Essen-Bergerhausen. Einen neuen Fair-Teiler-Kühlschrank haben Ehrenamtliche mit dem Verein Foodsharing installiert, den 7. in Essen. Welche Ziele sie verfolgen.
- In Essen gibt es sieben Fair-Teiler-Stationen.
- Die Rettung von Lebensmitteln steht im Vordergrund.
- Ehrenamtliche kümmern sich um die Kühlschränke.
Gut angenommen wird der neue Fair-Teiler-Kühlschrank im evangelischen Gemeindezentrum der Johanneskirche in Essen-Bergerhausen. Es ist die siebte Station dieser Art in Essen. Welche Ziele die Initiatoren mit dem Projekt verfolgen.
Im Dezember wurde der neue Kühlschrank angeliefert und im Gemeindezentrum an der Elbestraße aufgestellt. Bereits jetzt wird er gut frequentiert – von Menschen, die Lebensmittel dort einstellen und von solchen, die diese mitnehmen und verwerten wollen, beobachtet Michael Druen, Projektleiter Ehrenamtsmanagement im evangelischen Kirchenkreis Essen. „In erster Linie sollen so Lebensmittel vor der Vernichtung gerettet werden, aber natürlich soll damit auch Bedürftigen geholfen werden“, erklärt er.
Viele Essener teilen die Idee der Lebensmittelrettung
Die Idee der Lebensmittelrettung teilten viele, unabhängig vom Einkommen. So würden auch in Stadtteilen wie Bergerhausen und Rüttenscheid, wo nicht vorrangig sozial schwächere Bürger lebten, solche Angebote gut angenommen. Niemand müsse ein schlechtes Gewissen haben, dass er bedürftigen Menschen etwas wegnehme, wenn er sich aus dem Kühlschrank bediene, so Druen. „Jeder kann sich etwas mitnehmen, aber natürlich immer auf dem Hintergrund gerechter Verteilung, also ohne sich die Taschen vollzumachen und nichts für andere übrig zu lassen“, ergänzt Amelie Karcher von der Essener Foodsharing-Gruppe.
Michael Druen, der ebenfalls bei Foodsharing ehrenamtlich aktiv ist, sieht die Aufstellung des Kühlschranks als Chance, das Gemeindezentrum für ein anderes Publikum zur Anlaufstelle zu machen. „Die meisten Gemeindehäuser sind abgesehen von den kirchlichen Angeboten nicht wirklich auf sozialraumorientierte Arbeit ausgerichtet“, weiß er aus Erfahrung. Das Gemeindezentrum der Johanneskirche eigne sich gut als Fair-Teiler-Station, es sei ebenerdig zu erreichen, der Kühlschrank stehe direkt im Eingangsbereich.
Interessierte können Kontakt zu den Gruppen aufnehmen
Das evangelische Gemeindezentrum in Bergerhausen ist außerhalb der Urlaubszeiten montags, mittwochs, freitags und sonntags von 9 bis 12 Uhr geöffnet, außerdem zu Zeiten, in denen sich Gruppen der Gemeinde dort treffen.Weitere Informationen per E-Mail: ehrenamt@engagier-dich.de, essen@foodsharing.network, oder auf www.foodsharing.de. Bei Foodsharing Essen können sich auch Läden, Betriebe oder Restaurants melden, die Kooperationspartner des Vereins werden wollen.
Man habe mit Foodsharing einen Kooperationsvertrag geschlossen, ein Team von sechs Ehrenamtlichen kümmere sich täglich um den Kühlschrank, kontrolliere die Temperatur und darum, ob etwas aussortiert werden müsse. Nur weil zum Beispiel eine Paprikaschote schon etwas schrumpelig sei, müsse sie nicht zwangsläufig weggeworfen werden. „Die Menschen sind da verschieden, für den einen muss es immer knackig-frisch sein, der andere verwertet schon etwas älteres Gemüse noch zum Einkochen.“
Auch um die Hygiene kümmern sich die Ehrenamtlichen. „Wenn der Kühlschrank dreckig ist, wird er halt geputzt. Das ist wie zu Hause“, sagt Michael Druen. Am Fair-Teiler-Kühlschrank hängen die Regeln, nach denen er befüllt werden kann. „Lebensmittel wie Sushi, die ein Verzehrdatum haben, können dort beispielsweise nicht abgelegt werden“, erklärt Druen.
Beim Fair-Teiler-Kühlschrank handele es sich um ein offenes, niederschwelliges Angebot. Weitere Fair-Teiler-Stationen befinden sich aktuell an sieben Standorten in Essen: in der Villa Rü an der Girardetstraße 21 in Rüttenscheid, bei den Falken in Kray an der Wattenscheider Straße 36, im Mehrgenerationenhaus in Frohnhausen an der Kerckhoffstraße 22b, im Fachgeschäft für Stadtwandel an der Gemarkenstraße 72 in Holsterhausen, im Sozialladen „Rettungsboot“ an der Bochumer Landstraße 144c in Freisenbruch und auf dem Uni-Campus in der Nähe des Asta (vorübergehend geschlossen).
Foodsharing Essen wünscht sich weitere Kooperationspartner
Amelie Karcher ist es wichtig, dass sich jeder und jede an solchen Aktionen für die Umwelt und die gerechtere Verteilung von Ressourcen beteiligen kann. Foodsharing Essen kooperiere derzeit mit 65 Partnern, darunter Supermärkte, Discounter, Händler auf Wochenmärkten, Fleischereien, Lieferservices und Restaurants. Diese stellten übrig gebliebene Lebensmittel zur Verfügung. „Gerade jetzt in Coronazeiten ist es ja nicht unwahrscheinlich, dass in einem Restaurant weniger Lebensmittel benötigt werden, weil die Gäste ausbleiben“, erklärt Amelie Karcher. Die erste derartige Kooperation mit Foodsharing Essen bestehe seit 2016, weitere Partner seien erwünscht.