Essen-Stoppenberg. . Die beiden Fußgängerbrücken über die Köln-Mindener-Eisenbahn in Stoppenberg sind mehr oder weniger marode. Die Stadt plant Abriss und Neubau

Die Köln-Mindener-Eisenbahn durchschneidet das nördliche Essen-Stoppenberg. Dank zweier Brücken können wenigstens Fußgänger und Radfahrer die Gleise zwischen der Rahmstraße im Westen und der Josef-Hoeren-Straße im Osten überqueren. Doch nun droht der Abriss beider Brücken. Das haben Prüfungen durch das Amt für Straßen und Verkehr ergeben. Besonders die Brücke an der Josef-Hoeren-Straße ist gefährdet, und zwar kurzfristig.

Bereits vor drei Jahren hatte EBB-Bezirksvertreter Andreas Walter auf die Verrottung von Betonpfeilern und Stahlträgern an den Brücken hingewiesen. Damals seien die Stellen verputzt worden. Die Verwaltung bestätigte, dass „nur die gröbsten Schäden beseitigt“ worden seien, „um einer weiteren Verschlechterung des Bauwerkezustands vorzubeugen“. Und: „Einige Schadstellen an den Rampen wurden bewusst aufgrund des erhöhten Aufwands durch die DB Strecke nicht saniert.“ Weil die Rampen stärker geschädigt seien als die Überbauten, werde der Neubau der Rampen favorisiert, während die Überbauten stehen bleiben sollten, hieß es damals.

Fast die schlechteste Benotung für östliche Brücke

Eine tolle Perspektive auf die Brücke.
Eine tolle Perspektive auf die Brücke. © Socrates Tassos

Drei Jahre später stellt sich die Situation weitaus dramatischer da. Bei einer Überprüfung wurde der Zustand der Übergänge mit Noten von 1 bis 4 beschrieben. Ergebnis: Die Brücke Josef-Hoeren-Straße bekam mit 3,9 die fast schlechteste Note, die an der Rahmstraße eine 2,9. Deshalb soll noch bis März eine zusätzliche Sichtprüfung durchgeführt werden. „Die Sperrung der Übergänge und der darunterliegende Bahnstrecke droht“, hat das Amt jetzt den Stoppenberger Bezirksvertretung mitgeteilt. Eine Sanierung komme wohl nicht in Betracht, weil eventuell rostanfälliger Spannstahl verbaut worden sei.

Wie geht’s nun weiter? Der Knackpunkt ist die Barrierefreiheit. Um sie zu gewährleisten, müssten 167 Meter lange Rampen auf beiden Seiten der Gleise gebaut werden, zusammen also eine Strecke von rund 330 Meter. Aus Platzgründen komme das für die Rahmstraße aber nicht in Betracht. Auch Alternativen wie ein Aufzug (Vandalismusgefahr) oder ein Tunnel (Angstraum) scheiden wohl aus.

Abkürzung über zwei Treppentürme

Die Schäden am Beton sind mit bloßem Auge zu erkennen.
Die Schäden am Beton sind mit bloßem Auge zu erkennen. © Socrates Tassos

Andreas Walter, der als Stoppenberger die Situation seit langem beobachtet, kann sich daher eine neue Brücke in Höhe der Josef-Hoeren-Straße vorstellen. Die Kosten werden allerdings mit 6,7 Millionen Euro veranschlagt. Die notwendigen Rampen würden dann auf der Nordseite der Köln-Mindener-Straße sowie im Großwesterkamp errichtet. Zwei zusätzliche Treppentürme könnten Fußgängern den weiten Umweg ersparen. Minuspunkte sind aber das noch nicht vorhandene Planungsrecht, die hohen Kosten und die lange Bauzeit. Trotzdem könnte sich Andreas Walter mit dieser Lösung anfreunden: „Lieber nur eine Brücke bauen, die dann aber richtig.“

Die Brücken wurden nach schwerem Verkehrsunfall mit sechs Toten gebaut

Die Brücken wurden Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts errichtet. Anlass war ein schwerer Unfall auf dem damaligen Bahnübergang Rahmstraße am 14. September 1973. Infolge vorzeitig geöffneter Schranken erfasste ein Nahverkehrszug ein mit sechs Personen besetzten Personenwagen, wobei alle Insassen getötet wurden. Die Opfer waren Tänzerinnen einer Prinzengarde und ihre Betreuer.

Über beide Fußgängerbrücken führen Schulwege. Über die Brücke an der Josef-Hoeren-Straße gelangen die im Norden wohnenden Schüler zum Schulzentrum am Stoppenberg. Direkt vor der Brücke hält die Buslinie 183.

Grundschüler nutzen die Brücke kaum

EBB-Bezirksvertreter Andreas Walter
EBB-Bezirksvertreter Andreas Walter © EBB

Kinder, die die Grundschule an der Rahmstraße besuchen und südlich der Bahnlinie im Bereich der Backwinkelstraße wohnen, könnten die westliche Brücke benutzen. Allerdings weiß Schulleiterin Ulrike Oberreuter, dass Kinder aus diesem Wohnquartier meist mit dem „Eltern-Taxi“ zur Schule gefahren werden.

Die Brücke an der Josef-Hoeren-Straße gehört zum Radwegenetz Essen. Von Norden kommend, können Radfahrer über diese Route die Kokerei Zollverein auf direktem Weg erreichen. Derzeit besteht laut Stadtverwaltung kein so gravierender Mangel, so dass die Brücken weiter für den Fuß- und Radverkehr freigegeben sind.

Die politischen Gremien werden im Frühjahr informiert

Die nächste Brückenprüfung erfolgt laut Stadtverwaltung turnusgemäß im Sommer 2019.

Es gibt noch keine Zeitschienen, wann die Brücken abgerissen oder dazugehörige Bauarbeiten begonnen werden. Voraussichtlich im Frühjahr wird die Verwaltung ihre Pläne in den zuständigen politischen Gremien vorstellen.