Essen. Die Stadt Essen tauscht 248 alte Parkscheinautomaten gegen neue Geräte aus. Die Bezahlung mit Karte und übers Handy wird bald möglich sein.

Bargeldlos in kostenpflichtigen Zonen parken zu können, ohne ein Knöllchen zu kassieren - das wird bald auch in Essen möglich sein: Die Stadt tauscht ihre betagten Münzengräber gegen moderne Parkscheinautomaten aus, die die Gebühren nicht nur in Gestalt von Euro- und Centstücken schlucken, sondern auch kontaktloses Zahlen mit EC-Karte oder über diverse Handy-Apps erlauben.

248 Altgeräte, deren allererste Modelle bereits zu Beginn der 90er Jahre die sogenannten Groschengräber ablösten, werden ab dem zweiten Quartal bis zum Ende dieses Jahres Zug um Zug durch die neue Technik ersetzt, die sich gerade in der Herstellung befindet, sagt Christian Lang, Leiter der Verkehrsüberwachung im städtischen Ordnungsamt.

Damit holt Essen das nach, was der Rat der Stadt bereits in 2019 beschloss und andere Kommunen im Ruhrgebiet schon länger vormachen: ein bürgerfreundlicheres Bewirtschaften der insgesamt rund 5100 Stellplätze, die in der Innenstadt und in den Stadtteilzentren ticketpflichtig sind, auf den Weg zu bringen.

Vier Millionen Euro Einnahmen aus Parkscheinautomaten

Etwa 1,6 Millionen Euro kostet die Anschaffung der Automaten namens „Strada Rapide“ mit Datenfernübertragung und höchster Sicherheitszertifizierung - Wartung samt Graffiti-Entfernung und Garantie für die ersten 48 Monate inklusive. Eine Ausgabe - den Kämmerer wird’s freuen -, die sich in nach nicht einmal einem halben Jahr dicke bezahlt machen dürfte. Immerhin hat die Stadt 2021 allein über ihre Parkscheinautomaten rund vier Millionen Euro eingenommen, weiß Lang.

Diese Parkscheinautomaten werden voraussichtlich bis Ende des Jahres aus dem Essener Stadtbild verschwunden sein.
Diese Parkscheinautomaten werden voraussichtlich bis Ende des Jahres aus dem Essener Stadtbild verschwunden sein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Rechnung geht auf, kein Anlass also, die Gebühren zu erhöhen. Zumindest nicht im Zuge des anstehenden Gerätetausches. Auch die Zahl der kostenpflichtigen Plätze bleibt ungeachtet der Umrüstung konstant. Ob sie im zweiten Quartal dieses Jahres zuerst in den Außenbezirken oder im Essener Zentrum starten wird, sei allerdings noch nicht klar, sagt der Chef der Verkehrsüberwachung.

Kein Kartenschlitz und kein Tastenfeld wie an Geldautomaten

Die neuen Zettelspender schlucken wie ihre Vorgänger 10 Cent-, 20 Cent-, 50 Cent- als auch 1 und 2 Euro-Münzen. Zusätzlich ist das kontaktlose Zahlen wie im Supermarkt ohne PIN-Eingabe mit Karten möglich, die das sogenannte Co-Branding tragen wie zum Beispiel das Maestro-Zeichen. Es gibt keinen Kartenschlitz und kein Bedienfeld wie an Geldautomaten, was die Säulen im öffentlichen Raum widerstandsfähiger gegen Vandalismusschäden macht. So kann kein Schacht blockiert, kein Tastenfeld mutwillig verklebt werden.

Die fortschrittlichste Methode aber wird sein, die Parkgebühren übers Smartphone zu bezahlen. Apps unterschiedlicher Anbieter, deren Logos auf den Seiten der Automaten gut sichtbar angebracht werden, um erkennen zu können, mit welchen Firmen die Stadt kooperiert, sollen dies möglich machen - wenn alles klappt, bis zum Abschluss des Automatentauschs. Abgerechnet bis zur Höchstparkdauer wird bei diesem Verfahren minutengenau - gegen „eine geringe Gebühr“, die der App-Anbieter vorgibt.

Dass es für Parker, die die Handy-Funktion nutzen, unterm Strich in der Regel dennoch günstiger wird, als ein herkömmliches Ticket zu ziehen, zeigen Erfahrungen aus anderen Städten, sagt Lang. Es verfällt eben keine Restparkdauer, wie es bislang der Fall ist, wenn man beispielsweise Geld für eine Stunde eingeworfen hat, aber nach 45 Minuten den Platz bereits wieder räumt.

Groschengräber wie diese prägten ab Mitte der 60er Jahre gleich reihenweise auch das Essener Straßenbild. Pro Parkplatz gab es damals eine Uhr, die Leerung der Münzsammler war entsprechend zeitraubend. Mit Beginn der 90er Jahre wurden mit modernen Automaten, die Tickets ausspucken konnten, erstmals mehrere Parkplätze auf einmal bewirtschaftet.
Groschengräber wie diese prägten ab Mitte der 60er Jahre gleich reihenweise auch das Essener Straßenbild. Pro Parkplatz gab es damals eine Uhr, die Leerung der Münzsammler war entsprechend zeitraubend. Mit Beginn der 90er Jahre wurden mit modernen Automaten, die Tickets ausspucken konnten, erstmals mehrere Parkplätze auf einmal bewirtschaftet. © dpa | Heinz-Jürgen Göttert

Die Parkzeit aus der Ferne nachbuchen

Wer online bezahlt, muss nicht nur keinen Schein ziehen, den er sichtbar ins Auto legt, sondern er kann auch bequem Parkzeit aus der Ferne nachbuchen, ohne zum Automaten eilen zu müssen. Was komfortabel ist, wenn beispielsweise ein Termin beim Arzt oder Friseur länger dauern sollte als geplant.

Essens Politessen können anhand des Kennzeichens eines Autos über eine Datenbank jederzeit abrufen, „ob ein Fahrzeug am Parkvorgang teilnimmt“, sagt Christian Lang. Alle Verkehrsaufseherinnen und Verkehrsaufseher seien inzwischen mit internetfähigen Handys ausgestattet.

Dass dies bis vor kurzem noch nicht der Fall war und sich während der Pandemie Prioritäten und Personal innerhalb der Stadtverwaltung verschoben haben, ist laut Lang die Erklärung für die drei verstrichenen Jahre zwischen dem Ratsbeschluss zur Parkraumbewirtschaftung und dem Aufbau der neuen Automaten.