Essen-Heidhausen. Die Stadt Essen fördert Solaranlagen auf privaten Dächern. Wie das funktioniert, wer profitieren kann und wie hoch die Nachfrage ist.

Hoch über Heidhausen hockt Christoph Fleischer auf seinem Dachfirst mitten zwischen Solarpaneelen. Mit Unterstützung des städtischen Förderprogramms „Solarenergie für Essen“ hat er Photovoltaik mit einer Höchstleistung von 16,2 Kilowatt Leistung installieren lassen.

  • Förderanträge können online im Serviceportal der Stadt Essen gestellt werden.
  • Unter essen.de/solaranlage finden sich auch hilfreiche Links. Beispielsweise der zum Solarkataster solar.metropole.ruhr/solardachkataster, wo man sein eigenes Hausdach ganz einfach auf eine grundsätzliche Eignung für Solarenergie-Anlagen prüfen lassen kann.
  • Ansprechpartnerin zum Förderprogramm „Solarenergie für Essen“ ist Klimamanagerin Manuela Molitor von der Grüne Hauptstadt Agentur. Sie ist unter 0201 8882343 oder manuela.molitor@gha.essen.de zu erreichen.
  • Infos über das lokale Projekt sind unter solarstadt-werden.de zu erhalten.

Fleischer strahlt mit der Sonne um die Wette: „Am 3. Januar habe ich den Antrag gestellt und am 16. Januar den Bescheid über 1700 Euro Förderung erhalten.“ Seit Beginn des Jahres fördert die Stadt private Solarstromanlagen und Solarthermische Anlagen jeweils mit bis zu 4000 Euro. Fleischer ist einer der Pioniere der lokalen Klima-Bürgerinitiative „Gemeinsam für Stadtwandel Werden“, die unter anderem die „Solarstadt Werden“ gegründet hat. Hier werden Informationen zur Verfügung gestellt, auf ständig aktualisierten Listen sind Anbieter zu finden, die Solaranlagen aufs Dach bringen können.

Essener wollen ihr Elektroauto mit Solarenergie laden

Die Bürgerinitiative hat über 1400 Briefe an Hauseigentümer verteilt, deren Dächer sich laut Solarkataster der Stadt Essen für Photovoltaik und Solarthermie eignen. Diesen Denkanstoß hätten Sybille Vetter und Christoph Fleischer gar nicht gebraucht. Sie hatten sich ohnehin vorgenommen, ihren ökologischen Fußabdruck deutlich zu verringern, geben aber zu: „Man muss schon ein bisschen Geld übrig haben.“

Der erste Berater empfahl nur eine kleine Anlage mit 2,5 Kilowatt Peak (mit dieser Einheit wird die Leistung von Solaranlagen unter genormten Testbedingungen angegeben) auf der Garage, so Fleischer: „Da war ich unzufrieden mit. Dann kam die Idee, unsere Dachgauben mit einer Alukonstruktion zu überbauen. Plötzlich hatten wir 55 Quadratmeter Fläche hinzugewonnen. Wir möchten die Hälfte des Stroms selbst nutzen, den wir erzeugen.“

Eine spezielle Alukonstruktion sorgt dafür, dass das Dach mehr Fläche für die Solarzellen bietet.
Eine spezielle Alukonstruktion sorgt dafür, dass das Dach mehr Fläche für die Solarzellen bietet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die hier genutzten Solarmodule kombinieren integrierte Leistungsoptimierer mit Halbzellentechnologie. Das reduziert die Leistungsverluste, komplett verhindern kann man sie nie. Insgesamt verfügt die Anlage nun über 45 Module von 16,2 Kilowatt Peak. Bereits installiert waren zwei Solarthermie-Module. Sie laufen bereits seit 30 Jahren ohne Probleme. Jetzt wartet Fleischer noch auf einen Batteriespeicher und eine Wallbox, über die das Elektroauto geladen werden soll: „Die Liefertermine sind aber erst in diesem Sommer.“

Der Heidhauser denkt noch weiter: „Ich hoffe auf bidirektionales Laden. Dann könnte ich ein Elektroauto als Batteriespeicher nutzen. Selbst ein kleines VW-Modell hat mittlerweile einen 28-Kilowatt-Speicher. Wenn man zurzeit bei Hausspeichern zwischen 500 und 750 Euro an Kosten pro Kilowatt Peak kalkuliert, habe ich das Geld bald wieder raus und noch ein Auto dazu bekommen.“

Solarenergie: In Essen sind bereits mehr als 250 Anträge bewilligt

Zu Besuch bei Fleischer ist Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE). Zum LEE NRW zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Ganz aktueller Bezug: „Wir müssen unabhängig werden von Putins Gas und Mineralöl aus Saudi-Arabien.“ Auch hat Priggen ein ganz privates Interesse: „Das hier ist genau die Größenordnung, die wir zuhause in Aachen auf unser Dach bringen könnten.“

Sven Hütter (Initiative Solarstadt Werden), Reiner Priggen (Vorsitzender Landesverband Erneuerbare Energien NRW), Tobias Gregor (Initiative Solarstadt Werden), Rolf Fliß (Bürgermeister und umweltpolitischer Sprecher der Grünen), Familie Fleischer und Yannick Lubisch (Ratsherr und umweltpolitischer Sprecher der CDU, von links) werben für die Solaroffensive in Essen.
Sven Hütter (Initiative Solarstadt Werden), Reiner Priggen (Vorsitzender Landesverband Erneuerbare Energien NRW), Tobias Gregor (Initiative Solarstadt Werden), Rolf Fliß (Bürgermeister und umweltpolitischer Sprecher der Grünen), Familie Fleischer und Yannick Lubisch (Ratsherr und umweltpolitischer Sprecher der CDU, von links) werben für die Solaroffensive in Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Yannick Lubisch ist der Ratsherr für Heidhausen und schon deswegen stolz auf dieses Vorzeigeobjekt privater Solarenergie. Er ist aber auch umweltpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion: „Bisher war Energie- nur Klimapolitik. Jetzt ist sie auch Sicherheitspolitik.“ Bürgermeister Rolf Fliß ist umweltpolitischer Sprecher der Grünen und bringt Zahlen mit: „Von 420 Anträgen wurde bereits 251 positiv beschieden und 74 weitere werden jetzt bewilligt. Das ist eine Gesamtleistung von 3000 Kilowatt Peak. Darauf können wir stolz sein.“ Damit ist aber auch die für 2022 vorgesehene Fördersumme von 500.000 Euro schon mehr als zur Hälfte abgerufen.

Zwei, die da ganz genau hinhören, sind Tobias Gregor und Sven Hüther von der Solarstadt Werden. Sie möchten ihren Mitmenschen mit viel Information dazu verhelfen, in klimafreundliche und unterm Strich auch finanziell attraktive Lösungen zu investieren. Ihnen schwebt eine Art Schneeballsystem vor, bei dem man sich von positiven Beispielen im Stadtteil überzeugen lässt. Für Hüther gelebter Alltag: „Einer meiner Nachbarn will jetzt auch das, was ich da auf dem Dach habe, und hat ebenfalls einen Förderantrag gestellt.“