Essen-Freisenbruch/Horst. Massive Brückenschäden: Busverbindungen zwischen Freisenbruch und Horst sind für Jahre gekappt. Pläne der Stadt Essen nennen Politiker Notlösung.
Anfang 2021 wurde die Strecke über die Brücke am S-Bahnhof Eiberg für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt, seitdem ist auch die Busverbindung zwischen Horst und Freisenbruch gekappt. Nach massiven Protesten scheint eine Lösung in Sicht: Ein Shuttlebus soll die Lücke schließen, da derzeit ausschließlich Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen die Strecke befahren dürfen. Grund ist die marode Brücke.
Die Sperrung der Brücke der Deutschen Bahn war vor rund einem Jahr die Konsequenz aus dem Ergebnis einer Prüfung 2020. Durften die Brücke und den Sachsenring bis dahin Fahrzeuge bis 24 Tonnen befahren und war der Linienverkehr frei, ist dieses Gewicht wegen erheblicher Schäden an dem Bauwerk von 1926 heruntergesetzt worden. Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen dürfen die Brücke derzeit noch bis zum Jahresende 2022 nutzen. Dann sind eine erneute Prüfung des Zustands und eine Freigabe erforderlich, um diese weiter befahren zu können.
Ein zusätzlicher E-Wagen sichert den Schulweg zum Gymnasium
Seit dieser Einschränkung ist nun auch der ÖPNV (die Linienbusse 164 und 184) an der Stelle unterbrochen und es gibt Umleitungen, das gilt ebenso für den Schulbusverkehr. Für Schüler aus dem Hörsterfeld hat die Ruhrbahn einen zusätzlichen E-Wagen eingerichtet, damit sie zur Wolfskuhle kommen.
Beinahe ebenso lange wie die Sperrung besteht, regen sich auch Kritik und Protest, da die Fahrgäste der Ruhrbahn große Umwege wie Zeitverluste in Kauf nehmen müssen, um von einem Stadtteil zum anderen zu gelangen: ob zur Schule, zum Arbeitsplatz oder auch zum Einkaufen.
Daher mischte auch die Politik sich massiv ein, immerhin ist der Brückenneubau für 2026 vorgesehen – mit einer Fertigstellung also nicht vor 2028 zu rechnen, blickte etwa CDU-Ratsherr Luca Ducree nach vorn. Statt nach einer Lösung zu suchen, sei bis jetzt ohnehin bereits viel Zeit verschenkt worden. „Stadt und Ruhrbahn hätten das Problem wohl ausgesessen“, glaubt SPD-Ratsfrau Michaela Heuser. Da sei es gut, dass alle an einem Strang gezogen hätten – und am Ende auch alle an einem Tisch saßen samt der Zuständigen aus dem Stadtteilbüro und dem Bürgerladen.
Am 10. Februar soll der Ausschuss für Verkehr über die Finanzierung entscheiden
Jetzt sehen sie einen ersten Erfolg: Der Ausschuss für Verkehr und Mobilität soll am Donnerstag, 10. Februar, die Einrichtung eines Minibus-Shuttles beschließen. Dieser soll dann die Verbindung der Stadtteile nördlich und südlich der Brücke bis zum Jahresende ermöglichen.
Die Buslinien 164 und 184
Der Shuttlebus soll montags und donnerstags zwischen 8.45 und 12 Uhr sowie zwischen 15 und 18 Uhr, dienstags zwischen 8.45 und 12 Uhr im 20-Minuten-Takt fahren. Die Runde soll etwa 4750 m lang sein, die Fahrzeit insgesamt 13 Minuten betragen, hinzu kommen sieben Minuten Wendezeit.Wegen der Brückenschäden und der Konsequenzen daraus sind die Buslinien 164 und 184 getrennt worden, zudem gibt es eine neue Nacht-Express-Linie NE 51. Die Buslinie 164 bedient nun den südlichen Bereich der DBG-leise, die Linie 184 den nördlichen.Der NE 5 endet seit geraumer Zeit im Hörsterfeld (Horst), der nördliche Bereich wird durch die zusätzliche Linie NE 51 angesteuert. Diese ist zwischen Steele S und Haltestelle Albert-Schweitzer-Straße unterwegs. Die Bushaltestelle Essen-Eiberg entfällt derzeit ersatzlos.
