Essen-Rüttenscheid. Auf Initiative der Grünen soll geprüft werden, ob man auf Parkflächen in Essen-Rüttenscheid Spielplätze bauen könnte. Um diese Flächen geht es.
In Rüttenscheid fehlen Spielflächen für Kinder und Jugendliche. Die Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) II schlägt deshalb vor, städtische Flächen, auf denen sich derzeit Parkplätze befinden, in Spielplätze umzuwandeln. Das Stadtteilparlament hat die Stadtverwaltung nun in einem einstimmigen Beschluss beauftragt, die betreffenden Flächen dahingehend zu überprüfen oder andere Flächen vorzuschlagen.
Konkret geht es um Parkflächen an der Ecke Lotharstraße/Lambertstraße, in der Annastraße, der Krawehlstraße und der Goethestraße. Potenziell könnte es sich um 77 (Lotharstraße), 42 (Annastraße), 25 (Krawehlstraße) und 32 (Goethestraße) Parkplätze handeln.
„Das sind die wenigen nicht bebauten städtischen Flächen, die zur Verfügung stehen“, erklärt Malte Lantin, Vorsitzender der Grünen-Fraktion in der BV. Den Vorwurf, seine Partei wolle durch die Hintertür Parkplätze abschaffen, um Autos aus dem Viertel zu verdrängen, will er nicht gelten lassen: „Es gibt einfach kaum Optionen, wo man noch Spielplätze bauen könnte.“
Essener Grünen-Politiker: Spielplatzbau muss nicht bedeuten, dass Parkplätze wegfallen
Die Idee sorgte für kontroverse Diskussionen. Markus Panofen, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der BV II, ist einer derjenigen, die Bedenken äußerten. „In Rüttenscheid haben wir einen enorm hohen Parkdruck und zu wenige Spielflächen für Kinder“, sagt er. „Aus unserer Sicht kann man nicht ein eminentes Problem lösen, indem man ein anderes befeuert.“ Deshalb könne es nur die Ultima Ratio sein, Parkraum wegzunehmen.
Auch Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), plädiert dafür, die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner im Blick zu behalten, die auf die Parkplätze angewiesen seien. „Man muss Lösungen finden, die beiden Seiten gerecht werden“, so Krane. Sicher sei es möglich, auch abseits des Parkraums Flächen für Spielplätze zu finden.
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Nach längerer Debatte fand man im Stadtteilparlament einen Kompromiss. Im Antrag der Grünen wurde der Satz gestrichen, in dem konkret die Rede davon war, Parkraum umzunutzen. Und auch Lantin betont, der Bau eines Spielplatzes müsse ja nicht gleich bedeuten, dass Parkplätze wegfallen: „Zu prüfen ist zum Beispiel, ob man den Parkraum umstrukturieren kann. Man könnte die Parkplätze anders anordnen und auf den Grünflächen Spielgeräte aufbauen“, so der Grünen-Politiker.
Untersuchung zeigte: Zu wenige Spielplätze in Rüttenscheid
Als weitere Alternative schlagen die Grünen vor, Parkdecks mit darüberliegendem Spielplatz zu bauen. Lantin betont aber gleichzeitig klar, dass die Bedürfnisse von Kindern für ihn Vorrang vor denen von Autofahrerinnen und -fahrern haben: „Bereitstellung von Spielplätzen ist für uns Daseinsvorsorge.“
Die Verwaltung wird nun prüfen, ob und unter welchen Umständen neue Spielplätze in Rüttenscheid geschaffen werden können. Laut Lantin ist allerdings noch nicht klar, ob die betreffenden Flächen derzeit bloß als Parkplätze genutzt werden oder tatsächlich offiziell als solche gewidmet sind. Wenn letzteres zutrifft, ist es bedeutend schwerer, sie für einen anderen Zweck zu nutzen.
Im vergangenen Jahr hatte die Stadt ihre Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche auf den Prüfstand gestellt. Eine Untersuchung von Grün und Gruga ergab, dass in Rüttenscheid Spielplatzmangel herrsche. Konkret ist der Stadtteil dem Bericht zufolge nur zu 44 Prozent mit Spielflächen ausgestattet, 29.182 Quadratmeter zusätzliche Spielplatzfläche fehlen. Kritikerinnen und Kritiker merkten jedoch an, dass der Grugapark mit seinen vielen Spielplätzen nicht in die Untersuchung miteinbezogen wurde.