Essen-Gerschede. Sonntags müssen Kinder draußen bleiben: In Gerschede bleibt der Schulhof nach einer Beschwerde über Lärm abgeschlossen. Wie Eltern protestieren.

In Gerschede regt sich Protest gegen die Schließung des Schulhofs am Wochenende: Eltern wollen gemeinsam erreichen, dass ihre Kinder den Schulhof der Grundschule auch sonntags wieder nutzen können. Nach einer Anwohnerbeschwerde wegen des Lärms spielender Kinder an einem Wochenende hatte die Stadt Essen angeordnet, dass der Schulhof nur werktags offen steht. Dagegen formiert sich nun Protest.

Die Elternschaft sammelt die Adressen von Familien, die sich ebenfalls wünschen, dass ihre Kinder sonntags draußen auf dem Schulhof Fahrrad fahren oder Fußball spielen können. „Es sind bereits rund 750 Adressen zusammengekommen“, sagt ein Vater, von der Menge sei er beeindruckt und erwarte, dass noch weitere hinzukommen.

Seinen Namen möchte er nicht nennen, denn er sieht sich seit Wochen in einer schwierigen rechtlichen Situation: Nach einer Beschwerde der Eltern hatte die Stadt einem Kompromiss zugestimmt – seitdem sorgen zwei Väter dafür, dass das Tor zum Schulhof samstagabends abgeschlossen wird. So wollten sie den Kindern zumindest am Samstag das Spielen ermöglichen, glücklich sind sie mit dieser Lösung und der Verantwortung, die ihnen damit übertragen wurde, allerdings nicht.

Eltern wollen Öffnung des Schulhofes in Essen-Gerschede an Sonntagen

„Wir finden es überzogen, wegen einer einzelnen Anwohnerbeschwerde alle Kinder auszusperren“, sagt der Vater. „Die Großen gehen sonntags über den Zaun und die Kleinen stehen traurig davor.“ Gerade jetzt, nach zwei Jahren Pandemie und mit den Frühlings- und Sommermonaten vor der Tür, sei der Bedarf groß. Deshalb wollen die Familien ihrer Forderung nun gemeinsam Nachdruck verleihen. Die Adressen sollen an Stadtverwaltung und Politik weitergegeben werden.

Der zuständige Kinder- und Jugendbeauftragte hatte die Situation bereits vor Monaten kritisiert, ebenso Mitglieder des Bezirksausschusses und der Geschäftsführer der Siedlergemeinschaft Gimkenhof. Nun unterstützt auch die Schulpflegschaft der Grundschule Gerschede das Anliegen der Eltern und hat Listen über die einzelnen Klassenpflegschaften gesammelt. „Ein Großteil der Eltern ist dafür, dass der Schulhof wieder geöffnet wird“, sagt Kathleen Lyß, Vorsitzende der Schulpflegschaft.

Auch persönlich hofft sie für die Kinder im Stadtteil, dass das Tor zum Schulhof wieder an allen Wochentagen geöffnet bleibt, wie es jahrzehntelang Usus gewesen sie. „Meine Kinder haben auf dem Schulhof Fahrrad fahren gelernt und es war der Ort, an dem sie sich auch alleine verabreden konnten“, sagt Lyß. Durch die Umzäunung sei es ein verkehrssicherer Bereich, die Kinder nutzten nicht nur den eigentlichen Spielplatz, sondern vor allem den Hof zum Radfahren, Inlineskaten und Ballspielen. „Es gibt fußläufig keine vergleichbare Möglichkeit“, sagt sie.

In mehreren Essener Stadtteilen fehlen Spielplätze

„Es gibt für mich kein plausibles Argument, den Schulhof sonntags geschlossen zu halten“, sagt Lyß. Die entsprechende Satzung aus den 70ern, die das für alle städtischen Schulhöfe vorsieht, hält sie für überholt. Zuletzt hatte Grün und Gruga die Spielplatzsituation in Essen analysiert und dabei festgestellt, dass es in vielen Essener Stadtteilen an Spielflächen fehlt. Zugleich war festgehalten worden, dass Spielplätze auf Schulhöfen generell nicht mehr als Potenzialstandorte gesehen würden, „da aufgrund der offenen Ganztagsschule, Schließdiensten und der unterschiedlichen Ausstattung keine uneingeschränkte Nutzung erreicht werden kann“.

Aus Sicht der Eltern aber sind Schulhöfe für Aktivitäten wie erste Versuche auf dem Fahrrad besonders gut geeignet und gar nicht mit reinen Spielplätzen vergleichbar. Nun hoffen sie, mit ihrer Aktion in der Politik Gehör zu finden.