillverbot könne deshalb weiterhin noch nicht durchgesetzt werden.

Forderung nach verstärkten Kontrollen durch Ordnungskräfte

Für die Politiker der Bezirksvertretung IX ein Unding. Sie fordern von der Verwaltung Lösungsvorschläge und von Ordnungskräften und Polizei verstärkte Kontrollen, wenn die Situation erst einmal so bleiben muss wie bisher. „In der Pandemie sind die Ordnungskräfte in Mannschaftsstärke aufgetreten“, stellte Bezirksvertreter Herbert Schermuly in der jüngsten Gremiumssitzung fest. „Und jetzt sollen nicht genug Ordnungskräfte zur Verfügung zu stehen, um im Löwental und auf der Brehminsel nach dem Rechten zu sehen?“

Der CDU-Vertreter erklärte: „Ich habe das Gefühl, dass sich im Löwental langsam eine Parallelgesellschaft entwickelt. Es scheint auf dem Parkplatz selbst ernannte Einweiser zu geben, die auch Grillplätze fest einteilen.“ Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt bestätigte: „Neuankömmlinge haben da keine Chance.“

Bei Verstößen drohen Bußgelder

Eigentlich hatte der Essener Stadtrat im Jahr 2020 ein Grillverbot beschlossen. Dies ist durch die noch nicht abgeschlossenen Planungen für die Grillzonen vorläufig ausgesetzt. Tritt es in Kraft, drohen bei Verstößen Bußgelder zwischen 100 und 1000 Euro.

In drei städtischen Parks gilt bereits ein Grillverbot: im Hallopark, im Schlosspark Borbeck und im Krupp-Park im Westviertel. Die Begründung der Stadt: Der erforderliche Sicherheitsabstand zu Wäldern lasse sich dort nicht einhalten.

Ob Löwental oder Brehminsel: Benjamin Brenk (SPD) zeigte Verständnis. „Da gehen Familien zum Grillen hin, die Möglichkeit sollten wir ihnen auch weiterhin geben – wenn auch im richtigen Maß.“

Rettungswege werden oftmals zugeparkt

Für Ludger Hicking-Göbels (Grüne) nimmt die Diskussion, die in den Sozialen Medien geführt werde, „teilweise rassistische und fremdenfeindliche Züge“ an. Dagegen sollte sich auch die BV als Gremium verwahren. Man müsse eine sachliche Diskussion führen.

Zugeparkten Rettungswegen, darin sind sich die Fraktionen einig, müsse dringend vorgebeugt werden. Auch sollten Sporttreibende weiterhin einen Parkplatz finden. In einem gemeinsamen Antrag wird die Verwaltung aufgefordert, einen Lösungsvorschlag für die bestehenden Probleme auszuarbeiten. Die Sport- und Bäderbetriebe sollen ein Parkkonzept entwickeln. Außerdem sollen Ordnungskräfte und Polizei während der „kritischen Zeiten“ verstärkt kontrollieren.