Essen. Seit Beginn der Pandemie haben sich die Notfallplanungen in Essens Kliniken eingespielt. Doch auf Omikron blicken die Krisenstäbe mit Respekt.

Als angespannt, aber unter Kontrolle kann man die Lage an den Essener Krankenhäusern bezeichnen: Nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie haben sich die Vorbereitungen auf die jeweils nächste Welle eingespielt, und für die Feiertage werden ohnehin besondere Personalpläne gemacht: Ein Urlaubsverbot hat bislang kein Essener Krankenhaus für die Zeit zwischen den Jahren aussprechen müssen. „Wir sind vorbereitet und bleiben gleichzeitig sehr wachsam“, sagt Thorsten Schabelon, Sprecher der Essener Universitätsmedizin.

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Die Uniklinik gehört bundesweit zu den Kliniken mit den meisten Covid-19-Patienten, aktuell sind es 63, und 21 von ihnen liegen auf einer Intensivstation. Am Dienstag (21. 12.) gab es in der Uniklinik noch sieben freie Intensivbetten, dazu drei freie auf der Überwachungsstation (IMC) und 17 Verlegungsoptionen. Das OP-Programm müsse noch nicht reduziert werden. Aber mit sechs Patienten an der Ecmo, seien die Kapazitäten bei den Herz-Lungen-Maschinen schon ausgelastet.

Krankenhäuser sehen besondere Risiken bei Omikron

Angesichts der seit langem angespannten Lage habe man im November bereits die Besuchsregelungen verschärft, „um mit Blick auf die sehr ansteckende Omikron-Variante, Kontakte zu reduzieren“. Außerdem würden die seit Beginn der Pandemie entwickelten Konzepte stetig verfeinert und angepasst, auch im Austausch mit Landes- und Bundesbehörden. Aktuell bereite man sich auf den Umgang mit Omikron vor – und den zu erwartenden besonderen Risiken.

„Wir haben einen Omikron-Notfall-Plan“, sagt auch Dr. Andreas Grundmeier, Corona-Einsatzleiter bei den Kliniken Essen Mitte (KEM). Dazu gehöre, einzelne Klinikbereiche noch besser voneinander abzuschotten: Wer bisher in vier Bereichen arbeite, werde nun nach Möglichkeit nur noch in einem eingesetzt. So soll auch sichergestellt werden, dass es nicht zu massiven Personalausfällen kommt, sobald die ersten Omikron-Fälle auftreten.

Impfquote und Krankenstand in Essenern Krankenhäusern

Im Elisabeth-Krankenhaus Essen liegt die Impfquote beim Personal aktuell bei bei über 90 Prozent. Von 1500 Mitarbeitern sind derzeit sechs in Quarantäne, davon ist eine Person selbst an Covid-19 erkrankt.

Die Impfquote an der Universitätsmedizin Essen liegt bei etwa 95 Prozent. Die Bereitschaft zum Boostern ist hoch. Es melden sich auch noch Mitarbeiter für Erstimpfungen. Täglich sind etwa zehn Mitarbeiter in Quarantäne.

An den Kliniken Essen Mitte (KEM) sind 86 Prozent aller Mitarbeiter geimpft, bei den Kräften mit direktem Patientenkontakt sind es 92 Prozent. Rund zwei Drittel der Geimpften sind auch schon geboostert. 14 Mitarbeiter sind derzeit Quarantäne. Außerdem hat die KEM bei 29 weiteren eine Freistellung angeordnet: vorsorglich, weil Familienmitglieder corona-positiv sind.

In den Krupp-Krankenhäusern in Rüttenscheid und Steele liegt die Impfquote bei 93 Prozent. Wenige Mitarbeiter (einstelliger Bereich) sind trotz Impfung in Quarantäne.

Die Impfquote im Katholischen Klinikum Essen (KKE) liegt bei über 90 Prozent. Aktuell gibt es drei Erkrankte, sechs von 961 Kräften sind in Quarantäne.

Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel: Die Impfquote liegt hier bei rund 90 Prozent. Aktuell sind vier Mitarbeitende erkrankt oder in Quarantäne.

Wie andere Essener Kliniken setzt sich die KEM darum dafür ein, dass möglichst viele Mitarbeiter eine Booster-Impfung erhalten. Nach bis zu acht Covid-19-Patienten in der vergangenen Woche habe man derzeit lediglich drei, davon keinen auf der Intensivstation. Doch das sei nur eine Momentaufnahme, sagt Grundmeier. „Wir sehen, was in England passiert und blicken mit Respekt auf das, was kommen wird.“

Taskforce trifft sich auch an den Feiertagen

In den beiden Krupp-Krankenhäusern in Steele und Rüttenscheid sind die Intensivstationen bereits „gut ausgelastet“, wie Sprecherin Anette Ehrke-Schön mitteilt. Mit Rücksicht darauf setze man nun die planbaren Eingriffe an. Die Ecmo sei derzeit nicht im Einsatz. Ein besonderer Bereitschaftsdienst ist eingerichtet, um an den Weihnachtstagen die Versorgung der Covid-19-Patienten zu sichern. Für aktuelle Entwicklungen in puncto Omikron sei man gewappnet: „Es gibt eine Taskforce, die sich bei Bedarf jederzeit – auch an den Feiertagen – trifft, um Maßnahmen zu ergreifen.“

Im Elisabeth-Krankenhaus gibt es seit März 2020 einen interdisziplinären Lenkungskreis: Dieser Krisenstab steuert das Haus und passt den Einsatz von Mitarbeitern und Mitteln jeweils der aktuellen Lage an. Die ist auch hier bereits angespannt: Von 400 Patienten sind zwar „nur“ acht Covid-19-Erkrankte (nur zwei Intensivpatienten), doch: „Die Intensivstationen sind aktuell belegt“, sagt Sprecherin Dorothee Renzel.

Enge Zusammenarbeit aller Essener Kliniken

Das Katholische Klinikum Essen (KKE, Philippusstift) und das St. Josef-Krankenhaus Kupferdreh, die wie das Elisabeth-Krankenhaus zum Träger Contilia gehören, verweisen darauf, dass sich die Häuser in ihrem Corona-Lagezentrum ständig austauschen. Im KKE werden derzeit 16 Covid-19-Patienten behandelt, in Kupferdreh sind es sechs, davon vier bzw. einer auf der Intensivstation. Beide Krankenhäuser haben jeweils einen eigenen Krisenstab, verweisen aber darauf, dass es mit Blick auf Omikron eine enge Zusammenarbeit aller Essener Klinikträger gebe.