Essen. Die Bundesbank hat sich aus Essen zurückgezogen. Nun wird die Filiale verkauft. Doch einzeln gibt es das Gebäude im beliebten Moltkeviertel nicht.
Die Bundesbank-Filiale in der Moltkestraße war viele Jahre Anlaufpunkt für die Essener und Essenerinnen, wenn sie noch entdeckte D-Mark in Euro tauschen oder beliebte Sammlermünzen erwerben wollten. Von hieraus wurde auch die regionale Wirtschaft regelmäßig mit Bargeld versorgt. Seit Herbst 2021 passiert das nicht mehr von Essen aus. Die Bundesbank hat ihre vier Filialen im Ruhrgebiet geschlossen und in einem zentralen, neuen Gebäude in Dortmund gebündelt.
Seither stehen die Büros, Tresorräume und Schalterhallen nicht nur in Essen, sondern auch in Hagen, Dortmund und Bochum leer. Die Bundesbank hat keine Verwendung mehr für sie und will sich von ihren Immobilien in den vier Städten trennen. Doch die Frage dabei ist nicht: Wer will eine dieser ehemaligen Bundesbank-Filialen haben? Sondern die Bank will alle vier auf einen Streich loswerden und sucht daher einen Käufer für das gesamte Immobilienpaket.
Bundesbank wirbt mit großer Zeitungsanzeige
Vor einigen Tagen inserierte die Bundesbank ihre Häuser groß in einer überregionalen Zeitung. Das Bieterverfahren läuft bereits, Interessenten können noch bis zum 29. April dieses Jahres ihre Angebote abgeben. Eine Kaufpreisvorstellung hat die Bundesbank dabei auch schon formuliert. Mindestens 20 Millionen Euro sollen dabei herausspringen.
Wie viele potenzielle Käufer schon Interesse gezeigt haben, dazu macht die Bundesbank keine näheren Angaben. „Bereits in den vergangenen Monaten haben sich zahlreiche Kaufinteressenten an uns gewandt. Seit wir die Vermarktung aufgenommen haben, wurden weitere potenzielle Erwerber auf unsere Verkaufsobjekte aufmerksam“, teilte Johannes Beermann, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, auf Anfrage mit.
Elf Wohnungen in Essen gehören mit zum Verkaufspaket
Wie die anderen zum Verkauf stehenden Filialen auch, ist die ehemalige Bundesbank-Filiale in Essen kein reines Bürogebäude. Wer das Haus an der Moltkestraße 31/33 kauft, erwirbt auch acht Wohnungen mit. Im zweiten Obergeschoss gibt es insgesamt sechs Wohneinheiten von jeweils etwas mehr als 100 Quadratmeter Größe, dazu zwei Mini-Appartements mit je rund 18 Quadratmeter. Die Wohnungen sind alle vermietet.
Zum Immobilienpaket in Essen gehört jedoch noch eine Besonderheit: Neben dem einstigen Bankgebäude wird auch ein benachbartes Wohnhaus in der Schinkelstraße 38 mit veräußert. Das Haus wurde im Jahr 1925 errichtet und weist den typischen Gründerzeit-Baustil im Moltkeviertel auf. Es beherbergt drei Wohnungen, die offenbar einst den Beschäftigten der Bank zur Verfügung standen.
Bundesbank seit 1957 in der Essener Innenstadt
Die Bundesbank-Filiale selbst wurde erst 1986 an der Moltkestraße erbaut. Damals firmierte sie noch unter dem Vorgängernamen Landeszentralbank. Der bisherige Standort in der Lindenallee in der Essener Innenstadt war ihr damals zu klein geworden, deshalb entschloss sich die Bank für einen Neubau an der Moltkestraße, der damals 21 Millionen D-Mark kostete. Richtfest war am 13. Februar 1986.
Mit der Schließung ihrer Zweigstelle 2021 endete eine lange Historie der Bundesbank und ihrer Vorgänger in Essen. Deutsche Zentralbanken waren nämlich bereits seit dem 19. Jahrhundert in Essen vertreten gewesen. Die Bundesbank selbst unterhielt seit 1957 ein Dienstgebäude in Essen.