Essen-Borbeck. Die Öffnung der Sporthalle Prinzenstraße in Essen-Borbeck verzögert sich erneut. Wie lange Schule und Vereine darunter noch leiden müssen.
Die dringend benötigte Sporthalle des Gymnasiums Borbeck an der Prinzenstraße bleibt länger geschlossen als von der Stadt geplant. Eigentlich sollte die Leidenszeit für Schule und Vereine nach gut zwei Jahren der Instandsetzung im Februar endgültig enden, doch daraus wird nichts. Dies sind die Gründe.
- Die Sporthalle an der Prinzenstraße in Essen-Borbeck wird bereits seit Oktober 2019 saniert
- Eigentlich sollten die Arbeiten im Innen- und Außenbereich zum 1. Januar 2021 beendet sein
- Die Hallenschließung hat dramatische Auswirkungen für Schul- und Leistungssport
Schulleiter Lars Schnor schien es geahnt zu haben, als die Stadt Ende vergangenen Jahres eine Wiedereröffnung der Sporthalle in Essen-Borbeck für Februar 2022 in Aussicht stellte: „Wenn wir definitiv im Sommer 2022 wieder in der Halle aufschlagen könnten, würde ich mich freuen“, lautete damals sein skeptischer Kommentar. Zu oft war Schnor, der im Gymbo die Verantwortung für 856 Schülerinnen und Schüler trägt, bei diesem Projekt von der Stadt enttäuscht worden. Und wieder sollte er Recht behalten. Das einzig Verlässliche an den Prognosen der mit der Instandsetzung betrauten städtischen Grundstücksverwaltung (GVE) war das vertrösten auf einen späteren Öffnungstermin.
Liste der Gründe für die Terminverschiebung ist ellenlang
Mal waren im Zusammenhang mit der notwendigen Schadstoffsanierung zusätzliche Abbrucharbeiten nötig geworden. Dann ließen Fassadenarbeiten aufgrund mangelnder Tragfähigkeit den gesteckten Zeitplan explodieren. Weitere Verzögerungen entstanden durch Schwierigkeiten mit beauftragten Firmen. So musste beispielsweise der Auftrag für die Estricharbeiten neu ausgeschrieben werden. Und da fehlten wegen der aktuellen Marktlage die Bewerber.
Und so wuchs sich die Baustelle zu einer schier endlosen Geschichte aus, die im Oktober 2019 ihren Anfang nahm und eigentlich 15 Monate danach – also im Dezember 2020 – hätte endgültig beendet sein sollen. Nun jedoch, dies teilt Stadtsprecher Patrick Betthaus auf Nachfrage dieser Redaktion mit, ist mit einer Rückkehr der Schülerschaft und Sportler nicht vor Ablauf der kommenden Sommerferien zu rechnen.
Sporthalle Prinzenstraße soll erst nach den Sommerferien übergeben werden
Die erneute satte Verzögerung von rund einem halben Jahr erklärt sich laut Fachbereich durch „erheblich verlängerte Lieferzeiten von Baumaterialien.“ Aber auch krankheits- und pandemiebedingte Ausfälle bei ausführenden Firmen und entsprechend verlängerte Ausführungszeiten der notwendigen Arbeiten sagt Stadtsprecher Patrick Betthaus. „Bis zur abschließenden Freigabe der Halle sind so unter anderem noch Malerarbeiten oder Installationen im Bereich der Heizung, Elektrik, der Lüftung und im Sanitärbereich zu leisten.“ Hinzu kämen Montagen der Innentüren.
Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass es beim Instandsetzungsprojekt Sporthalle Prinzenstraße in allen Bereichen krankt, denn auch die Arbeiten im Außenbereich und der Außenfassade sind noch immer nicht abgeschlossen. Und selbst wenn dies geschehen sein sollte, müsse noch die „finale Abnahme der Halle durch die städtische Immobilienwirtschaft erfolgen“, wie Patrick Betthaus verkündet.
Ein Drittel des Schulsports im Gymnasium Borbeck bleibt auf der Strecke
Von der neuesten Entwicklung seien die betroffenen Vereine durch die Sport- und Bäderbetriebe Essen bereits informiert worden. Eine mehr als undankbare Aufgabe, denn mittlerweile dürfte den „Hiobsboten“ der SBE das tröstende Vokabular ausgehen. Zu oft wurde etwas versprochen und später nicht realisiert.
