Essen. . Nach zehn Jahren will die Stadt Essen die Parkgebühren erhöhen. Das Ziel: weniger Autos. E-Autos sollen jedoch kostenlos parken dürfen.

Erstmals seit dem Jahr 2010 will die Stadt Essen die Parkgebühren erhöhen. Elektro-Autos sollen dagegen – befristet auf zwei Jahre – kostenlos parken dürfen. Das sind die zentralen Punkte des neuen Parkraumbewirtschaftungskonzeptes, das der Rat der Stadt schon Ende Mai beschließen soll.

In der Parkzone 1, die sich auf den Kernbereich der Innenstadt bezieht, soll die erste halbe Stunde auf bewirtschafteten Parkplätzen künftig 90 Cent kosten, bislang sind 70 Cent fällig. Für eine komplette Stunde werden sich die Parkgebühren von 1,70 Euro auf 2,30 Euro erhöhen, sollte die Politik dem Vorschlag der Verwaltung folgen. Außerhalb der Innenstadt wären für jede angefangene 15 Minuten dann 40 Cent statt bisher 30 Cent fällig.

Die Stadt möchte die Elektro-Mobilität durch kostenloses Parken fördern

E-Autos sollen an Ladesäulen vier Stunden lang parken dürfen.
E-Autos sollen an Ladesäulen vier Stunden lang parken dürfen. © Kerstin Kokoska

Die Nutzer von Elektro-Mobilen möchte die Stadt hingegen bevorzugen: An Ladesäulen sollen E-Autos bis zu vier Stunden parken dürfen, und das kostenlos. Auch auf allen anderen bewirtschafteten öffentlichen Stellplätzen sollen sie kostenfrei parken. Die Stadt möchte damit die Elektromobilität fördern. Aktuell sind in Essen rund 830 E-Autos zugelassen. Ihr Anteil, so heißt es, dürfte weiter steigen. Zwei Jahre lang möchte die Stadt das freie Parken für E-Autos testen. Lediglich Bereiche, in denen das Bewohnerparken gilt, sollen davon ausgenommen werden, damit der Parkdruck dort nicht weiter zunimmt.

Für alle, die fürs Parken zahlen müssen, soll das immerhin einfacher werden. Die Stadt denkt an eine App fürs Smartphone, mit der die Parkdauer minutengenau abgerechnet wird und auf Wunsch verlängert werden kann. An Parkscheinautomaten soll das Zahlen per EC- und Kreditkarte möglich sein – auch digital. 250 neue Parkautomaten will die Stadt im kommenden Jahr deshalb anschaffen. Kosten: 1.625.000 Euro.

Zur Überwachung des Parkraums möchte die Stadt die Zahl der Verkehrsaufseher um 15 Personen erhöhen. Die dadurch zu erwartenden höheren Einnahmen durch Bußgelder und die Anhebung der Parkgebühren sollen den finanziellen Aufwand ausgleichen. Die Stadt kalkuliert mit zusätzlichen rund 375.000 Euro pro Jahr an Bußgeldern. Rund 1,8 Millionen Euro pro Jahr soll die Erhöhung der Parkgebühren einbringen.

Aus Sicht von Ordnungsdezernent Christian Kromberg ist das neue Konzept der Parkraumbewirtschaftung ein Beitrag, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. All jenen, die fürs Parken bald tiefer in die Tasche greifen müssen, mag sich das nicht auf Anhieb erschließen. Kromberg verweist auf die Digitalisierung und die Förderung der E-Mobilität. Essen werde dadurch ein stückweit moderner. Und auch nach der angestrebten Erhöhung der Parkgebühren liege Essen im Vergleich mit Städten in der Region im Mittelfeld.

Ziel des Parkraum-Konzeptes ist es auch, die Belastung durch Luftverschmutzung und Verkehrslärm zu senken

Erklärtes Ziel des Parkraum-Konzeptes ist es aber auch, die Belastung durch Luftverschmutzung und Verkehrslärm zu verringern, die die Suche nach einem freien Parkplatz eben mit sich bringt. Das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie hatte der Stadt bereits 2017 nahe gelegt, die Parkgebühren deshalb zu erhöhen. Im Klartext heißt es nun: Weniger Autos sind sehr wohl erwünscht, wo Parkplätze ohnehin knapp sind. In einer dicht bebauten Innenstadt sei es wenig sinnvoll, knappen öffentlichen Raum allein fürs Parken bereitzustellen, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung, die am Dienstag zuerst dem Umweltausschuss des Stadtrates vorgelegt wurde. „Autos sind Platzverschwender“, heißt es. Und: Die Fokussierung von Essen als Einkaufstadt greife zu kurz.

So deutlich hat man das in einem offiziellen Papier der Stadt noch nicht gelesen.

>>> SO VIEL ZAHLEN DIE ANDEREN

  • Die Stadt nennt folgende Parkgebühren in anderen Städten als Vergleich. Dortmund verlangt im „Kernbereich“ 1,50 Euro pro Stunde. In der Duisburger Innenstadt kostet die erste Stunde 50 Cent, die zweite Stunde 1 Euro, jede weitere Stunde 1,50 Euro. In Köln beträgt der höchste Tarif drei Euro pro Stunde. In Düsseldorf sind pro angefangene halbe Stunde 1,45 Euro fällig.