Essen. Aus der „Einkaufsstadt“ Essen soll zumindest zeitweise die „Folkwangstadt“ werden. Das 100-jährige Museums-Jubiläum gibt dem Vorhaben Auftrieb.

Das 100-jährige Folkwang-Jubiläum sorgt derzeit für bundesweite Medienresonanz. Die große Impressionisten-Schau und der Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Festakt in der Philharmonie haben in den vergangenen Tagen für Aufmerksamkeit weit über die Stadtgrenzen gesorgt. Da dürfte es die Besucher am Hauptbahnhof nicht weiter erstaunen, wenn über dem Handelshof statt „Essen. Die Einkaufsstadt“ in den kommenden Monaten „Essen. Die Folkwangstadt“ leuchtet. So sieht es jedenfalls eine städtische Vorlage vor, die in der kommenden Woche im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates beraten wird.

Museum Folkwang dürfte im Jubiläumsjahr Hunderttausende Besucher nach Essen locken

Die „Einkaufsstadt“-Lichtwerbung, die das Eingangsbild der Stadt, bereits seit den 1950ern prägt, war in der Vergangenheit immer wieder in die Diskussion geraten. Nicht nur die Reparaturanfälligkeit der vielfach kaputten Neonröhren hat Kritiker auf den Plan gerufen. Auch die Frage, ob der Titel „Einkaufsstadt“ angesichts zunehmender Leerstände und der wachsenden Krise des Einzelhandels überhaupt noch zeitgemäß sei, war in letzter Zeit laut geworden. Der Essener Einzelhandelsverband und die Essen Marketing GmbH (EMG) hatten eine temporäre Änderung der Beschriftung zuletzt nicht ausgeschlossen.

Mit dem „Folkwang“-Schriftzug käme die „anlassbezogene Änderung“ nun gerade zur rechten Zeit. Das Museum dürfte mit seinen großen renommeeträchtigen Ausstellungsprojekten im Jubiläumsjahr nicht nur Hunderttausende Besucher in die Stadt ziehen. Das Haus mit großer Geschichte hat in diesem Jahr mit der Aktion „Folkwang und die Stadt“ auch etliche Projekte im Stadtraum geplant. Der leuchtende Schriftzug könnte dazu ein passendes Zeichen setzen.

Der Denkmalschutz hat der temporären Umsetzung schon zugestimmt

Nach Ansicht der städtischen Planer sei die Änderung außerdem vergleichsweise unkompliziert. Da die Worte „Einkaufs“ und „Folkwang“ jeweils aus acht Zeichen und vier identischen Buchstaben bestehen, sei der Eingriff minimal und jederzeit reversibel, heißt es in der Vorlage. Die vier neu zu produzierenden Leuchtbuchstaben „O L W G“ sollen entsprechend der Originalschrift hergestellt und installiert werden, die vier nicht verwendbaren Leuchtbuchstaben würden demontiert und eingelagert. Das Gesamterscheinungsbild der Leuchtschrift bliebe somit erhalten. „Der Denkmalschutz hat auf Grundlage dieser Planung der temporären Umsetzung zugestimmt“, heißt es in der Ausschuss-Vorlage.

Wie harmonisch sich der Folkwang-Schriftzug ins bisherige Bild einfügt, war beim Jubiläums-Festakt in der Philharmonie am Samstag schon einmal als Bildmontage zu sehen. Sollte auch der Rat am 23. Februar an dem Entwurf Gefallen finden, könnte die Änderung relativ rasch vollzogen werden. Die Kosten für den temporären Umbau von rund 21.000 Euro würden zudem vom Museum Folkwang aus bereitgestellten Drittmitteln seiner Förderer getragen, heißt es in der Vorlage.

Während der temporären Folkwang-Präsenz am Handelshof sollen dann die ohnehin erforderlichen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Lichtwerbeanlage einschließlich der erforderlichen Regeneration der Neonröhren stattfinden.

Wie es langfristig mit der Handelshof-Leuchtwerbung weiter geht, ist indes noch nicht entschieden. Die stadtbildprägende Wirkung soll erhalten bleiben, der Wartungsaufwand aber minimiert werden. In den sozialen Medien waren in den vergangenen Tagen zudem weitere und mehr oder minder ernsthafte Beinamen diskutiert worden – von „Pottperle“ bis „Kultur- und Vielfaltsstadt“. Auch der Slogan „Welcome in the City of Essen – Green Capital 2017“ wurde ins Spiel gebracht.