Warme Worte sind es auch, die den betroffenen Kindern und Jugendlichen des Gymbo, aber auch den ambitionierten Volleyballern des VC Borbeck nichts nutzen, denn die Konsequenzen der verlängerten Hallenschließung sind bitter. „Zuletzt blieb ein Drittel unseres Sportunterrichts auf der Strecke“, klagt Schulleiter Lars Schnor. Und daran wird sich nun bis Ende des Schuljahres nichts ändern.
Der Gymbo-Schulleiter gewinnt nach eigener Aussage zunehmend den Eindruck, dass sich um die Sporthalle nicht mit der nötigen Sorgfalt gekümmert wird. „Die Situation ist hanebüchen. Die Kinder unserer Schule haben einen Anspruch auf den Sportunterricht, der nun definitiv nicht vollständig stattfinden kann.“ Man plane bis nach den Sommerferien so weiter, wie dies bislang der Fall war. „Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.“
VCB-Geschäftsführer Michael Werzinger erhebt schwere Vorwürfe
Die Meldung der Sport- und Bäderbetriebe über die erneute Verlängerung der Hallenschließung an der Prinzenstraße haben bei Michael Werzinger, Geschäftsführer des VC Borbeck, für Fassungslosigkeit gesorgt. Im Gespräch mit dieser Redaktion macht der Sportfunktionär seinem Ärger Luft.
„Nach der ersten, erneuten Schockstarre haben wir bereits kurzfristig darauf reagiert und eine E-Mail an Oberbürgermeister Thomas Kufen geschrieben“, berichtet Werzinger. „Darin haben wir ihn um ein persönliches Gespräch gebeten.“
Das Medieninteresse für den VC Borbeck als Bundesligastandort sei riesengroß, so Werzinger. Ganz abgesehen vom erneuten Zeitverzug für fast 900 Schülerinnen und Schüler im Schulsport. „All dies ist nur noch ein Hohn und ein Schlag in das Gesicht für jeden“, wettert Werzinger. „Mittlerweile sind wir Sportler und die Stadt Essen eine Lachnummer in ganz Volleyball-Deutschland“, findet der VCB-Geschäftsführer deutliche Worte.
Die aktuelle Situation ist für alle Beteiligten nicht mehr hinnehmbar
Die Situation sei für den Essener Klub als Kinder- und Jugendverein, aber auch als Bundesligist mit fehlenden 45 Trainingszeitstunden pro Woche und Ausgliederung von zwei Teams nach Bottrop für Training und Meisterschaftsspiele nicht mehr hinnehmbar und auch nicht länger durchführbar.
In diesem Zusammenhang verweist Werzinger auf den Bauzeitplan der Stadt, der eine Fertigstellung der Sporthalle Prinzenstraße im Januar 2021 ausweist. „Sich mit der Pandemie herauszureden, lassen wir nicht mehr gelten. Da wurde meines Erachtens völlig falsch geplant. Man hat uns im Regen stehen lassen“, so Werzinger.
Verein kaufte Diesel für die Heizungsanlage der Sporthalle in Bergeborbeck
Die aktuelle Situation des VC Borbeck ist dramatisch, denn es gibt noch weitere „Baustellen“, von dem der Spielbetrieb negativ betroffen ist. So musste der Verein vor dem letzten Doppelspieltag der Bundesliga gegen Köln und Berlin in der maroden Heimspielhalle Bergeborbeck, Friedrich-Lange-Straße, den notwendigen Diesel für die Heizungsanlage der Halle aus eigener Tasche vorstrecken, weil ein Provisorium der Heizung im Rahmen der Asbestsanierung von der Stadt kurzfristig abgebaut worden war.
Der VC Borbeck trainiert zudem seit mehr als 20 Jahren auf einer von der Stadt gepachteten Beachvolleyballanlage an der Levinstraße. Doch seit vor drei Jahren die Bezirkssportanlage in Dellwig geschlossen wurde, weil die Fußballer von Ruwa Dellwig zum Platz von DJK Dellwig umzogen, duschen die Volleyballer kalt