Essen. Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger aus Essen, die mit Corona in der Klinik liegen, steigt ständig. Doch die Statistik erweckt falsche Eindrücke.

Die Statistik über die Bürgerinnen und Bürger aus Essen, die mit Corona in einem der Krankenhäuser im Stadtgebiet liegen, erweckt einen falschen Eindruck. Denn der Wert steigt rapide an und könnte zu dem Rückschluss führen, dass die Omikron-Variante immer mehr Menschen in die Kliniken bringt. Lag die Zahl der Essener Patienten mit Corona Anfang Januar noch bei 75, ist sie mittlerweile – Mitte Februar – bei 210 angelangt. Doch die Statistik verschweigt wichtige Unterschiede.

Die Statistik benennt nicht, was der Ärztliche Direktor des Uniklinikums, Jochen Werner, schon Anfang Februar verdeutlicht hatte: „Mit Omikron wurden die Verläufe deutlich milder, die allermeisten Betroffenen gehören nicht mehr ins Krankenhaus.“

Viele Patienten werden nicht mehr wegen Corona eingeliefert

Entscheidend ist: Wer heute von der Statistik als „Corona-Patient“ erfasst wird, ist häufig gar nicht mehr wegen Corona eingeliefert worden. Sondern es sind Patienten, die sich wegen aller anderen Befunde behandeln lassen müssen – vom Beinbruch bis zum Herzinfarkt. Die akute Infektion mit dem Corona-Virus wird bei den Eingangs-Untersuchungen manchmal nur zufällig festgestellt.

„Jeder Patient wird eingangs auf Corona untersucht“, sagt Laura Rademacher, Sprecherin des Uniklinikums. In der Universitätsmedizin sind derzeit 94 Patienten mit einer Corona-Infektion, 43 davon kamen wegen anderer Beschwerden in die Klinik. Auf dieses Phänomen hatte auch schon Essens Gesundheitsdezernent Anfang Februar hingewiesen: „Es sind auch Patientinnen und Patienten dabei, die auf Grund anderer Erkrankungen ins Krankenhaus müssen. Die Coronainfektion ist dann eher ein ,Beifang’.“

Zahl der Intensiv-Patienten mit Corona bleibt konstant

Beweisen kann man diese Entwicklung – die im Übrigen die Wirksamkeit der Impfungen eindrucksvoll demonstriert – an der nahezu konstant bleibenden Zahl von Patienten in den Krankenhäusern, die wegen Corona auf eine Intensivstation müssen. Dieser Wert, der eindeutig etwas über die Anzahl schwerer Verläufe von Covid-Infektionen aussagt, steigt aktuell nicht signifikant an.

Am 3. Januar 2022 (Inzidenz-Tageswert: 238,5) lagen 19 Männer und Frauen aus Essen mit Corona auf einer Intensivstation. Am 8. Februar 2022 (Inzidenz-Tageswert: 1840,4; also fast das Achtfache vom Wert Anfang Januar) sind es 22 Intensiv-Patienten. So schwankt die Zahl der Essener Corona-Patienten auf einer Intensivstation in Essen schon lange etwa zwischen 15 und 25, er steigt nicht an. Auch, wenn Mediziner das nicht bestätigen: Wer heute wegen Corona ins Krankenhaus muss, weil er massive Atembeschwerden hat und kaum noch Luft bekommt, ist womöglich auch schon bald ein Kandidat für die Intensivstation.

„Die Zahl der Patienten, die wegen Corona zu uns kommen, nimmt eindeutig ab“, bestätigt entsprechend Dorothee Renzel, Sprecherin des Elisabeth-Krankenhauses (Huttrop). Dort gebe es derzeit 24 Patienten, die mit Corona infiziert sind. Seit Omikron könne man die Patienten in zwei Gruppen einteilen: Jene Infizierte, die eine Lungenentzündung entwickeln und jene, die zwar infiziert sind, aber nicht krank werden. „Es ist festzustellen“, konstatiert Dorothee Renzel, „dass die zweite Gruppe wächst. Aktuell liegen wir bei etwa einem Verhältnis von 50:50.“ Ähnliches sagt Hille Ahuis, Sprecherin des Krupp-Krankenhauses: „Viele der Patienten, die wir wegen Corona isolieren müssen, kommen nicht wegen Corona, sondern mit Corona.“ Und häufig sei die Infektion bis zur Anamnese noch nicht mal aufgefallen. Das viel größere Problem ist – und darunter leiden sämtliche Einrichtungen, nicht nur Krankenhäuser: Omikron führt zu hohen Infektionszahlen, damit zu vielen Quarantänefällen, das Personal fällt aus – auch in Altenheimen, in Schulen, in Betrieben.