Essen-Borbeck. Seit zwei Jahren wird eine Sporthalle in Essen-Borbeck instandgesetzt. Im Februar 2022 soll alles fertig sein. Schule und Vereine sind skeptisch.

  • Die Sporthalle Prinzenstraße in Essen-Borbeck ist schon seit über zwei Jahren wegen Instandsetzungsarbeiten geschlossen.
  • Die Arbeiten haben sich immer wieder verzögert. Auch weil Material und Fachfirmen fehlen.
  • Training und Schulsport leiden unter der Hallensperrung erheblich.

Die Sporthalle an der Prinzenstraße in Essen-Borbeck bleibt auch über den Jahreswechsel geschlossen. Die Stadt stellt nun ein Ende der Instandsetzungsarbeiten für Februar 2022 in Aussicht, doch den Verantwortlichen des betroffenen Gymnasium Borbeck und der dort trainierenden Vereine fehlt der Glaube. Woher die Skepsis kommt.

Die Arbeiten der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) an und in der Sporthalle starteten bereits im Oktober 2019 – bei einer damals prognostizierten Bauzeit von rund 15 Monaten. Doch daraus wurde nichts. Immer wieder wurde der Termin verschoben, bis heute ist die Halle geschlossen.

„Die Instandsetzung der Sporthalle Prinzenstraße wurde 30 Jahre lang verschlafen“

Michael Werzinger, Geschäftsführer der Volleyballer des VC Borbeck, kann ein Lied davon singen. „Unser Ansprechpartner sind die Sport- und Bäderbetriebe.“ Von denen erhielt er im Lauf der Jahre reichlich Post. Exakt 192 E-Mails habe er bislang gezählt: Terminvorschläge für andere Hallenzeiten, hoffnungsvolle Ankündigungen vom Ende der Bauarbeiten, bedauernde Nachrichten über erneute zeitliche Verzögerungen, aber auch aufmunternde Worte. „Wir haben zum SBE einen guten Kontakt“, sagt Werzinger. Die träfe ja keine Schuld. Genauso wenig wie die aktuellen Entscheidungsträger. Werzinger: „Die Instandsetzung der Halle wurde in den vergangenen 30 Jahren verschlafen.“

Für seinen Verein, der auch in der Jugend im Leistungsbereich spielt, ist das fatal. „Wir haben nach Trainingsrückstand zuletzt gegen Teams verloren, die wir bei einer vernünftigen Vorbereitung sicherlich geschlagen hätten“, hadert Michael Werzinger. „Aber uns Sportlern sind da die Hände gebunden. „Das ist ja nicht unsere Halle.“ Betroffen von der Dauerbaustelle sind auch die Handballer des TV Kronenberg und TB Überruhr sowie die Faustballer des Gerscheder SV.

Späte Trainingszeiten helfen Borbecker Vereinen nicht weiter

Hoffnungsschimmer: In der Dreifach-Sporthalle an der Prinzenstraße in Essen-Borbeck wurde der Hallenboden mittlerweile komplett verlegt. Die Faserplatten im Vordergrund schützen den neuen Belag während der Arbeiten an den Hallenwänden, die zum Großteil überarbeitet wurden. Das Ende der Instandsetzungsarbeiten rückt näher. Die Stadt Essen spricht von Februar 2022.
Hoffnungsschimmer: In der Dreifach-Sporthalle an der Prinzenstraße in Essen-Borbeck wurde der Hallenboden mittlerweile komplett verlegt. Die Faserplatten im Vordergrund schützen den neuen Belag während der Arbeiten an den Hallenwänden, die zum Großteil überarbeitet wurden. Das Ende der Instandsetzungsarbeiten rückt näher. Die Stadt Essen spricht von Februar 2022. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Sperrung der Sporthalle Prinzenstraße betrifft zum Teil aber auch die Borbecker Volleyballerinnen, die unter dem Namen VC Allbau in der 2. Bundesliga antreten. In aller Regel trainiert das Team in Bergeborbeck an der Friedrich-Lange-Straße. „Das ist neben den Hallen an der Wolfskuhle und am Hallo die einzige, die auch bundesligatauglich ist“, sagt Werzinger. Doch auch in Bergeborbeck gab es eine Zwangspause, weil man Asbest in einem Technikraum fand.

