Essen. Bürogebäude und die kleineren Wohnhäuser hinter dem Wohnturm sind fertig, das Hochhaus folgt im Sommer. Womit bei den Mietpreisen zu rechnen ist.
Corona-Krise und Baustoffknappheit zum Trotz: Im Neubauprojekt „Huyssen-Quartier“ mit dem Wohnturm als weithin sichtbares Ausrufezeichen haben zur Freude von Investoren und der ersten Mieter die Einzüge begonnen. „Die Errichtung des Gebäude-Ensembles ist bisher wie geplant abgelaufen“, sagt Kerstin Memering, die im Auftrag des Essener Investors Peter Jänsch, das Projekt entwickelt hat.
An der Nordseite des Wohnturms kann man erstmals die Fassadengestaltung erkennen
Von außen gibt es knapp zwei Jahre nach der Grundsteinlegung mittlerweile einiges zu sehen, auch am 18-stöckigen Hochhaus, das mit Bezug auf die gegenüberliegende Philharmonie unter dem Namen „Phil“ vermarktet wird. An der Nordseite des Turms wurden die Gerüste schon abgebaut, sodass erstmals ein Blick auf die Fassadengestaltung möglich ist. Weiß-schwarze Außenflächen und gläserne Balkon-Brüstungen bestimmen das Bild.
Bezugsfertig ist das Hochhaus selbst erst im Sommer 2022, auch dies war lange so angekündigt. Zeitlich ebenso planmäßig begonnen hat der Bezug des neuen, 4200 Quadratmeter großen Bürogebäudes, das sich nördlich – also in Richtung Hauptbahnhof – an den Wohnturm anschließt. Es ist komplett an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC vermietet, die nach Angaben von Kerstin Memering bis Ende Januar ihren Einzug abschließen will.
Ebenfalls nahezu fertiggestellt und bereit zum Einzug sind die beiden baugleichen Mehrfamilienhäuser im Schatten des Wohnturms in der Dreilindenstraße, die auf den Namen „Mona Lisa“ getauft wurden. Sie bieten jeweils 22 Wohnungen, wobei eines der Häuser öffentlich geförderten Wohnraum mit entsprechend niedrigeren Mieten bereitstellt, im anderen befinden sich frei vermarktbare Wohnungen.
Folgt man der Webseite des Projekts (www.hqu-essen.de), die Mietpreise und Grundrisse auflistet, sind von den 22 frei finanzierten Wohnungen nur noch vier verfügbar. Sie bieten jeweils 60 Quadratmeter Platz und kosten 760 Euro Kaltmiete. Die sozial gebundenen Wohnungen im anderen Haus sind bereits komplett vergeben.
Investor will bei der Vermietung auf die „Mischung“ achten
Anders sieht es im Hochhaus aus, wo zumindest laut Webseite von den 65 Wohnungen erst sieben mit einem roten Punkt als fest vermietet gekennzeichnet sind. Das tatsächliche Interesse spiegele dies aber nur bedingt wider. „Es gibt bereits viele Reservierungen“, sagt Kerstin Memering. Diejenigen potenziellen Mieter, mit denen man teils bereits seit Jahren Kontakt halte, würden im Zweifel Vorrang genießen. Zudem überlasse man die Vermietung nicht dem Zufall, sondern schaue sich an, wer da Interesse hat, um eine gute Mischung im Haus sicherzustellen, heißt es.
Bei Mieten, die bei rund 13,50 Euro pro Quadratmeter in den untersten Geschossen beginnen und sich dann mit steigenden Stockwerken nach oben arbeiten, dürfte allerdings klar sein: Ganz arm sollte man nicht sein, wer hier mit Panoramablick auf den Stadtgarten und die Essener Kulturbauten wohnen will.
Bis zur zehnten Etage dominieren kleinere Wohnungen, dann beginnt eine andere Liga
Bis zur zehnten Etage bewegt sich die Größe der Wohnungen zwischen 76 und 93 Quadratmetern, die Kaltmiete beträgt je nach Größe und Stockwerk zwischen 1028 und 1487 Euro. Ab Etage 11 beginnt dann eine andere Liga. Hier variieren die Größen zwischen 106 und 209 Quadratmeter, wofür an Kaltmiete zwischen 1772 und 3870 Euro zu überweisen sind – Letzteres sind dann pro Quadratmeter rund 18,50 Euro. Die pro Wohnung bis zu 56 Quadratmeter großen Balkonflächen zählen, wie es bei Immobilien üblich ist, im gesamten Haus je zur Hälfte als Wohnfläche.
Eine Sonderrolle schließlich spielt die Penthouse-Wohnung im 18. und letzten Stockwerk. Ihre 433 Quadratmeter sollen 8450 Euro kalt kosten, allein das Wohnzimmer bringt 113 Quadratmeter auf die Waage. Bei Bedarf kann der Penthouse-Mieter zusätzlich exklusiv das Dach des Gebäudes als Garten nutzen, was allerdings nur „in Absprache und Abstimmung über Zusatzkosten mit dem Mieter“ erfolge.
Investor Peter Jänsch merkt an, eine Wohnung mit fast 20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter könne leicht gewisse Reflexe auslösen, doch sei dies unberechtigt. „Auf einen ausgewogenen Mix kommt es an, und dazu gehören günstige öffentlich geförderte Wohnungen, normale frei finanzierte Wohnungen und – in sicher viel kleinerem Maße – auch exklusive Luxuswohnungen.“ Das Penthouse biete einem gewiss wohlhabenden Mieter etwas, das in Essen bislang einmalig sei, was den Preis rechtfertige. Und ein Einfamilienhaus in Bredeney mit vergleichbarem Raumprogramm sei keinesfalls billiger.
Jänsch ist sicher, dass das gesamte Projekt nicht nur die Huyssenallee aufwerte, sondern auch dem Image der Stadt Essen nützen werde. Dies betonte beim Richtfest Anfang September auch Oberbürgermeister Thomas Kufen. Hochhäuser seien „ein Sinnbild für unsere Stadt“, so Kufen.
Gesamtprojekt mit 28.000 Quadratmeter Geschossfläche
Das Huyssen-Quartier umfasst mit dem Mix aus Wohneinheiten, Gewerbe- und Büroflächen rund 28.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Auf dem 3800 Quadratmeter großen Grundstück sind insgesamt 109 Wohnungen mit einer gesamten Wohnfläche von über 10.000 Quadratmetern errichtet worden.
Darüber hinaus entstehen im Erdgeschoss des Hochhauses noch rund 350 Quadratmeter Ladenfläche. Neben den bereits vermieten Büroflächen von 4200 Quadratmetern nördlich vom Turm zählt noch ein Altbau aus den 1960er Jahren südlich vom Hochhaus zum Gesamtprojekt. Dieser soll bis Mai 2022 kernsaniert werden und für Büronutzung weitere 2200 Quadratmeter bieten.
Informationen zu Grundrissen und Miethöhen gibt es im Internet unter www.hqe-essen.de