Essen. Mit neuen Bäumen und Blumenvielfalt will die Stadt Essener Friedhöfe ökologisch aufwerten. Welche Projekte nun geplant sind.

Die Essener Friedhöfe werden ökologisch vielfältiger. Möglich macht dies eine Förderung aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Dabei geht es um Fördermittel in Höhe von 559.000 Euro. Welche Projekte Grün und Gruga mit dem Geld nun realisieren will.

Friedhöfe werden seit Beginn der Pandemie immer mehr zu wertvollen Orten der Naherholung. Dieser Entwicklung trägt nun auch die Europäische Union Rechnung, die gleich zwei Essener Projekte unterstützt, um die grüne Infrastruktur zu fördern. Davon profitieren nicht nur die Essener Friedhöfe, sondern auch zwei ausgewählte Grünanlagen.

Mehr Aufenthaltsqualität und Artenschutz für Essener Friedhöfe

So werden im kommenden Jahr nicht nur 260 klimaangepasste Bäume gepflanzt, sondern auch zahlreiche Blühwiesen angelegt. Die Stadt kann so das Ziel weiterverfolgen, für mehr Aufenthaltsqualität und Artenschutz auf Essener Friedhöfe zu sorgen.

Die Idee ist nicht ganz neu. Bereits Mitte des Jahres hatte beispielsweise eine Gruppe Essener Naturschützer ein Pilotprojekt auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck gestartet. Unter dem Motto „Wild ist schön“ legten Mitglieder der Essener Kreisgruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) dort eine Wildblumenwiese an. Auf einer großen Freifläche legten sie so die Basis, dass dort neben Löwenzahn und Disteln künftig etliche andere Blumen wie beispielsweise Schmuckkörbchen, Cosmea, Sonnenblumen und Kornblumen blühen werden, um die Artenvielfalt zu fördern, aber auch um zum Insektenschutz beizutragen.

10.000 Quadratmeter Wildwiesen will die Stadt auf ihren Friedhöfen schaffen

Die Naturschützer Ralf Benner, Alfred Dübbert, Sabine Hurck und Martin Kaiser vom BUND legten bereits im Mai dieses Jahres eine Wildblumenwiese auf dem Terrassenfriedhof in Essen-Schönebeck an.
Die Naturschützer Ralf Benner, Alfred Dübbert, Sabine Hurck und Martin Kaiser vom BUND legten bereits im Mai dieses Jahres eine Wildblumenwiese auf dem Terrassenfriedhof in Essen-Schönebeck an. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Erhofften sich die Naturschützer durch ihre Aktion einen Nachahmereffekt im privaten Bereich, verfolgt die Stadt Essen nun genau diese Richtung und will in den nächsten Jahren insgesamt über 10.000 Quadratmeter Wildblumenwiesen auf verschiedenen Essener Friedhöfen anlegen. Beispielsweise auf dem Parkfriedhof in Essen-Huttrop oder auf den Friedhöfen in Überruhr, Kray, Heisingen II sowie auf dem Friedhof am Hallo.

Auswahl der Baumarten

Grün und Gruga hat sich mit Stadt- und Straßenbäumen im Klimawandel intensiv befasst.

Die Auswahl der Baumarten ist abhängig davon, welche Anforderungen an welchen Standorten möglichst optimal, nachhaltig und pflegeleicht erfüllt werden können.

Doch nicht nur die Essener Friedhöfe werden gefördert: So wird in der Grünanlage Haedenkampstraße in Altendorf eine rund 800 Quadratmeter große, asphaltierte Fläche entsiegelt und bepflanzt. Und auch im Grünareal Hörster Feld werden 60 der insgesamt 260 neuen Bäume gesetzt. „Die Kosten für die Bäume und Blühwiesen auf den Friedhöfen sowie die Baumpflanzungen am Hörster Feld Kosten werden komplett durch die EU-Fördermittel gedeckt“, erklärt Christina Waimann von Grün und Gruga. „Die Entsiegelung der Fläche an der Haedenkampstraße wird gesondert finanziert.“

„Ich freue mich sehr, dass unsere Projekte für die Förderung ausgewählt wurden“, sagt Simone Raskob, Umwelt-, Verkehr- und Sportdezernentin der Stadt Essen. „Diese Projekte fördern nicht nur Biodiversität und Ökosystemleistungen im teils dicht bebauten Umfeld, sondern dienen auch ganz direkt der Gesundheitsvorsorge.“

Nahrungsquellen und Nistangebote für Wildbienen und Co

Um Wildbienen jedoch nicht nur Nahrung, sondern auch Nistmöglichkeiten zu bieten, wird jede blühende Wiese durch ein Sandarium ergänzt, das den Wildbienen eine Sandfläche zum Bau von Röhren und Höhlen bietet. „Etwa drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten sind bodennistend und somit stellen Sandarien bestens geeignete Nisthabitate dar – und das auch für weitere Insekten und sogar Eidechsen“, sagt Melanie Ihlenfeld, Fachbereichsleiterin von Grün und Gruga.

Klimawandelgerechte Stadtbäume wurden für die Pflanzungen auf den Friedhöfen und in der Grünanlage Hörster Feld ausgewählt: Felsenbirnen, Himalayabirken, Amber- und Tulpenbäume, Persische Eisenholzbäume, sogar Urweltmammutbäume und viele weitere Sorten werden an den unterschiedlichen Standorten eingesetzt. Diese Arten sind inzwischen auch in unseren Gefilden heimisch und bilden in ihrer Mischung eine gute Vielfalt für einen klimaresilienten Stadtbaumbestand.