Essen. Mit 14 startete Rosa Pierro in eine internationale Tanzkarriere. Wie sie am Aalto-Ballett Essen eine klassische Traumrolle zum Leben erweckt.

Bis zum Kuss des Prinzen ist es nicht mehr lang. „Ich bin nicht nervös, aber aufgeregt“, sagt Rosa Pierro vor ihrem Debüt als Prinzessin Aurora alias „Dornröschen“ in Tschaikowskis berühmtestem Ballett. Es ist auf absolute Präzision ausgerichtet. Darauf legt Ballettintendant Ben Van Cauwenbergh seit der Premiere seiner Version nach Marius Petipa im Herbst 2020 besonderen Wert. Ab heute Abend tanzt die 24-jährige eine der anspruchsvollsten klassischen Traumrollen. Und die Eltern kommen aus Italien und schauen zu.

Mit 14 hat Rosa Pierro ihre Heimatstadt Rom verlassen, wo sie in einer Kleinfamilie ohne künstlerischen Hintergrund aufgewachsen ist. „Der Tanz war immer da, seit ich denken kann“, sagt Rosa Pierro, die mit 5 Jahren den ersten Ballettunterricht bekam. „Meine Eltern haben mich stets unterstützt in meiner Leidenschaft und mich früh gehen lassen. Angst hatte ich nicht. Ich wollte das unbedingt“, erzählt sie.

Klassische Ausbildung in Wien ist in Essen gefragt

An der Wiener Staatsoper erhielt sie ihre klassische Ausbildung, machte erste Bühnenerfahrungen. Das Ungarische und Polnische Nationalballett waren weitere wichtige Stationen. Neben Produktionen wie „Nussknacker“, „Don Quixotte“ und „Anna Karenina“ war die Rolle als Kaiserin Elisabeth in „Mayerling“ ihre herausragendste Erfahrung. „Da ging es nicht nur um Technik. Ich konnte tief in eine Geschichte eintauchen“, erklärt Rosa Pierro.

Ganz so düster wie in Kenneth MacMillans Drama wird es in „Dornröschen“ nicht zugehen. Aber auch da sind erstklassige Technik und überzeugendes Spiel gefragt: „Man muss in ein freudvolles Märchen einsteigen und ein süßes Mädchen begleiten bis zum Stich mit der Nadel. Wenn sie aus dem Schlaf aufwacht, ist da Liebe.“ Den ersten Akt zu überstehen, sei schon eine Erleichterung. Und auch das Hochzeits-Pas de deux sei eine Herausforderung, die sie gerne annehme. Sie möchte in Essen so viel wie möglich tanzen. Am liebsten die Kitri in „Don Quichotte“ oder die Tatjana in „Onegin“.

Einen Prinzen gibt es in ihrem Leben nicht, meint Rosa Pierro lachend. Aber einen besten Freund, Rinaldo Venuti, mit dem Sie auch bei Tanzgalas auftritt. „Wir tanzen zusammen, wir träumen zusammen, wir machen uns Mut.“ Er ist an der Mailänder Scala engagiert, sie jetzt in Essen. „Aber ich bin mir sicher“, sagt Rosa Pierro, „das Leben wird uns wieder zusammenführen.“

Termine für „Dornröschen“: 1. und 16. April, 7. Mai. Karten: 0201 8812-200 oder www.theater-essen.de