Essen. „Augen auf im Supermarkt“, mahnt der Diabetiker-Tags im Januar 2022: Experten vom Elisabeth-Krankenhaus Essen verraten, wo Zucker versteckt ist.

Es ist ein Angebot mit Tradition, das nun zum zweiten Mal ins Netz wechselt: Der 35. Essener Diabetiker-Tag findet online statt. Vor Corona trafen sich Patienten und Angehörige mit Ärzten und Ernährungsberatern zu einer tagesfüllenden Veranstaltung in der Essener Philharmonie. Anfang 2021 hatten die Organisatoren vom Elisabeth-Krankenhaus erstmals aufs Internet-Format umgestellt. Für die kommende Runde wurde nun auch die Redezeit auf insgesamt 90 Minuten angepasst. Nun hofft das Team der Klinik für Diabetologie am Samstag, 8. Januar 2022, von 14 bis 15.30 Uhr auf viele interessierte Teilnehmer.

Diabetes mellitus: Nicht zu heilen, aber gut zu behandeln

Im Mittelpunkt steht dann der Schwerpunkt „Augen auf im Supermarkt“, referiert von Dipl.-Ökotrophologin Bianca Thomas. Ihr Diabetes begleitet Daniela Gräbing schon viele Jahre: Die heute 51-Jährige war mit 22 Jahren Mutter geworden. Das Kind wog 4,5 Kilo. Das weckte einen Verdacht bei den Ärzten, der begründet war: Die junge Frau litt an Diabetes Typ 1. Eine chronische Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse wenig oder kein Insulin produziert. Anzeichen sind oft erhöhter Durst, häufiges Wasserlassen, extremer Hunger, plötzlicher Gewichtsverlust und Schwäche. Der auch „juvenile“ (jugendlicher) Diabetes genannte Typ 1 der unter dem Begriff „Diabetes mellitus“ vereinten Zuckerkrankheit, ist nicht heilbar. Aber gut zu behandeln.

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Rund 90 Prozent aller Diabetes-Patienten leiden indes an Typ 2 Diabetes, auch „Altersdiabetes“ bezeichnet. Der Name trügt: Es erkranken durchaus viele Jüngere daran. „Beim Typ 2 setzt die Insulinproduktion verlangsamt ein“, erklärt Dr. Angela Matena, leitende Oberärztin der Klinik für Diabetologie im Elisabeth-Krankenhaus. Sie behandelt Diabetes-Patienten aus Essen und Umgebung. Nach der Diagnose sind Kranke verunsichert und haben Fragen: Wie lässt sich Diabetes in den Alltag integrieren? Welche Nahrung ist erlaubt? Wer im Supermarkt die Aufschriften der Produkte studiert, findet unterschiedliche Deklarationen: zuckerfrei, zuckerarm, zuckerreduziert, ohne Zuckerzusatz, ungesüßt. Aber was verbirgt sich dahinter? „Hier wollen wir beim Diabetikertag am 8. Januar mehr Klarheit schaffen“, verspricht Dr. Matena.

Treffpunkt Teeküche: Dr. Angela Matena (links), leitende Oberärztin am Elisabeth-Krankenhaus, und Patientin Daniela Gräbing beim Fototermin zum Thema Diabetes und Ernährung. 
Treffpunkt Teeküche: Dr. Angela Matena (links), leitende Oberärztin am Elisabeth-Krankenhaus, und Patientin Daniela Gräbing beim Fototermin zum Thema Diabetes und Ernährung.  © Contilia

Daniela Gräbing trägt dauerhaft eine Insulinpumpe am Körper. Das kleine Gerät injiziert ihr regelmäßig das fehlende Insulin. Auf ihre Ernährung achtet die Patientin aus Remscheid sehr, was ihrem Langzeitblutzuckerwert und den Blutfetten entgegen- kommt. Sie isst mittlerweile vegan. Mit einer „ausgewogenen, vollwertigen Mischkost“, die pflanzlich basiert sei und auf tierische Fette verzichtet, habe sie seit Mai 16 Kilo abgenommen. „Ich koche frisch, kaufte nichts Fertiges“, sagt die medizinisch-technische Radiologie-Assistentin. Auch zur Arbeit in Essen nimmt sie eigene, gesunde Snacks mit.

Als Kind habe sie immer Verlangen nach süßer Limo gehabt, berichtet die Patientin weiter. Der Diabetes zwingt sie nun, die Lebensmittel bewusst auszuwählen. Zucker versucht sie nach Möglichkeit zu meiden. Auf Wurst, Käse und Milchprodukte verzichtet sie inzwischen gern, nicht nur für die schlanke Linie. Als ihr ein Diabetologe im Frühjahr dazu geraten habe, sei sie kritisch gewesen. „Hafer-Tage“ sollte sie einlegen. „Das kannte ich nicht“, sagt die 51-Jährige. Drei Mahlzeiten Haferflocken, angesetzt mit Wasser oder Gemüsebrühe, standen in kleinen Portionen auf dem Speiseplan. Eiweiß, Fett, Milch, Zucker und Alkohol waren tabu, um den Erfolg der Kur nicht zu gefährden.

Selbst in Gewürzgurken steckt Zucker

„Dem Diabetes-Typ 2 kann man vorbeugen“, betont Dr. Angela Matena. Sie rät Gesunden, sich an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu halten: möglichst fünf Portionen Obst oder Gemüse täglich und Vollkornprodukte essen, Salz und Zucker einsparen, bevorzugt Wasser trinken und pflanzliche statt tierischer Fette verwenden. Vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertigprodukten stecken oft schlechte Fette und Zucker. Letzterer finde sich selbst in Gewürzgurken oder Ketchup. Besser seien Saucen aus frischen Tomaten. Auch das Zubereiten spielt eine Rolle: Schonendes Garen der Speisen ist gesünder als das Braten in Fett. So könne man viel dazu beitragen, später keinen Diabetes zu kriegen.

Tückisch: Typ 2 Diabetes bleibt oft lang unbemerkt. Die Symptome ähneln denen des Typ-1. Je nachdem, wie viel Insulin der Körper noch produziert, wird die Krankheit mit einer Diät, Tabletten oder Insulinspritzen behandelt.