„Uns wurden alternativ Trainingszeiten von 20 bis 22 Uhr in der Halle des Burggymnasiums angeboten“, sagt Werzinger. „Doch wir haben Spielerinnen aus ganz NRW, die einen Job neben dem Sport haben. Da ist ein Spätabend-Training eher kontraproduktiv.“ Deshalb wechselte man für zwei Wochen notgedrungen nach Bochold in die Halle des Don-Bosco-Gymnasiums. „Dort hatte uns die DJK Eintracht Borbeck ihre Trainingszeiten abgetreten. Die Vereine helfen sich in der Not gegenseitig“, lobt der VCB-Geschäftsführer. Dennoch: Die Bocholder Halle ist zu klein. Von daher wäre es wichtig gewesen, an die Prinzenstraße ausweichen zu können, weil unsere Damen dort zumindest auf dem Großfeld trainieren können.“

Über 30 Prozent des Schulsports fällt am Gymnasium Essen-Borbeck aus

Dass die Sporthalle Prinzenstraße noch Monate lang dicht bleibt, sorgt auch für Sorgenfalten auf der Stirn von Lars Schnor. Der Schulleiter des Gymnasium Borbeck (Gymbo) ist für 856 Schülerinnen und Schüler verantwortlich. Der Schulsport leide unter der Sperrung der Halle erheblich, „wo doch gerade in Corona-Zeiten Bewegung für alle so wichtig wäre“, wie Schnor betont.

Im ersten Jahr der Pandemie sei das noch relativ glimpflich verlaufen, auch wenn man durch die Fahrten in umliegende Hallen in Dellwig und Frintrop wertvolle Unterrichtszeit verloren habe. „Da gehen für eine einzige Fahrt schon zehn bis 15 Minuten drauf“, rechnet Schnor vor. Seit Beginn dieses Schuljahres habe sich die Situation jedoch verschärft, seit die Stadt ein anderes Busunternehmen beauftragte. „Da kam es zuletzt immer wieder zu Verzögerungen“, moniert Schnor. „Im Moment fällt über 30 Prozent des Sportunterrichts aus.“

Sportvereine und Gymnasium in Essen-Borbeck bleiben skeptisch

So sehr er sich freue, dass die Sporthalle nun auf Vordermann gebracht werde, so sehr hadert Schulleiter Schnor mit dem Ablauf der Instandsetzung. Wegen der zahlreichen Verzögerungen ist er skeptisch geworden. „Wenn wir definitiv im Sommer 2022 wieder in der Halle aufschlagen könnten, würde ich mich freuen. Wir müssen ja auch die Unterrichtsinhalte planen.“ Michael Werzinger sieht das ähnlich und bemerkt augenzwinkernd: „Ich habe mir einen Extra-Mailordner für die Prinzenstraße angelegt. Da ist noch viel Platz.“

Das sind die Gründe für die Verzögerung der Instandsetzung

An der Dreifach-Sporthalle Prinzenstraße wird im Grunde schon seit 2016 gewerkelt. Doch bis zur Schließung im Oktober 2019 war eine Nutzung der Halle – wenn auch mit Einschränkung – möglich.

Das nun von der Stadt in Aussicht gestellte Ende der Instandsetzungsarbeiten im Februar 2022 gilt nur, „wenn es zu keinen weiteren Zeitverzögerungen mehr kommt und die Halle ohne Mängel abgenommen werden kann“, wie Stadtsprecher Patrick Betthaus erklärt.

Davon gab es in der Vergangenheit reichlich: So seien im Rahmen der Schadstoffsanierungen zusätzliche Abbrucharbeiten nötig geworden. Hinzu kamen Fassadenarbeiten aufgrund mangelnder Tragfähigkeit. Weitere Verzögerungen entstanden durch beauftragte Firmen. „So musste beispielsweise der Auftrag für die Estricharbeiten neu ausgeschrieben werden“, so Betthaus weiter. Doch wegen der aktuellen Marktlage hätten sich nur wenige Anbieter um die Erneuerung des Sportbodens beworben.

Nicht zuletzt kosteten krankheits- und pandemiebedingte Ausfälle bei den Firmen sowie lange Lieferzeiten bei Baumaterialien wie Holz, Dämmung, Stahl, Elektrokabel Zeit. Die aktuell kalkulierten Kosten für die Hallensanierung liegen bei rund 5,37 Millionen Euro.