Essen. Das Geschäft Lederwaren Venhues war viele Jahrzehnte Anlaufstelle in der Steeler City in Essen. Warum die Familientradition jetzt endet.
- Das Lederwaren-Geschäft in der Steeler City besteht fast 114 Jahre.
- Kunden haben viele Erinnerungen an das Traditionsgeschäft.
- Derzeit läuft der Räumungsverkauf.
Seit fast 114 Jahren ist das Geschäft Lederwaren Venhues in Essen-Steele ansässig, ist für viele Kunden über Generationen Anlaufstelle in Sachen Koffer und Taschen gewesen. Jetzt findet dort der Räumungsverkauf statt. Und das hat einen traurigen Grund.
Inhaber Josef Venhues, der das Geschäft in dritter Generation führte, ist im Juni 2021 mit 70 Jahren verstorben. „Jetzt, wo er nicht mehr da ist, macht das alles hier keinen Sinn mehr“, sagt die langjährige Mitarbeiterin Christa Löhdorf traurig. 32 Jahre hat sie in dem Steeler Traditionsgeschäft gearbeitet, war enge Vertraute des Chefs. Jetzt geht sie in Rente. „Ich bin jetzt auch 72, für mich ist jetzt Schluss.“
Der Inhaber von Lederwaren Venhues in Essen-Steele war im Sommer 2021 verstorben
Geschäftsinhaber Josef Venhues sei nie verheiratet gewesen, habe keine Kinder, erzählt die Mitarbeiterin. Es gebe zwar vier weitläufigere Verwandte, aber die hätten alle andere Berufe und wollten das Geschäft nicht übernehmen. „Die Kunden sind schon sehr traurig, dass wir jetzt schließen“, so Christa Löhdorf.
In den vergangenen Tagen sei es sehr voll im Laden gewesen. Viele langjährige Kunden nutzen den Räumungsverkauf – und wollen sich vielleicht auch einfach verabschieden. Ende März sei dann endgültig und offiziell Schluss. Dann wird ein weiteres Familienunternehmen aus Steele verschwunden sein, das den Stadtteil über viele Jahrzehnte prägte.
Die bevorstehende Geschäftsaufgabe ist für die Kundinnen und Kunden eine traurige Nachricht. Elke Schumann wohnt in der Nähe und kennt den Laden seit über 30 Jahren. „Ich habe dort immer gern eingekauft, die Mitarbeiterinnen waren sehr freundlich und man bekam eine gute Beratung“, erinnert sie sich. Sie bedauert, dass das historische Geschäftsensemble in der Steeler City mit dem Aus für den Lederwaren-Laden seinen Charakter verliert. „Das war immer meine Lieblingsladenzeile in Steele.“
Als sie vor einigen Tagen die beklebten Schaufenster gesehen habe, sei sie ganz wehmütig geworden. Nicht nur ihr erster, besonders leichter Flugkoffer, ein Geschenk der Schwiegereltern, sei von Lederwaren Venhues gewesen. „Zuletzt habe ich mir dort noch ein Portemonnaie als Weihnachtsgeschenk ausgesucht.“
2021 hatte der Elektronikmarkt Saturn geschlossen
Mit Lederwaren Venhues verliert die Steeler City einen weiteren beliebten Anlaufpunkt für Kunden.
Erst Ende September 2021 hatte der Elektronikmarkt Saturn im Einkaufszentrum Globus-Center geschlossen – nach 20 Jahren vor Ort.
Begonnen hatte alles mit Josef Venhues’ Großvater Wilhelm, der 1908 den Grundstein für das Geschäft legte. Bereits seit 1910 befindet sich das Geschäft an der Kaiser-Wilhelm-Straße 2, mitten im Herzen von Steele. In der Anfangszeit hätten noch Mundharmonikas und Gläser sowie Schuhmacherbedarfsartikel zum Sortiment gehört, erzählte Josef Venhues dieser Redaktion zum 100-jährigen Bestehen des Ladens.
Zwischenzeitlich sei die Verkaufsfläche auf 400 Quadratmeter erweitert worden. Josef Venhues setzte auf Kundennähe, individuelle Beratung und die Waren führender internationaler Markenhersteller, um seine Kunden auch in Zeiten großer Einkaufszentren und des wachsenden Onlinehandels an sein Fachgeschäft zu binden. Nicht nur Business- und Laptop-Taschen, Trolleys, Bordcases und Reisegepäck aller Art waren sein Ding.
Seit 2004 gab es einen Internet-Shop des Lederwaren-Geschäfts
Josef Venhues hatte auch einen eigenen Reparaturservice für Lederwaren, Koffer und Schirme eingerichtet, bot Versicherungsgutachten an und installierte 2004 sogar einen Internet-Shop, der seinem Geschäft sogar Kunden aus dem fernen Japan bescherte. Auch diese werden künftig auf die Lederwaren aus Steele verzichten müssen.