Essen-Horst. . Nach dem Wegfall der Linie 167 in Horst startete Friseurmeisterin Nicole Vatter das Projekt Bus anne Ruhr. Nun gehen aber die Spendengelder aus.

Das Thema öffentlicher Nahverkehr hat es in Horst bereits vor geraumer Zeit in den Friseursalon von Conny Vatter geschafft: Seitdem die Linie 167 an der Horster Straße gekappt wurde, sei die Lage vor allem für die älteren Anwohner katastrophal. Der Einkauf beim Bäcker, in der Apotheke oder der Besuch auf dem Friedhof: „Hier funktioniert die Nahversorgung nicht mehr“, beschreibt die Friseurin, die sich die Nöte nicht nur anhörte, sondern kurzum handelte. Sie organisierte einen Bus aus Spendengeldern – doch diese sind so gut wie aufgebraucht. „Eine Alternative muss her“, sagt nicht nur Conny Vatter.

„Bus anne Ruhr 67“ hat die Friseurmeisterin das Projekt getauft, liegt doch eine Haltestelle gleich vor ihrem Salon „Frisur anne Ruhr“. Dabei gehe es um einen Versorgungsangebot, mitnichten um ein Friseurtaxi, stellt sie klar. Die Abfahrtszeiten hat sie handschriftlich notiert: donnerstags und samstags startet der Bus um 10 Uhr Richtung Steele bis zur Friedenskirche – um 12.30 Uhr geht es wieder zurück. Erwachsene zahlen pro Strecke zwei Euro, Kinder die Hälfte. „Seitdem der Bus fährt, steigen regelmäßig zwei bis acht Personen ein“, sagt Conny Vatter, die den Bus samt Fahrer gemietet hat. Für die zwei Fahrtage zahlt sie 160 Euro für den Neunsitzer mit einem Rollstuhlplatz.

Dank Spenden kamen 1562,48 Euro zusammen

„Wir hatten dafür 1562,48 Euro zur Verfügung“, nennt sie die Spendensumme, die bei ihrer Benefizaktion zusammen gekommen ist. Die mache sie jedes Jahr zum Geburtstag ihres Salons, an dem sich zahlreiche Nachbarn mit Livemusik, selbst gebrautem Bier oder Kuchen beteiligen. Halfen die Spenden in den Vorjahren etwa in Not geratenen Nachbarn wie der jungen Familie, in der die Mutter eine Schlaganfall erlitten hatte, hilft das Busprojekt vor allem auch den Senioren. „Schon die Supermärkte an der Ruhrau sind für viele Ältere nicht erreichbar“, sagt Conny Vatter zur Situation. Wer mit dem Taxi nach Steele fahre, zahle etwa 14 Euro: „Das gibt nicht jede Rente her.“

Die prekäre Situation seit dem Wegfall der Linie 167 im vergangenen Sommer kennen auch Bezirksvertreter wie die Christdemokratin Nicole Markner. Tatsächlich, so versichert die Politikerin, sei es mit Blick auf die oftmals geringen Fahrgastzahlen schwierig gewesen, die Linie in der Form zu erhalten. Dennoch müssten Anwohner am sozialen Leben teilnehmen und tägliche Besorgungen machen können. Sie denkt daher an eine abgespeckte Variante, vielleicht an den Markttagen in Steele. Das wären drei Vormittage in der Woche. Einen entsprechenden Antrag hat die CDU für die Sitzung der Bezirksvertretung (12. März) vorbereitet und bittet die Stadt zu prüfen, wie Abhilfe schaffen werden könnte.

„An Markttagen nutzten Fahrgäste die Linie 167“

So wenig die 167 mitunter genutzt worden sein mag, „an Markttagen stiegen stets viele Fahrgäste ein“, beschreibt Conny Vatter die Beobachtungen gleich vor ihrem Fenster. „Jetzt wird unsere Ecke aber immer weiter abgehängt“, kommentiert indes ein Kunde im Friseursalon die Lage rund um die Horster Straße. Erst falle der Bus weg und künftig solle die S-Bahn nur noch im Halbstundentakt fahren.

Bis sich eine Lösung für die derzeitige Lücke im öffentlichen Nahverkehr findet, bleibt dieser eben weiterhin Thema im Friseursalon. Wie wichtig den Anwohnern diese Versorgung im Alltag ist, hat Conny Vatter erst kürzlich bei einer älteren Kundin erfahren: „Sie war so dankbar, mit dem Bus anne Ruhr nach Steele zu kommen, dass sie fast geweint hat.“

>>ALTERNATIVEN ZUM ÖFFENTLICHEN NAHVERKEHR

  • Als Beispiel für eine Alternative zum öffentlichen Nahverkehr gibt es etwa in Haarzopf einen Bürgerbus, Träger ist ein Verein, Ehrenamtliche haben das Projekt ins Leben gerufen.
  • Dieses Busangebot bringt allerdings einige Voraussetzungen mit sich, dazu zählen Vereinbarungen etwa mit der Ruhrbahn und der Personenbeförderungsschein für die Fahrer.