Essen. Essener Hallenbadgäste kommen mit 2G-plus klar, Besucher von Fitness- und Sonnenstudios eher nicht. Lange Gesichter gibt’s auf der Rotlichtmeile.
Die einen reagieren verständnisvoll, die anderen sind gereizt: Die Einführung der 2G-plus-Regel für Immunisierte in Hallenbädern, Fitnesseinrichtungen, Sonnenstudios und Bordellen stößt in Essen auf unterschiedliches Echo. Das ist das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Blitzumfrage.
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„Viele Kunden sind genervt, etliche kennen die neue Regel nicht einmal“, heißt es etwa beim Imperial Deluxe Sonnenstudio auf der Marktstraße in Borbeck. Immer wieder komme es vor, dass Kunden weggeschickt werden müssten. Oder die Kunden kommen erst gar nicht – wie etwa im Mega Sun Lounge Sonnenstudio auf der Frintroper Straße. „Es ist leerer geworden“, sagt eine Mitarbeiterin. Etliche Stammkunden scheuten den Mehraufwand für den Schnelltest und würden jetzt eine Pause einlegen. Dank der vielen Stammkunden herrsche aber weiterhin eine familiäre Atmosphäre im Studio. Ärgerlich seien Schummelversuche einiger Kunden. „Sie zeigen uns das Handy mit Screenshots von Impfungen oder Tests anderer.“
Corona in Essen: Bei McFit im Westviertel sei die Besucherzahl um „30 bis 40 Prozent“ gesunken
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Ebenfalls gereizt sind offenbar auch Kundinnen und Kunden von Fitnessstudios. Collin, Trainer beim McFit Westviertel auf der Frohnhauser Straße, berichtet Dienstagvormittag, dass er rund zwei Dutzend Kunden habe abweisen müssen, weil sie keinen negativen Schnelltest hätten vorlegen können. Ein Testzentrum hätten sie daraufhin anscheinend nicht aufgesucht. „Sie sind nicht mehr wiedergekommen.“ Überhaupt sei die Besucherzahl spürbar gesunken – „um 30 bis 40 Prozent“, so der Trainer.
Ähnlich wie in Sonnenstudios würden auch Kunden von Fitnessstudios nun verstärkt Pausen einlegen. Oder in Einzelfällen auch die Verträge kündigen: „Montagabend hat ein Kunde mit sofortiger Wirkung gekündigt“, heißt es bei McFit, wo die Crosstrainer und Laufbänder rund um die Uhr in Betrieb sind. Der Mehraufwand für die 2G-plus-Kontrollen gehe zulasten anderer Tätigkeiten im Studioalltag. „Wenn ich kontrolliere, kann ich nicht auf der Trainingsfläche sein“, so ein Mitarbeiter.
Beim FitX Nordviertel auf der Stoppenberger Straße haben Kunden ebenfalls angekündigt, kündigen zu wollen. „Die Leute sind genervt“, so ein Trainer. Am Dienstagmorgen sei das Studio viel leerer als sonst gewesen. Einige Kunden ohne gültiges Zertifikat seien zum nächsten Testzentrum geschickt worden.
Rotlichtmeile Stahlstraße: Pläne für eigenes Testzentrum sind gescheitert
Lange Gesichter auch in der Stahlstraße, Essens Rotlichtmeile. Rebecca, Inhaberin mehrerer Bordellbetriebe, ärgert sich über den Flickenteppich in Deutschland. „In Nordrhein-Westfalen gilt jetzt 2G plus für immunisierte Kunden, in Bayern und Niedersachsen hingegen nicht.“
Die Bordellbetreiberin berichtet von ihren vergeblichen Versuchen, in unmittelbarer Nähe der Stahlstraße ein Testzentrum zu errichten, das idealerweise bis Mitternacht geöffnet habe. Leider habe sich kein privater Betreiber gefunden. Die meisten Testzentren in der Umgebung würden schon um 19 Uhr schließen: „Das ist aber viel zu früh, die meisten Besucher der Stahlstraße kommen später und spontan zu uns.
Am Eingang zur Stahlstraße informiert jetzt ein großes Plakat über die Einführung der 2G-plus-Regel. Eine Reihe von Kunden seien am Dienstag bereits abgewiesen worden, weil sie den Negativtest nicht nachweisen konnten. Rebeccas Erfahrung: „Die wenigsten kommen mit einem Test wieder zurück.“
Keine Probleme im Hallenbad Oststadt, Grugapark-Therme mit Testzentrum
Keinerlei Probleme mit der 2G-plus-Regel meldet das Schwimmzentrum Oststadt, das zwischen Weihnachten und Neujahr von 8 bis 13 Uhr geöffnet hat. Bis 10 Uhr hätten bereits 30 bis 35 Besucher den Weg ins Hallenbad gefunden, neben den Frühschwimmern auch mehrere Familien mit Kindern. Fünf Badegäste hätten keinen Test vorlegen können, berichtet Schwimmmeisterin Katharina Sierpinski. Sie habe sie daraufhin zum nächstgelegenen Testzentrum geschickt. Die Badegäste würden verständnisvoll auf die Testpflicht reagieren. „Sie sind megafroh, dass die Bäder überhaupt geöffnet haben.“ Ohnehin sei das Klima im Oststadtbad angenehm. „Badegäste und Personal sind eine große Familie“, sagt Katharina Sierpinski.
Besonders kundenfreundlich reagiert die Grugapark-Therme auf 2G plus. Im Eingangsbereich gibt’s für Besucher neuerdings ein eigenes Testzentrum, das schon um 8.30 Uhr seine Pforten öffnet. In den ersten beiden Stunden seien bereits rund 50 Kunden getestet worden. „Unsere Gäste sind superzufrieden“, sagt Geschäftsführer Karsten Peipe. Hinzu kämen Besucher, die sich vorher anderswo getestet hätten. Um die kurze Zeit nach dem Test möglichst angenehm überbrücken zu können, hat die Grugapark-Therme für ihre Kunden eine Art Wartezimmer eingerichtet. Peipe: „Bei einer Tasse Kaffee können sie aufs Ergebnis warten.“