Essen. Das ehemalige Gebäude der Mayerschen Buchhandlung ist Favorit der Stadt Essen für eine Zentralbibliothek. Was dort geplant ist.

Auf der Dachterrasse bei einer Tasse Kaffee in den neuesten Schmökern blättern – in Essens neuer Stadtbibliothek mitten in der Innenstadt soll das ab 2025 möglich sein. Denn die Stadt hat die feste Absicht, ihre Zentralbibliothek an die Porschekanzel zu verlegen – in das Gebäude der ehemaligen Mayerschen Buchhandlung. Entsprechende Überlegungen sind bereits weit fortgeschritten, bestätigte der städtische Planungsdezernent Martin Harter im Gespräch mit der Redaktion.

Voraussichtlich schon im März will die Verwaltung den Rat der Stadt um Zustimmung bitten für die Unterzeichnung eines „Letter of Intent“ (also einer Absichtserklärung) mit einem Investor. Dieser wird die Immobilie von der Deka Immobilien erwerben, um sie an die Stadt Essen weiterzuvermieten, so Harter. Deka Immobilien wollte sich Anfrage nicht äußern. Die Gespräch über einen Verkauf an einen Dritten sollen aber bereits weit fortgeschritten sein. Langfristig, so Harter, wäre es aus Sicht der Verwaltung auch eine Option, die Stadt würde das Gebäude selbst erwerben.

Die Stadt Essen hält an der Idee für ein Fahrradparkhaus in der Theaterpassage fest

Die neue Zentralbibliothek soll eine Fläche von insgesamt 10.500 Quadratmeter nutzen. Das wären in etwa so viele wie aktuell im Gildehofcenter an der Hollestraße. Der städtische Bauaufsicht prüft derzeit eine Aufstockung des Gebäudes Am Markt 5 um ein Staffelgeschoss und um besagte Dachterrasse. Der Mietvertrag für das Gildehofcenter läuft Mitte 2025 aus. Der Umzug an die Porschekanzel soll zur Belebung der Innenstadt beitragen.

Die Theaterpassage an der Rathenaustraße wäre aus Sicht der Stadtplaner somit nur zweitbeste Lösung als neuer Bibliothekstandort. Sollte die Zentralbibliothek tatsächlich an die Porschekanzel ziehen, will die Stadt die Vermarktung der Theaterpassage gemeinsam mit der Sparkasse zügig vorantreiben, so Harter. Dass die Sparkasse und die Stadt sich von der Immobilie trennen würden, war eigentlich ausgemachte Sache. Der Verkauf wurde jedoch zurückgestellt, so lange bis die Stadt eine neue Adresse für ihre Zentralbibliothek gefunden hat.

Gegen die Kirche St. Gertrud als Bibliothek spricht die Lage in der nördlichen Innenstadt

Aktuell sind nach den Worten des Planungsdezernenten aber weiterhin Überlegungen, im Untergeschoss der Theaterpassage ein Fahrradparkhaus einzurichten. Die Politik wünscht sich ein solches zwar in der Nähe Hauptbahnhofes. Aber: „Eine Fahrradgarage wird nicht gesamte Innenstadt versorgen“, davon ist Harter überzeugt. Davon will der Planungsdezernent auch die Politik überzeugen. Es gehe schließlich um unterschiedliche Zielgruppen – um Radfahrer, die in die Innenstadt wollen und solche, die ihr Rad am Hauptbahnhof parken, um mit der Bahn weiterzufahren.

Zentralbibliothek im Gildehofcenter

Die Stadt Essen nutzt seit 1999 die beiden Untergeschosse des Gildehofcenters an der Hollestraße als Zentralbibliothek. Zuvor war diese in oberen Etagen untergebracht. Die Bibliothek in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof ist zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Zumal ab 2025 die City-Bahn fast vor der Haustür halten wird. Die Stadt wünscht sich jedoch eine zentralere Lage.

Zur Stadtbibliothek gehören 15 Stadtteilbibliotheken und die Französische Bibliothek in Rüttenscheid. Pro Jahr zählt Essens Stadtbibliothek rund eine Million Besucher und vier Millionen Ausleihen.

Zurück zur Zentralbibliothek: Als möglicher Standort war auch die Kirche St. Gertrud im Gespräch, die für diesen Zweck umgebaut werden müsste. Eine durchaus reizvolle Idee. „Umbau und Ergänzung“ des Kirchengebäudes ließen sich jedoch nicht bis 2025 realisieren, betonte Harter. Gegen St. Gertrud sprach aus Sicht der Verwaltung auch die Randlage in der nördlichen Innenstadt. Auch wenn diese eine weitere Belebung ebenfalls sehr wohl vertragen könnte.