Essen. Essen hat in 20 Stadtteilen nicht genug Spielplätze, analysierte die Stadt. Der Grugapark wurde allerdings nicht mitgezählt. Das sind die Gründe.
In Essen gibt es zu wenig Spielplätze, und die es gibt, sind oft in einem schlechten Zustand. Zu diesem Ergebnis ist Grün und Gruga in einer Bestandsaufnahme gekommen. 419 Spielplätze wurden unter die Lupe genommen. Ein „Spielplatzparadies für Kinder jeden Alters“ war nicht darunter: der Grugapark.
„Es gibt so viele unterschiedliche Spielplätze, dass ein Tag im Grugapark garantiert nie langweilig wird“, heißt es auf der Internetseite, mit der die Stadt für einen Besuch wirbt. Warum fiel Essens grüne Oase unter den Tisch?
Betrachtet wurden Lage, Ausstattung und Erreichbarkeit der Spielplätze in ganz Essen
Betrachtet wurden Lage, Ausstattung und Erreichbarkeit der öffentlichen Spielplätze im Stadtgebiet, die für alle zugänglich sind und zwar kostenlos, teilt Grün und Gruga auf Anfrage der Redaktion mit. Wer im Grugapark spielen möchte, muss aber an der Kasse ein Ticket lösen oder kauft gleich eine Jahreskarte. Als öffentlichen Spielplatz wertete Grün und Gruga den Park in der Bestandsaufnahme deshalb nicht – ungeachtet der Tatsache, dass erkennbar viele Kinder auf den im Übrigen recht gut ausgestatteten Spielplätzen spielen.
Was die Statistik weiter verfälschen könnte: Laut Analyse der Stadt liegen mit Rüttenscheid und Holsterhausen zwei Stadtteile im unmittelbaren Einzugsgebiet des Parks, die mit Spielplätzen unterversorgt sind. In Rüttenscheid leben demnach 29.217 Einwohner, elf Prozent davon sind Kinder. Im Stadtteil fehlen 29.182 Quadratmeter Spielplatzfläche. Das ist der negative Spitzenwert. Gleich dahinter folgt Holsterhausen mit 26.302 Einwohnern und einem Kinderanteil von 13 Prozent. Dort fehlen 21.866 Quadratmeter öffentliche Spielplätze.
Für Familien aus Holsterhausen und Rüttenscheid liegt der Grugapark vor der Haustür
Der Grugapark liegt für Familien aus beiden Stadtteilen quasi vor der Haustür. Grün und Gruga verneint dennoch die Frage, ob die Bestandsaufnahme ohne den Grugapark nicht ein verzerrtes Bild liefert. Die Annahme liegt nahe, dass gerade Familien aus dem näheren Einzugsgebiet den Grugapark besuchen, dem Kinder dort spielen können. Eine Jahreskarte kostet für Erwachsene 29,50 Euro und für Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren zehn Euro – für Normal- bis Gutverdiener unter den Eltern sicherlich kein großes finanzielles Problem. Zumindest Holsterhausen zählt allerdings laut Analyse zu den neun Stadtteilen, die nicht nur mit Spielplätzen unterversorgt sind, sondern in denen auch besonders viele Kinder in Armut leben.
Nicht berücksichtigt wurde in Bestandsaufnahme übrigens auch der Nienhauser Park. Der Besuch dort ist zwar kostenlos, doch der Park liegt in Gelsenkirchen gleich hinter der Stadtgrenze. Betrachtet wurden allein Essener Spielplätze, auch wenn der Weg in den Nienhauser Park für viele Familien aus Katernberg nicht weit ist.
Hier zeigen sich, nebenbei bemerkt, die Grenzen der Aussagekraft einer „stadtteilscharfen“ Betrachtung, denn sie kann nicht berücksichtigen, was direkt nebenan geboten wird – sei es in der eigenen Stadt, sei es bei den Nachbarn. Für Eltern dürfte es aber irrelevant sein, wo ein Spielplatz offiziell liegt, Hauptsache er befindet sich in der Nähe der eigenen Wohnung.
Nachbarschaftsspielplätze wurden bei der Analyse pauschal berücksichtigt
Und dann gibt es noch Spielplätze, die im Zuge von Bauvorhaben entstanden sind. Die Stadt macht dies Wohnungsbau-Investoren zur Bedingung. Diese Spielplätze sind in der Regel nicht öffentlich, es sind Spielangebote für Kinder aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Grün und Gruga hat diese nicht im Detail betrachtet, aber auch nicht gänzlich außen vor gelassen.
Bei der Berechnung des Versorgungsgrades mit Spielplätzen wurde pauschal davon ausgegangen, dass in jedem Stadtteil zusätzlich 20 Prozent des Bedarfs an Spielflächen durch solche private Spielangebote abgedeckt werden. Ob nun viel gebaut wird wie in Rüttenscheid – und folglich auch viele Spielplätze entstehen – oder deutlich weniger wie in anderen Stadtteilen, fiel somit allerdings unter den Tisch.
Auf Basis der Analyse will die Stadt pro Jahr 3,9 Millionen in den Bau und in die Erneuerung von Spielplätzen investieren.