Essen. Geschädigte Gastronomen und Sportvereine in den Essener Flutgebieten benötigten jetzt schnell finanzielle Hilfen, so OB Thomas Kufen.

Nach der Hochwasser-Katastrophe im Essener Süden sind die von der Flut heimgesuchten Gastronomie-Betriebe und Ausflugslokale entlang der Ruhr besonders auf öffentliche Hilfen angewiesen. Das sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) am Samstag (17. Juli) am Rande eines Ortstermins in Kupferdreh. Zuerst wolle die Stadt Essen abwarten, welche finanziellen Hilfen von Bund und Land nach Essen fließen. „Zur Not müssen wir ein kommunales Hilfspaket für die Gastronomie schnüren“, fügte Kufen hinzu.

Komplett überschwemmt: Das Traditionslokal „Fährhaus Rote Mühle“ zwischen Heisingen und Überruhr war bei der Jahrhundertflut von den Wassermassen völlig eingeschlossen.
Komplett überschwemmt: Das Traditionslokal „Fährhaus Rote Mühle“ zwischen Heisingen und Überruhr war bei der Jahrhundertflut von den Wassermassen völlig eingeschlossen. © WAZ | Hans Blossey

Beispiel „Rote Mühle“: „Biergarten des Ruhrgebiets“ nennt sich das zwischen Heisingen, Überruhr und Kupferdreh gelegene „Fährhaus“. Bei der Flut vor drei Tagen ist das Traditionslokal komplett überschwemmt worden.

Flut verdirbt flutgeschädigten Gastronomen den Neustart nach Corona

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Beispiel zwei: Die Pächterin eines gefluteten Lokals in Essen-Horst sei persönlich beim OB vorstellig geworden. „Sie wollte jetzt zwei Hochzeitsfeiern ausrichten, daraus wird nun nichts“, so Kufen. In den vergangenen Tagen habe er „sehr emotionale Gespräche mit etlichen hochwassergeschädigten Essener Gastronomen geführt. „Sie haben sich nach dem langen Corona-Lockdown auf die Saison gefreut und sind nun völlig verzweifelt.“

Um einen erfolgreichen Neustart stemmen zu können, hätten viele Gastronomen Geld in ihre Wirtschaften investiert. Das Hochwasser werfe sie nun um Monate zurück, so Kufens Resümee. Die Sparkasse Essen habe Sonderkredite in Aussicht gestellt, um flutgeschädigten Unternehmen zu helfen.

Stadt will Sportvereinen wieder schnell auf die Beine helfen

Einfach weggespült: Essener Sportvereine beklagen die hohen Schäden an Kanus und Paddelbooten, auch Stege und Heime wurden beschädigt.
Einfach weggespült: Essener Sportvereine beklagen die hohen Schäden an Kanus und Paddelbooten, auch Stege und Heime wurden beschädigt. © WAZ | Dominika Sagan

Das zweite Sorgenkind sind die zahlreichen Sportvereine in den Flutgebieten. Bezeichnend für ihre Lage ist das Bild vom Stauwehr Werden, an dem sich unzählige Wassersportgeräte - vom Kanu bis zum Wasserball - gesammelt hatten. Hinzu kommen zerstörte Stege und abgesoffene Klubheime. Der OB kündigt für Montag eine Videokonferenz mit dem Essener Sportbund Espo und den geschädigten Vereinen an. Prekär für viele Klubs: Sie sind nicht versichert.

Weil die Stadt die Sportvereine als Partner für zahlreiche Ferienaktionen in diesem Sommer benötigt, bemüht sich der OB darum, sie möglichst schnell wieder auf die Beine zu bekommen.

Härtefall-Fonds über 100.000 Euro: Anträge sollen ab Mittwoch möglich sein

Für Flut-Opfer, die finanziell nicht gut ausgestattet oder bedürftig sind, wird die Stadt Essen einen „Härtefall-Fonds“ auflegen. 100.000 Euro als Soforthilfe stünden im Amt für Soziales und Wohnen bereit, um Privatpersonen schnell und unbürokratisch helfen zu können. Beispielsweise wenn ein Kind dringend ein Ersatz-Fahrrad benötige, um nach den Ferien wieder zur Schule kommen zu können. Antragsformulare seien in Vorbereitung, ab Mittwoch können sich Betroffene im Rathaus melden.

Das Ausmaß des Schadens, den das Hochwasser in Essen angerichtet hat, sei immer noch schwer zu schätzen. Für beschädigte städtische Gebäude und Infrastruktur werde es frühestens Mitte nächster Woche eine erste Schätzung geben. Besonders hoch ist der Schaden am Ensemble des Deilbachhammers in Kupferdreh. Fast eine Million beträgt der Schaden im Gymnasium Werden, wo der Keller vollief und die komplette Haustechnik zerstört ist. Die Stadtwerke Essen müssten ferner prüfen, wie stark die Kanalisation in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

OB lobt Engagement der Einsatzkräfte und den Zusammenhalt in der Bevölkerung

Seit Tagen eilt Thomas Kufen in den überschwemmten Süd-Stadtteilen von Termin zu Termin, wo er auf verzweifelte Menschen trifft. Angesichts der verheerenden Situation anderswo im Westen Deutschlands begegnet er der Lage in Essen dennoch mit einer großen Portion Demut. „Niemand ist in Essen zu Tode gekommen, niemand wurde verletzt.“

Ausdrücklich lobt das Stadtoberhaupt das Engagement der Rettungs- und Einsatzkräfte - von der Freiwilligen und der Berufs-Feuerwehr über THW, DLRG und Rettungsdienste bis hinzu den Teams der Entsorgungsbetriebe. „Sie alle machen einen großartigen Job.“ Hinzu kämen der große Zusammenhalt in der Bevölkerung und die Welle der Hilfsbereitschaft. Kufen: „Die Solidarität ist riesig groß.“