Essen. Die Jahrhundertflut 2021 hat den Essener Süden hart getroffen. Anwohner reagieren besorgt auf steigende Pegel an Deilbach und Ruhr.

Die ergiebigen Niederschläge der letzten Tage, haben die Ruhr, den Deilbach und andere fließende Gewässer in Essen spürbar ansteigen lassen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches im Winter. Doch nach der Jahrhundertflut vor fast genau sechs Monaten, die auch den Essener Süden stark getroffen hat, reagieren die Menschen zunehmend verängstigt auf den Anblick der Wassermassen. Beruhigend könnte da die jüngste Mitteilung des Ruhrverbandes wirken. „Ohne die Talsperren hätte es das erste kleine Hochwasser des Jahres 2022 gegeben“, betont Verbandssprecher Markus Rüdel.

Sehr präsent ist das Unbehagen in Kupferdreh, wo sich der sonst so harmlose Deilbach am 14. Juli 2021 in einen reißenden Strom verwandelte und mit zerstörerischer Wucht über die Ufer trat. Menschen kamen nicht ums Leben, aber der Sachschaden geht hier – wie auch längs der Ruhr – zigfach in die Millionen.

Besorgte Kunden melden sich bei Kfz-Meister Olaf Görke

In der Kfz-Werkstatt von Olaf Görke an der Deilbachbrücke rufen in diesen Tagen besorgte Kunden an. „Sie wollen wissen, ob ihr Auto sicher ist“, sagt der selbstständige Kfz-Meister. Der Hintergrund: Die verheerende Jahrhundertflut hatte seine beiden Hallen komplett absaufen lassen und 14 Kunden-Fahrzeuge dazu. Doch Görke versucht, besorgte Anrufer zu beruhigen: „Keine Panik, der Deilbach ist drei-, viermal im Jahr so voll.“

Auch der Kupferdreher CDU-Ratsherr Dirk Kalweit kennt die neue Angst im Stadtteil vor dem Deilbach. Nicht jedes Hochwasser besitze das Gefahrenpotenzial wie die Jahrhundertflut im vergangenen Sommer. „Aber wer damals von den Überschwemmungen betroffen war, hat jetzt berechtigte Ängste, die bei jedem Starkregen wieder hochkommen können“, weiß der Kommunalpolitiker.

Vorrangigste Aufgabe sei es nun, die künftigen Schutzmaßnahmen zu optimieren. Dabei komme es vor allem darauf an, die unterschiedlichen Vorhaben aller Akteure zu koordinieren und aufeinander abzustimmen. Dazu zählten Gewerbetreibende, Haus- und Grundstückseigentümer, Sportvereine bis hin zu den Verantwortlichen der Kulturlandschaft Deilbachtal. Ein Nebeneinander dürfe es nicht geben, warnt Kalweit. „Der Vorteil für den einen darf nicht der Nachteil für den anderen werden.“ Die Bezirksvertretung fordere daher die Stadtverwaltung auf, ein schlüssiges Konzept für den künftigen Hochwasserschutz in Kupferdreh vorzulegen.

So gefragt wie nie: die Starkregenkarte auf der Homepage der Stadt Essen

Wie besorgt die Menschen neuerdings auf steigende Flusspegel und Hochwasser in Essen reagieren, ist den Verantwortlichen im Rathaus sehr bewusst. „Die Starkregenkarte auf unserer Homepage ist noch nie so oft abgerufen worden wie seit dem letzten Sommer“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Unabhängig von behördlichen Schutzmaßnahmen rät sie den Essenerinnen und Essenern dazu, in ihre Versicherungspolice zu schauen und für sich selber Vorsorge zu betreiben, indem nämlich Elementarschäden abgesichert werden.

Vorsorge für Starkregen und Hochwasser

Die Starkregenkarte für das Stadtgebiet Essen gibt es auf der städtischen Webseite unter essen.de: In der Suchfunktion einfach den Begriff „Starkregenkarte“ einfügen.

Ansprechpartner für Starkregenvorsorge im Rathaus sind telefonisch erreichbar unter den Rufnummern 0201/8859-228 bzw. -299 und für Hochwasservorsorge unter 0201/8859-223 bzw. -225.

Die E-Mail-Adresse der Abteilung Wasserwirtschaft der Stadtverwaltung lautet info@wasser.essen.de

Auf das steigende Informationsbedürfnis der Menschen in Sachen Hochwasserschutz sei die Stadt gut vorbereitet. Jeweils zwei Mitarbeiter in den Sparten Starkregenvorsorge bzw. Hochwasservorsorge stünden den Menschen Rede und Antwort. Lenz: „Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich an uns wenden, wenn sie Fragen haben.“

Die aktuelle Lage gebe nach Darstellung des Presseamtes übrigens keinen Grund zu Besorgnis. Zwar hätten die jüngsten Niederschläge zu einer Hochwasserinformation für NRW über die Warn-App „Nina“ geführt. Aber in Essen seien bislang keine Informationswerte an Hochwassermeldepegeln überschritten worden. Silke Lenz: „Derzeit sinken die Wasserstände wieder.“