Essen. Seit rund 100 Tagen sind in Essen zwei neue Anlagen zur Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachung in Betrieb. Die Stadt zieht eine erste Bilanz.
Die neuen stationären Blitzer der Stadt Essen an der Berne- und der Bismarckstraße sind auf dem besten Weg, sich rasend schnell bezahlt zu machen: In den ersten rund 100 Tagen seit ihrer Inbetriebnahme haben die kombinierten Rotlicht- und Geschwindigkeitsüberwachungs-Anlagen fast 5500 Verstöße erfasst.
Und dabei handelte sich nicht nur um Kavaliersdelikte: An der Bernestraße raste ein Verkehrsteilnehmer mit 103 Sachen in die Radarfalle, an der Bismarckstraße waren 94 km/h der heftigste Regelbruch. Dem bislang rücksichtslosesten Spitzenreiter in der Stadtstatistik drohen nach dem neuen Bußgeldkatalog nun 280 Euro Strafe, dazu kommen zwei Punkte und ein zweimonatiges Fahrverbot. Der Sünder von der Bernestraße kommt kaum billiger davon.
Die Stadt kalkulierte anfänglich mit weniger Verstößen
Diese erste Blitzer-Bilanz lässt eine Kosten-Nutzen-Rechnung der Stadt im Rückspiegel nahezu vorsichtig erscheinen: Pro Standort wurde bei den anfänglichen Finanz-Planungen mit rund 30 Verstößen pro Tag und einem durchschnittlichen Bußgeld von 25 Euro kalkuliert. Die demnach in drei Monaten anzunehmenden etwas über 3000 Vergehen wurden durch die Realität bereits überholt.
Allein die Anlage an der Bernestraße hat rund 3200 Geschwindigkeitsverstöße und 1040 Rotlichtverstöße erfasst. An dem Messplatz Bismarckstraße waren es zwar „nur“ 730 beziehungsweise 470. Diese eklatante Differenz ist jedoch schnell zu erklären, so eine Stadtsprecherin: Die Überwachung dort sei von einer etwa zweimonatigen Baustellenphase beeinträchtigt worden.
Viele Bußgeldverfahren sind noch nicht bearbeitet
Über die an beiden Stellen durchschnittlich zu hohe Geschwindigkeit liegen keine statistischen Daten vor. Wie viele Bußgelder in welcher Höhe tatsächlich verhängt worden sind, kann die kommunale Verkehrsüberwachung ebenfalls noch nichts sagen. Zu viele Verfahren sind noch nicht abschließend bearbeitet.
Nachdem die Kommune die beiden jüngsten stationären Blitzer scharf gestellt hatte, ging auch der inzwischen sechste Radarwagen mit neuester Laserscanner-Technik an den Start. Die mobile Überwachungseinheit ist seit Anfang Oktober einsatzfähig, berichtete die Stadt auf Nachfrage. Zwei weitere Wagen wurden derweil technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Summa summarum waren das Investitionen in Höhe von 210.000 Euro in die mobile Überwachung, dazu kamen 180.000 Euro für die zwei stationären Anlagen an Bismarck- und Bernestraße. Insgesamt werden an vier Stellen in Essen ortsgebundene Blitzer in kommunaler Regie betrieben.
5,7 Millionen Euro in einem Jahr durch Verkehrsüberwachung eingenommen
Durch ihre Verkehrsüberwachung hat die Stadt in 2020 insgesamt rund 5,7 Millionen Euro eingenommen - rund 200.000 Euro mehr als im Jahr zuvor. 2,9 Millionen Euro der Einnahmen stammten aus den Portemonnaies von 199.000 Parksündern, die damit im vergangenen Jahr rund 400.000 Euro mehr bezahlen mussten, während die Höhe der gegen Raser verhängten Bußgelder sank: Von knapp drei Millionen Euro in 2019, als die mobilen und stationären Blitzer noch rund 205.000 Überschreitungen festhielten, auf rund 2,8 Millionen Euro nach etwa 175.000 km/h-Verstößen.
Auch in den kommunalen Autobahn-Radarfallen sammelte sich so einiges an: 39.000 Regelbrecher wurden im vergangenen Jahr sanktioniert. In 2019 waren es noch rund 48.000 Fälle. Das Minus erklärt sich nicht nur durch weniger Verkehr durch Corona, sondern auch dadurch, dass in 2020 eine der vier Radaranlagen umziehen und fortan ihren „Dienst“ am Bredeneyer Berg versehen musste.
Was denkbare weitere Blitzer-Planungen angeht, lässt sich die Stadt noch nicht in ihre Straßenkarten gucken. Dazu heißt es aus dem Rathaus lediglich: „Die Verkehrsüberwachung erarbeitet permanent Überwachungskonzepte für mehr Verkehrssicherheit im Essener Stadtgebiet.“