Das Shuttle-Angebot soll es montags und donnerstags jeweils am Vor- und Nachmittag geben, mittwochs ist die Fahrt an den Vormittagen vorgesehen. Die Ruhrbahn gibt an der Stelle zu bedenken, dass bei einer durchgehenden Fahrzeit die Lenk- und Ruhezeiten überschritten würden. Dafür wäre dann mehr Fahrpersonal nötig, was die Kosten steigern würde.
Die vorgesehene Strecke soll jetzt also an den drei Tagen über das Hörsterfeld, den S-Bahn-Halt Eiberg, den Schultenweg und das Schwimmzentrum Oststadt wieder zurück ins Hörsterfeld führen. Die Kosten dafür schätzt die Ruhrbahn auf 500 bzw. 200 Euro pro Fahrtag und damit auf rund 60.000 Euro für das Jahr – und schränkt gleich ein: Ein endgültiger Preis werde erst feststehen, wenn der Auftrag vergeben sei.
Barrierefrei werden die Shuttlebusse nicht sein
Was die Finanzierung nun möglich macht: Eine Ausnahme, mit deren Hilfe der Mehraufwand und damit die Kosten für die Baustellen- und Umleitungsmaßnahme bei der Ruhrbahn kompensiert werden sollen. Denn grundsätzlich gilt, dass jedes weitere Angebot entsprechend finanziert und damit gedeckt sein muss, das die Stadt hinzu bestellt.
Kritische Punkte bei dem geplanten Shuttle-Angebot sieht die Ruhrbahn nun vielmehr darin, dass Fahrgäste über eine Stufe einsteigen müssen und sie kein Gepäck, keine Rollatoren oder Einkaufstrolleys mitnehmen können. Befördert werden können höchstens acht Fahrgäste. Und eine Lösung für den Schüler- und Berufsverkehr sei das auch nicht.
„Es ist eine Notlösung und ein kleiner Lichtblick zugleich“, sagt Michaela Heuser. Der Weg bis hierhin habe viel Kraft und Mühe gekostet, aber immerhin habe es zuletzt konstruktive Gespräche gegeben. So sei sie zwar froh, dass auf die Situation überhaupt regiert werde. Gleichwohl bleiben Personen, die etwa auf einen Rollator angewiesen sind, bei dieser Lösung weiterhin ausgeschlossen.
Wenn die Politik beschließt, muss die Ruhrbahn Auftrag ausschreiben und vergeben
Von Notlösung und Kompromiss spricht auch Luca Ducree. Noch gebe es keinen Grund, in Jubel auszubrechen, aber wenn der Ausschuss der Vorlage zustimme, sei immerhin die Finanzierung gesichert. Denn liege es an der Ruhrbahn, Ausschreibung und Vergabe des Auftrags voranzutreiben. „Wir hoffen, dass diese Umsetzung schnellstmöglich erfolgt“, sagt er und glaubt an einen Start des Shuttlebusses im Sommer.
Natürlich gebe es damit immer noch keine direkte Anbindung für den Schüler- und Berufsverkehr. „Daher setzen wir weiter auf die Behelfsbrücke“, sagt der CDU-Ratsherr. Die soll auch schwereren Fahrzeugen das Befahren des Sachsenringes ermöglichen, bis das endgültige Bauwerk folgt.
„Auf die Behelfsbrücke haben wir jetzt schon gehofft, aber darum geht es aktuell nicht mehr“, ergänzt die SPD-Politikerin. Beide wollen das Thema nicht aus den Augen verlieren. „Wir wünschen uns weiterhin eine barrierefreie Lösung“, sagt Michaela Heuser und ist dennoch dankbar, dass sich die Lage nun verbessern soll – „und zwar erheblich, denn zuvor gab es ja gar nichts“.