Essen-Borbeck. Am 21. Februar 1922 wurde Otto Imm nahe Itzehoe in Schleswig-Holstein geboren. Nun feiert der Wahl-Essener den 100. Geburtstag. Wir gratulieren.
Otto Imm strahlt in die Kamera. Dass er am kommenden Montag seinen 100. Geburtstag feiert, ist ihm nicht anzusehen. Glatt zehn Jahre jünger könnte er sein. Fürs Foto trägt er ein schickes Hemd mit passender Krawatte und Jackett. Der Senior blickt auf ein langes und meist glückliches Leben zurück. 71 Jahre verbrachte er in Essen.
- Otto Imm wurde am 21. Februar 1922 in der Nähe von Itzehoe geboren
- In der Kriegsgefangenschaft lebte er in den USA
- Seit 71 Jahren lebt der gelernte Bäcker in Essen
Am 21. Februar 1922 wurde Otto Imm in der Nähe von Itzehoe in Schleswig-Holstein als Ältester von sieben Geschwistern geboren. Im Krieg war er Soldat und kam Anfang der 1950er mit seiner Frau Gertrud nach Essen. 1944 war er in US-Kriegsgefangenschaft geraten und lebte in Amerika. 1948 kehrte er nach Europa zurück, blieb aber noch eine Weile in England, bevor er in seiner norddeutschen Heimat eine Bäckerlehre machte.
Der Job in der Großbäckerei war kein Traumberuf
Kindheit auf dem Bauernhof verbracht
Seine frühe Kindheit verlebte Otto Imm auf dem Bauernhof seiner Eltern in Norddeutschland.Als 18-Jähriger wurde er zum Militär eingezogen und musste in Polen, Norwegen, Russland und Frankreich kämpfen. 1944 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft.Im September 1949 heiratete er in der Kleinstadt Preetz (südöstlich von Kiel) seine Ehefrau Gertrud Denzin. Das Paar bekam drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.
„Mein Traumberuf war das nicht, aber die Eltern waren Bauern und hatten wenig Geld.“ In Essen arbeitete er 33 Jahre in der Großbäckerei Wilhelm Philipsenburg in Frohnhausen. „Sie produzierte unter anderem das Goldstern-Toastbrot. Ein Genuss für das in den 50ern so beliebte Toast-Hawaii mit Käse und Ananas“, schwärmt der Senior. Später sei die Fabrik an die Alte Bottroper Straße umgezogen. Gertrud versorgte die drei Kinder und den Haushalt. Otto Imm stand um 2.30 Uhr auf, um 3 Uhr war Schichtbeginn. Nachmittags mussten die Kinder leise sein, damit der Vater schlafen konnte. Viele Jahre setzte sich der Bäcker im Betriebsrat für die Belegschaft ein. Mit 62 ging er in Rente.
Zu seiner beachtlichen Gesundheit sagt der Hochbetagte, dass er nie geraucht habe. Und „starke Getränke“ habe er vermieden. Gern mal ein Glas Wein am Abend, am liebsten roten. In Borbeck baute er einige Jahre selbst Reben im Garten der inzwischen verstorbenen Tochter an. „Das war mein Zaubertrank“, sagt Imm lachend. Schwimmen und Tanzen hielten ihn fit. Bis vor Corona zog er noch im Borbecker Hallenbad seine Bahnen.
Zum Schwof in das Tanzcafé Mellis am Weidkamp in Essen-Borbeck
Zum Tanzen ging es sonntags ins „Tanzcafé Mellis“ am Weidkamp. Seit der Schließung bewegt sich der Rentner zuhause zur Musik. Eine spezielle Musikbox, die ihm sein jüngster Sohn Klaus (56) installiert hat, spielt per Sprachsteuerung seine Lieblingshits. In der Pandemie vertrieb die Technik die Einsamkeit. Oft bitte er „Alexa“ um Marschmusik. „Zu den Klängen kurvt er mit dem Rollator durch die Wohnung“, sagt Sohn Klaus.
Otto Imm lebt seit dem Tod seiner Frau vor 22 Jahren allein auf rund 60 Quadratmetern. „Klaus und der Schwiegersohn helfen beim Einkauf und wenn ich sonst etwas brauche.“ Eine Putzhilfe hat der Senior auch. Sein Arzt kommt ins Haus. Den Tag beginnt Otto Imm mit der Zeitung, die er nicht nur liest. „Was mich interessiert, schneide ich aus und klebe die Bilder in ein Heft. Dann schreibe ich dazu kurze Texte.“ Rund 60 Blöcke mit Erinnerungen habe der Vater bereits gefüllt, weiß Klaus Imm. Mittags koche der Vater selbst. „Am liebsten brät er Kartoffeln, Hähnchenschenkel oder Kotelett.
Vater Otto und Sohn Klaus verbindet die Liebe zur Musik
Otto Imm liebt Schlager und singt gern laut mit. Wie auch Seemannslieder, die Gefühle an die alte Heimat wecken. Denn Strand, Wasser und Wellen hätten der Familie stets im Ruhrgebiet gefehlt. „Obwohl ich im Revier aufgewachsen bin, fühle ich mich mehr im Norden zuhause“, so Klaus Imm. Die Liebe zur Musik verbindet ihn tief mit Vater Otto. Beide singen gern. Bis zur Pandemie war der 56-Jährige Sohn an Wochenenden als Sänger, DJ und Moderator unterwegs. Die ein oder andere Show-Einlage zur Geburtstags-Party am Montag in der Borbecker „Dampfbier Brauerei“ scheint also sicher.
Zur Feier hat sich neben Oberbürgermeister Thomas Kufen eine Sekretärin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten angemeldet. Bei der NGG war Otto Imm lange Mitglied. Auch vier Enkel und der Rest der Familie wollen herzlich gratulieren. Hat er einen Rat zum Altwerden? „Nie den Humor verlieren“, empfiehlt der Senior. Alles Gute zum dreistelligen Geburtstag!