Essen. Essener Foodsharing-Gruppe sucht weitere Betriebe, die Nahrung zur kostenlosen Verteilung zu Verfügung stellen. Regelmäßige Treffen im Beginenhof.
Mal wieder zu viel eingekauft und keine Verwendung mehr für Zucchini, Möhre oder Quark? Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wirft jeder Deutsche pro Jahr etwa 82 Kilo Lebensmittel weg. Und das, obwohl viele Produkte noch zum Verzehr geeignet wären.
„Wir leben leider in einer Wegwerfgesellschaft. Gemüse mit Druckstellen oder Artikel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, werden zu oft achtlos in den Müll geworfen“, beklagt Anna Schulze. Schulze ist Botschafterin der Essener Foodsharing-Gruppe und setzt sich gemeinsam mit etwa 45 anderen „Foodsavern (Essensrettern)“ dafür ein, Lebensmittel vor der Tonne zu bewahren. Wie das funktioniert?
„In Kooperation mit diversen Betrieben, von denen wir Ware, die nicht mehr verkauft werden kann, abholen“, erklärt Schulze. In Essen sind es mittlerweile elf Betriebe, die ihre Ware lieber den Foodsavern mitgeben, als sie in den Container zu werfen. Manchmal hat ein Markthändler fünf Kisten Tomaten übrig oder der Bio-Supermarkt kann die Milch oder den Käse aufgrund eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr anbieten. Positiver Nebeneffekt für die Betriebe: Sie sparen die Kosten für die Entsorgung.
Warenkorb auf einer Internetseite
Die geretteten Lebensmittel werden anschließend zu den zwei Verteilerstellen dieser Stadt gebracht. So befindet sich aktuell ein großer Kühlschrank an der Universität sowie in der Druckertankstelle an der Klarastraße. Jeder darf sich an diesen Stationen kostenlos bedienen. Denn beim Foodsharing steht, im Gegensatz zu den Tafeln, nicht die Bedürftigkeit von Menschen im Vordergrund, sondern ausschließlich das Retten von Lebensmitteln. „Bedürftige Menschen können so vielleicht einen Teil ihres Bedarfs an Lebensmitteln decken, allerdings besteht keine Versorgungssicherheit“, so Anna Schulze.
Neben der Abgabe bei den zwei Verteilerstellen besteht zudem die Möglichkeit, einen „Warenkorb“ auf der Foodsharing-Internetseite einzustellen. Diese Möglichkeit haben nicht nur die offiziellen Foodsaver, sondern alle Bürger, die Lebensmittel nicht mehr benötigen, beispielsweise, wenn der Kühlschrank vor dem Urlaub leer geräumt werden muss oder wenn abzusehen ist, dass der Ketchup, der Zwieback oder die Bananen keine Verwendung mehr im eigenen Haushalt finden.
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Die Essener Foodsharing-Gruppe hat sich vor knapp einem Jahr gegründet, steckt aber derzeit noch in den Kinderschuhen. Anna Schulze und ihr Team sind daher auf der Suche nach weiteren Menschen, die sich als Foodsaver engagieren möchten.
Wer Interesse hat, kann sich auf der Foodsharing-Internetseite informieren oder zu den Treffen an jedem letzten Donnerstag im Monat um 18 Uhr im Café Machwatt im Beginenhof, Goethestraße 63-65, kommen. Auch weitere Lebensmittelhändler oder Gastronomen werden gesucht.