Essen-Gerschede. Ralf Benner weiß, wie es geht: Sensen ohne Rückenschmerzen und Muskelkater. Was die Vorteile sind und wo der Essener bald unterrichtet.

Mit seiner Sense ist Ralf Benner schon in mehreren Essener Stadtteilen unterwegs – jetzt will der 53-Jährige als Sensenlehrer noch mehr Menschen im Ruhrgebiet von der alten Technik überzeugen. Damit will der Gerscheder zum Natur- und Artenschutz in seiner Heimat beitragen.

  • Die Sensenkurse wird Ralf Benner über den BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) anbieten.
  • Die Termine für 2022 werden auf der Seite der BUND-Kreisgruppe Essen bekanntgegeben, sobald sie feststehen.
  • In den Kursen geht es um die richtige Technik im Umgang mit der Sense, um die Vorteile des Sensens und später auch um das Dengeln, also das Schärfen mit einem Hammer.
Die Sensen werden mit Hammerschlägen geschärft – wie das Dengeln funktioniert, wird der Essener Ralf Benner auch in seinen Kursen erklären.
Die Sensen werden mit Hammerschlägen geschärft – wie das Dengeln funktioniert, wird der Essener Ralf Benner auch in seinen Kursen erklären. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Beim Sensen ist der Verlust an Insekten deutlich geringer als beim Mähen“, sagt Benner. „Die Tiere haben so noch eine Fluchtmöglichkeit.“ Mit der Sense arbeitet er vor allem auf Flächen mit hohem Gras und Wildblumen, etwa in Altenessen und auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck. Dort kümmert sich Benner gemeinsam mit Mitgliedern des Naturschutzbundes BUND um eine Wildblumenwiese. Sie soll heimischen Pflanzenarten einen wichtigen Nährboden bieten, Insekten anlocken und ein schöner Anblick für Spazierende sein. Nach Plänen von Grün und Gruga sollen weitere Friedhöfe in Essen ökologisch aufgewertet werden.

Essener absolviert Prüfung zum Sensenlehrer

Benner freut sich über diese Entwicklung. Er selbst war eher zufällig Teil des BUND-Projekts geworden. „Vor einigen Jahren habe ich im Fernsehen einen Beitrag über das Sensen gesehen und mich für einen Kurs angemeldet“, sagt Benner. Dort fand er Gleichgesinnte. „Die alten Kulturtechniken erfahren eine Renaissance, in den Kursen gibt es Leute mit ganz unterschiedlichem Hintergrund“, sagt der Essener. Was sie gemeinsam haben, ist das Interesse an der schonenden Pflege von Wiesen.

Als ausgebildeter Sensenlehrer will Ralf Benner in Essen auch andere Menschen für diese schonende Kulturtechnik begeistern.
Als ausgebildeter Sensenlehrer will Ralf Benner in Essen auch andere Menschen für diese schonende Kulturtechnik begeistern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die körperliche Arbeit ohne elektrische Unterstützung schreckt Benner nicht ab, tatsächlich sei das Sensen gar kein so großer Kraftakt, wie viele vermuteten. „Man braucht nicht viel Kraft, es kommt auf die richtige Technik an“, sagt er. Dann gebe es weder Rückenschmerzen noch Muskelkater in den Armen. Wie diese Technik funktioniert, das will er bald auch anderen beibringen. Im Sensenverein Deutschland hat er sich zum Lehrer ausbilden lassen, um ab dem kommenden Sommer Kurse geben zu können. Auf einer Fläche in Dellwig hat er fleißig geübt und vor Kurzem seine Prüfung bestanden.

Werbung für Wildblumenflächen auch in Privatgärten

„Ich möchte, dass die Sense wieder etablierter wird, als Beitrag zum Naturschutz“, sagt Benner, der hauptberuflich für die Essener Entsorgungsbetriebe unterwegs ist und sich in seiner Freizeit für das Sensen engagiert. Die erste Mahd eines Jahres finde nach der ersten Blüte im Juni statt, im September oder Oktober folge die zweite.

Für den Rasen im Familiengarten komme das Sensen zwar nicht in Frage. Benner hofft aber, dass Privatleute mit größeren Gärten bereit sind, auf einem Teil der Fläche Wildblumen ihren freien Wuchs zu lassen – und so den Artenreichtum zu vergrößern.