Essen-Stoppenberg. Die alte Fußgängerbrücke über die Köln-Mindener-Eisenbahn in Essen-Stoppenberg ist abgerissen. Darum ist von der neuen noch nichts zu sehen.
- Den Bau einer neuen Fußgängerbrücke über die Köln-Mindener-Eisenbahn hatte der Rat der Stadt Essen im September 2020 beschlossen.
- Die alte Brücke ist bereits abgerissen, Fußgänger und Radfahrer nutzen derzeit die 300 Meter entfernte Brücke an der Rahmstraße.
- Der Neubau ist nach Angaben der Stadt aufwendig und zeitintensiv. Einen Termin zur Fertigstellung gibt es nicht.
Die Köln-Mindener-Eisenbahnstrecke trennt Essen-Stoppenberg von Essen-Katernberg. Seit knapp einem Jahr ist die Verbindung durch die Fußgängerbrücke an der Josef-Hoeren-Straße gekappt. Diese wurde abgerissen und soll neu errichtet werden. Während der Abriss zügig vonstatten ging, ist von der neuen Brücke noch nichts zu sehen.
Neue Brücke in Essen-Stoppenberg soll barrierefrei sein
Geplant sind sowohl Treppenaufgänge als auch eine Rampe mit zwei Prozent Steigung, die auf die neue, vier Meter breite Brücke, hinaufführt. Geplant ist eine doppel-gekrümmte und schlanke Bauweise aus wetterfestem Stahl, damit soll die Optik des angrenzenden Weltkulturerbes Zollverein aufgegriffen werden.
Die neue Brücke soll genügend Platz für Fußgänger und Radfahrer bieten und künftig eine attraktive Anbindung der Wohngebiete in Altenessen und Katernberg an die Innenstadt und die Verbindung der Wohngebiete nördlich und südlich der Bahnstrecke bieten. Neben der Erreichbarkeit der angrenzenden Schulstandorte soll sie auch eine direkte Verbindung zu Zeche Zollverein bieten. Gesamtkosten für das Projekt: rund sieben Millionen Euro.
Der Rat hatte den Neubau im September 2020 beschlossen. Die alte Brücke wurde einige Monate danach angerissen. Fußgänger und Radfahrer müssen jetzt die rund 300 Meter entfernte Überquerung an der Rahmstraße nutzen.
Abstimmungen mit der Deutschen Bahn laufen
Der Planungs- und Genehmigungsaufwand für das neue Bauwerk ist laut Stadtsprecher Patrick Betthaus „nicht unerheblich“: „Beispiele sind die Anforderungen wie die Barrierefreiheit, die durch eine lange Rampe gewährleistet werden soll. Damit verbunden sind ganz andere Dimensionen des Bauwerks und eine entsprechend große Fläche, weshalb unter anderem das Grundstück im Bereich Rahmbruchsweg / Großwesterkamp gekauft werden musste.“ Hinzu kämen ständige Abstimmungen mit der Deutschen Bahn, da bei einem solchen Eingriff in das Streckennetz teils erhebliche Vorlaufzeiten in Zusammenhang mit etwaigen Streckensperrungen notwendig seien.
Aus gutem Grund habe die Stadtverwaltung daher keinen genauen Termin für die Fertigstellung genannt. Bereits abgeschlossen sind die Erkundungsarbeiten des Baugrundes und Rodungsarbeiten. „Mit den daraus resultierenden Ergebnissen werden nun die statischen Berechnungen für das künftige Bauwerk durchgeführt“, erklärt Betthaus. Außerdem stehen als nächstes Sondierungen des Kampfmittelbeseitigungsdienst an.
Anlass für Bau der Brücken war ein schwerer Unfall in Essen-Stoppenberg
Schulwege führen über die Brücken
Bei einer Überprüfung im Jahr 2019 wurde der Zustand der Brücken mit Noten von 1 bis 4 beschrieben. Ergebnis: Die Brücke Josef-Hoeren-Straße bekam mit 3,9 die fast schlechteste Note, die an der Rahmstraße eine 2,9. Eine Sanierung sei laut Stadtverwaltung kaum möglich, weil eventuell rostanfälliger Spannstahl verbaut worden sei.Über beide Fußgängerbrücken führen Schulwege. Über die Brücke an der Josef-Hoeren-Straße gelangen die im Norden wohnenden Schüler zum Schulzentrum am Stoppenberg. Direkt vor der Brücke hält die Buslinie 183. Die Brücke an der Josef-Hoeren-Straße gehört zum Radwegenetz Essen. Von Norden kommend, können Radfahrer über diese Route die Kokerei Zollverein auf direktem Weg erreichen.
Wenn die neue Brücke irgendwann tatsächlich die Köln-Mindener-Eisenbahn überspannt dürfte sich der Blick erneut auf den Überweg an der Rahmstraße lenken. Denn auch diese Brücke ist „ein Sorgenkind“, wie es CDU-Politiker Uwe Kutzner im vergangenen Jahr formulierte. Das marode Bauwerk müsse über kurz oder lang ebenfalls erneuert werden. Beide Brücken stammen aus den 1970er Jahren. Anlass für den Bau war ein schwerer Unfall am Bahnübergang Rahmstraße im September 1973. Infolge vorzeitig geöffneter Schranken erfasste ein Nahverkehrszug einen Personenwagen. Alle sechs Insassen wurden getötet.