Essen. Personalnot bei der Polizei könnte Konsequenzen für die vier Jugendverkehrsschulen haben, befürchtet der Vorsitzende der Essener Verkehrswacht.

Wenn es um Verletzte, gar Tote im Straßenverkehr geht, verbietet sich eigentlich jedwede Abwägung von Kosten und Nutzen der Verkehrssicherheitsarbeit. Dennoch umtreibt Karl-Heinz Webels derzeit eine tiefe Sorge um die Zukunft der vier Jugendverkehrsschulen in der Stadt.

Die Befürchtung des Vorsitzenden der Essener Verkehrswacht ist groß, dass der notorische Personalmangel der Essener Polizei zu einem Abzug jener vier Beamten führen kann, die derzeit in den Einrichtungen ihren ständigen Dienst versehen. Dann wäre es vorbei mit der verlässlichen Arbeit, von der jedes Jahr rund 40.000 Kinder profitieren, warnt Webels. Mit Ehrenamtlichen allein sei diese Aufgabe jedenfalls nicht zu meistern.

Mehrere Abteilungen stehen auf dem Prüfstand

Noch ist in der Behörde zwar nichts final entschieden. Doch Polizeisprecherin Judith Herold bestätigte, dass zurzeit „mehrere Abteilungen auf den Prüfstand gestellt“ werden. Die einzelnen Direktionen sollen Vorschläge für den Polizeipräsidenten erarbeiten. Die Präventionsarbeit der vier Beamten in den Jugendverkehrsschulen, glaubt Webels, könnte da ganz oben auf der Streichliste stehen.

Polizeidirektor Ulrich Sievers mag da ein wenig beruhigen: „Den Vorschlag werde ich nicht machen“, versicherte der Chef der Verkehrsdirektion der Polizei bei einem Ortstermin auf dem Übungsplatz an der Frintroper Straße, wo die Sparkasse Essen der Einrichtung fünf neue Fahrräder und 30 Helme übergeben konnte.

Wichtiger Baustein in der Verkehrs- und Sicherheitserziehung

Die Jugendverkehrsschulen, die von der Stadt, der Verkehrswacht und der Polizei gemeinsam betrieben werden „sind ein ganz wichtiger Baustein in der Verkehrs- und Sicherheitserziehung“, ist Sievers überzeugt: Dort würden die Grundlagen für adäquates Verhalten auf der Straße gelegt und nicht nur Kinder, sondern auch Senioren wie muslimische Frauen bei Rad- und Pedelectrainings für Gefahren sensibilisiert.

Dort werde die Polizei zudem noch als Freund und Helfer empfunden: „Ich halte das für sehr wichtig, dass wir als Behörde positiv wahrgenommen werden. Die Uniform ist das Gesicht der Polizei in der Masse.“ Das klingt nicht danach, als wäre Sievers angetan von der Überlegung, die Arbeit in den Jugendverkehrsschulen womöglich nicht länger von Beamten, sondern vielmehr von Regierungsangestellten mit pädagogischen Fähigkeiten erledigen zu lassen.

Immer mehr Kinder können nicht sicher Fahrrad fahren

Aus Sicht der Verkehrswacht sind die Jugendverkehrsschulen, die das Üben in einem beschützten Raum unter fast realen Bedingungen ermöglichen, wichtiger denn je. Denn immer mehr Kinder können nicht mehr sicher oder gar kein Fahrrad fahren. Bei den Prüfungen am Ende der Grundschulzeit hat die Durchfallerquote massiv zugenommen. Die Landesverkehrswacht hat dazu erschreckende Zahlen veröffentlicht: Demnach sind fünf bis zehn Schüler pro Klasse nicht mehr fit genug für die Fahrradprüfung, die am Ende der Grundschulzeit abgelegt werden kann. Vor zehn Jahren seien es nicht mehr als zwei Schüler pro Klasse gewesen.

188 Kinder bis 14 Jahre sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen verunglückt. Das waren 16 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Schulwegunfälle blieb mit 16 konstant. 399 verletzte Radfahrer entsprachen einer Steigerung von 6,7 Prozent gegenüber 2018.

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