Essen. Die katholische Kirche erlebt eine schwere Krise, nun gibt der zweite Mann im Bistum Essen Macht ab: Der Generalvikar arbeitet künftig im Team.
Das Bistum Essen geht an der Spitze neue Wege: Generalvikar Klaus Pfeffer gibt künftig Macht ab – und wird Teil eines fünfköpfigen Leitungsteams. Der Generalvikar ist als Stellvertreter von Bischof Franz-Josef Overbeck der zweitmächtigste Mann im Bistum und Leiter der Bistumsverwaltung. Diese Aufgabe übernimmt ab sofort das Team unter Pfeffers Leitung.
Ruhrbistum in der Existenzkrise
Zehn Jahre nach der letzten Umstrukturierung möchten Overbeck und Pfeffer die Bistumsverwaltung fit machen für immer schnellere Veränderungsprozesse in Kirche und Gesellschaft, heißt es auf der Homepage des Bistums. Pfeffer ordnet die Umstrukturierung aber auch in die jüngsten Erschütterungen der Kirche durch den Missbrauchsskandal und seine verschleppte Aufarbeitung ein.
„Die Krise der katholischen Kirche spitzt sich immer weiter zu. Bischof Overbeck spricht sogar von einer Existenzkrise. In vielfacher Hinsicht erleben wir einen geradezu epochalen Umbruch, der sich in alle unsere Pfarreien, Gemeinden, Verbände und Organisationen auswirkt“, schreibt er in einem Facebook-Post. „Das fordert natürlich auch die Verwaltungsstrukturen massiv heraus, die auf diese dramatischen Entwicklungen reagieren müssen.“ Um flexibler auf die sich zuspitzenden Herausforderungen reagieren zu können, werde an der Spitze des Ruhrbistums künftig arbeitsteiliger gearbeitet.
Nicht alles soll über den Schreibtisch des Bischofs gehen
Sprich: Die zwei Frauen und zwei Männer, die neben Pfeffer dem neuen Leitungsteam angehören, leiten jeweils „mit hoher Eigenverantwortung“ eigene Ressorts. Dem Team gehören an: Markus Potthoff, Leiter des Ressorts „Kirchenentwicklung“; Judith Wolf, Leiterin des Ressorts „Kulturentwicklung“; Carsten Fuhlendorf, Leiter des Ressorts „Finanzen und IT“ und Christiane Gerard, Leiterin des Ressorts „Personalmanagement und Interne Services“. Das bedeute auch: „Nicht alles muss von allen beraten werden. Und nicht alles und jedes muss über den Schreibtisch des Generalvikars oder Bischofs gehen, bevor es getan werden darf“, betont Pfeffer.
Das Team-Modell klinge für die streng hierarchisch strukturierte katholische Kirche zwar ungewöhnlich, sagt Pfeffer. Doch der bisher übliche Blick nach oben, die stete Frage „Was will der Bischof?“ habe oft gelähmt und „eigenverantwortliches Denken und Handeln verhindert“. Insbesondere freue er sich, dass nun auch zwei Frauen in herausgehobener Position im Ruhrbistum mitentscheiden.
Umbau soll effizientere Arbeitsweisen bringen
Allerdings, so räumt auch der Generalvikar ein, geht es bei der Umstrukturierung nicht allein um mehr Offenheit und eine demokratischere Machtverteilung: Angesichts einer kleiner werdenden Kirche und eingeschränkter Ressourcen solle das neue Modell auch für „effizientere Arbeitsweisen“ sorgen.