Essen. Raketen, Bomben, Panzer: Zigtausende Menschen in der Ukraine fliehen in Richtung Westen. Essen hätte Kapazitäten, um Flüchtlinge aufzunehmen.

Der russische Überfall auf die Ukraine hat eine immense Flüchtlingswelle in Richtung Westen ausgelöst. Zigtausende Menschen verlassen Kiew, Donezk und andere umkämpfte Städte. Auch Essen bereitet sich auf die Ankunft ukrainischer Kriegsflüchtlinge vor. „Der Verwaltungsvorstand hat sich bereits mit der Situation in der Ukraine befasst“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Essen, so fügt sie hinzu, sei in der Lage, heimatlos gewordene Menschen unterzubringen. „Aktuell gibt es Kapazitäten, die noch erweitert werden können.“

Erst vor wenigen Tagen hat die Stadtverwaltung den Sozial- und Integrationsausschuss über die aktuelle Lage in den Flüchtlingsunterkünften unterrichtet. Der Trend ist eindeutig: Die Zahl der Flüchtlinge hat in der jüngsten Zeit deutlich zugenommen. Binnen zwei Monaten stieg die Zahl der belegten Heimplätze von 420 auf 573. Allein im Dezember 2021 und im Januar 2022 seien Essen vom Land fast 200 Flüchtlinge zugewiesen worden.

Ukrainische Community in Essen zählt 1.373 Menschen

Die Stadt verfügt in ihren Heimen über 850 reguläre Plätze, weitere 586 Reserveplätze könnten binnen vier Wochen aktiviert werden. Die Stadt plant bereits, auf diese Reserve zurückzugreifen. Denn: „Eine Vollbelegung ist aufgrund der Corona-Pandemie aktuell nicht möglich.“

Die meisten Flüchtlinge kommen aus den Kriegs- und Bürgerkriegsländern des Nahen und Mittleren Ostens: Syrien (102), Irak (77) und Afghanistan (90). Vom Hindukusch kommen in jüngster Zeit vor allem ehemalige Ortskräfte nach Essen.

Eine große Rolle bei Flüchtlingsbewegungen spielt auch, wie groß die jeweilige Community in einer Stadt ist. So hat sich Essen in den letzten Jahren zu einem Hot-Spot für syrische Flüchtlinge entwickelt. Die ukrainische Community in der Ruhrmetropole zählt nach letztem Stand 1.373 Menschen. Sie sei damit nicht sehr groß, so die Stadtsprecherin.